Mein GOtt! da ich hier ganz allein (die Augen auf die Welt gekehrt, Die jetzt der Lenz beblühmet) sitze, auf alle Schönheit Achtung gebe, Die Himmel, Erd' und Wasser zeigen, worinn Dich alles zeigt und ehrt, Dich, HErr, bewundre, mich vergnüge, in meiner Lust Dein Lob erhebe; So deucht mich, daß nur diese Zeit die wahre Zeit sey, die ich lebe.
Jch fühle Dich in meiner Lust, ich finde, daß ich Dich entdecke Jn allem, was ich höre, sehe, betracht', empfinde, riech' und schmecke. Jch finde, da sich meine Sinnen auf Dich, in Deinen Werken, richten, Da sich mein Geist, von andern Dingen entfernet, nur mit Dir befaßt, Jn einer Unschuld-vollen Stille, in einer rechten Seelen- Rast, Sich Dein, in Deinen Wundern, freuet; daß dieß die wah- ren Menschen-Pflichten, Zu welchen wir erschaffen, scheinen. HErr, laß, was mir von dieser Welt, Wenn ich sie als Dein Werk betrachte, so unausdrücklich wohl gefällt, Dir auch aus Gnaden wohl gefallen! So oft als sich in meinem Geist Dein grosses Werk verkleinert, weis't,
Als
Geiſtige Copie der Welt.
Mein GOtt! da ich hier ganz allein (die Augen auf die Welt gekehrt, Die jetzt der Lenz bebluͤhmet) ſitze, auf alle Schoͤnheit Achtung gebe, Die Himmel, Erd’ und Waſſer zeigen, worinn Dich alles zeigt und ehrt, Dich, HErr, bewundre, mich vergnuͤge, in meiner Luſt Dein Lob erhebe; So deucht mich, daß nur dieſe Zeit die wahre Zeit ſey, die ich lebe.
Jch fuͤhle Dich in meiner Luſt, ich finde, daß ich Dich entdecke Jn allem, was ich hoͤre, ſehe, betracht’, empfinde, riech’ und ſchmecke. Jch finde, da ſich meine Sinnen auf Dich, in Deinen Werken, richten, Da ſich mein Geiſt, von andern Dingen entfernet, nur mit Dir befaßt, Jn einer Unſchuld-vollen Stille, in einer rechten Seelen- Raſt, Sich Dein, in Deinen Wundern, freuet; daß dieß die wah- ren Menſchen-Pflichten, Zu welchen wir erſchaffen, ſcheinen. HErr, laß, was mir von dieſer Welt, Wenn ich ſie als Dein Werk betrachte, ſo unausdruͤcklich wohl gefaͤllt, Dir auch aus Gnaden wohl gefallen! So oft als ſich in meinem Geiſt Dein groſſes Werk verkleinert, weiſ’t,
Als
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[192/0210]
Geiſtige Copie der Welt.
Mein GOtt! da ich hier ganz allein (die Augen auf
die Welt gekehrt,
Die jetzt der Lenz bebluͤhmet) ſitze, auf alle Schoͤnheit
Achtung gebe,
Die Himmel, Erd’ und Waſſer zeigen, worinn Dich alles
zeigt und ehrt,
Dich, HErr, bewundre, mich vergnuͤge, in meiner Luſt
Dein Lob erhebe;
So deucht mich, daß nur dieſe Zeit die wahre Zeit ſey,
die ich lebe.
Jch fuͤhle Dich in meiner Luſt, ich finde, daß ich Dich
entdecke
Jn allem, was ich hoͤre, ſehe, betracht’, empfinde,
riech’ und ſchmecke.
Jch finde, da ſich meine Sinnen auf Dich, in Deinen
Werken, richten,
Da ſich mein Geiſt, von andern Dingen entfernet, nur
mit Dir befaßt,
Jn einer Unſchuld-vollen Stille, in einer rechten Seelen-
Raſt,
Sich Dein, in Deinen Wundern, freuet; daß dieß die wah-
ren Menſchen-Pflichten,
Zu welchen wir erſchaffen, ſcheinen. HErr, laß, was mir
von dieſer Welt,
Wenn ich ſie als Dein Werk betrachte, ſo unausdruͤcklich
wohl gefaͤllt,
Dir auch aus Gnaden wohl gefallen! So oft als ſich in
meinem Geiſt
Dein groſſes Werk verkleinert, weiſ’t,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/210>, abgerufen am 18.12.2024.
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