Die kleine Feld-Stühl', ihr Gewand, Die Legel, Kober, und noch mehr, Das ich daselbst zusammen fand, Lag durch einander hin und her. Es schien auf solche Art geleget, Als wie man es zu mahlen pfleget.
Jch ließ hierauf mir all ihr Werkzeug weisen, Und sah' zuerst die Form der Sichel an, Die man, wie grob sie scheint, nicht gnug bewundern kann. Jhr recht halb Cirkel-rundes Eisen (Wodurch es füglich eine Menge Von Halmen gleichsam in die Enge Jm Hauen treibt, und sie sich leichter trennen) Jst künstlich an den Schafft gefügt, Den sie gemeiniglich den Wirbel nennen, Und welcher sich ein wenig biegt, Worinn der Daum recht fest in einer Tiefe liegt, Wodurch sie sie bequemlich halten können, An welchem Schafft ein viereckt Holz, das platt, Und welches man die Schüssel heisst, Ganz unten eine Stelle hat, Nicht nur zu einem Gleich-Gewicht, Nein auch dazu, damit es nicht, Der Hand so wenig, als dem Bein, Jm Hauen dürft' im Wege seyn. Und kurz: Dieß Werkzeug leicht zu zwingen, Und jeden Hieb bequemlich zu vollbringen, Jst es, ob man es gleich nicht achtet, Und es, für Hoheit, kaum betrachtet, So künstlich eingericht't, so wohl formiert, Daß dem Erfinder nicht allein
Dafür
Betrachtungen uͤber das Maͤhen
Die kleine Feld-Stuͤhl’, ihr Gewand, Die Legel, Kober, und noch mehr, Das ich daſelbſt zuſammen fand, Lag durch einander hin und her. Es ſchien auf ſolche Art geleget, Als wie man es zu mahlen pfleget.
Jch ließ hierauf mir all ihr Werkzeug weiſen, Und ſah’ zuerſt die Form der Sichel an, Die man, wie grob ſie ſcheint, nicht gnug bewundern kann. Jhr recht halb Cirkel-rundes Eiſen (Wodurch es fuͤglich eine Menge Von Halmen gleichſam in die Enge Jm Hauen treibt, und ſie ſich leichter trennen) Jſt kuͤnſtlich an den Schafft gefuͤgt, Den ſie gemeiniglich den Wirbel nennen, Und welcher ſich ein wenig biegt, Worinn der Daum recht feſt in einer Tiefe liegt, Wodurch ſie ſie bequemlich halten koͤnnen, An welchem Schafft ein viereckt Holz, das platt, Und welches man die Schuͤſſel heiſſt, Ganz unten eine Stelle hat, Nicht nur zu einem Gleich-Gewicht, Nein auch dazu, damit es nicht, Der Hand ſo wenig, als dem Bein, Jm Hauen duͤrft’ im Wege ſeyn. Und kurz: Dieß Werkzeug leicht zu zwingen, Und jeden Hieb bequemlich zu vollbringen, Jſt es, ob man es gleich nicht achtet, Und es, fuͤr Hoheit, kaum betrachtet, So kuͤnſtlich eingericht’t, ſo wohl formiert, Daß dem Erfinder nicht allein
Dafuͤr
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Betrachtungen uͤber das Maͤhen
Die kleine Feld-Stuͤhl’, ihr Gewand,
Die Legel, Kober, und noch mehr,
Das ich daſelbſt zuſammen fand,
Lag durch einander hin und her.
Es ſchien auf ſolche Art geleget,
Als wie man es zu mahlen pfleget.
Jch ließ hierauf mir all ihr Werkzeug weiſen,
Und ſah’ zuerſt die Form der Sichel an,
Die man, wie grob ſie ſcheint, nicht gnug bewundern kann.
Jhr recht halb Cirkel-rundes Eiſen
(Wodurch es fuͤglich eine Menge
Von Halmen gleichſam in die Enge
Jm Hauen treibt, und ſie ſich leichter trennen)
Jſt kuͤnſtlich an den Schafft gefuͤgt,
Den ſie gemeiniglich den Wirbel nennen,
Und welcher ſich ein wenig biegt,
Worinn der Daum recht feſt in einer Tiefe liegt,
Wodurch ſie ſie bequemlich halten koͤnnen,
An welchem Schafft ein viereckt Holz, das platt,
Und welches man die Schuͤſſel heiſſt,
Ganz unten eine Stelle hat,
Nicht nur zu einem Gleich-Gewicht,
Nein auch dazu, damit es nicht,
Der Hand ſo wenig, als dem Bein,
Jm Hauen duͤrft’ im Wege ſeyn.
Und kurz: Dieß Werkzeug leicht zu zwingen,
Und jeden Hieb bequemlich zu vollbringen,
Jſt es, ob man es gleich nicht achtet,
Und es, fuͤr Hoheit, kaum betrachtet,
So kuͤnſtlich eingericht’t, ſo wohl formiert,
Daß dem Erfinder nicht allein
Dafuͤr
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/248>, abgerufen am 24.11.2024.
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