Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.über Rosen. Allein, was mir annoch weit grössre Lust gewährte, Was dieser Bluhmen Gluht und Schönheit noch ver- mehrte, Und was mich unverhofft noch kräftiger ergetzte, War, wie zur Abends-Zeit ich bey den Bluhmen saß, Und man von ungefehr mir ein Krystallen-Glas, Mit Wasser angefüllt, auf meinen Schreib-Tisch setzte, Durch dieses, wie das Licht darinn gebrochen, floß Ein concentrirter Strahl auf eine Rose ganz, Wodurch dieselbige, mit einem neuen Glanz Recht übergossen, schien. Es war auf dieser Stelle Die Rose, wie verklärt, so unbeschreiblich helle, Daß aller andern sonst so lieblich rohter Schein Bey diesem Glanze todt und roht kaum schien zu seyn, Jch stutzte ja so sehr ob diesem Unterscheid, Als ob der angestrahlt- und lichten Herrlichkeit, Bis mich, wie ich den Glanz und Schimmer überdachte, Dieß gar zu schöne Licht auf die Gedanken brachte: Es zeigt der neue Glanz mir eine neue Spur, Wie die für uns annoch verborgene Natur Von Schönheit und von Licht so manchen Grad, Der uns noch nicht bekannt, vermuhtlich in sich hat, Jch machte ferner diese Schlüsse: Was für ein Meer von Vollenkommenheit, Von Schönheit, Licht und Herrlichkeit, Jn andern Welten wohl vielleicht bereit? Ja, was vermuhtlich dort, nach dieser Zeit, Jm Himmel sich für uns für Glanz wohl finden müsse? Zufällige
uͤber Roſen. Allein, was mir annoch weit groͤſſre Luſt gewaͤhrte, Was dieſer Bluhmen Gluht und Schoͤnheit noch ver- mehrte, Und was mich unverhofft noch kraͤftiger ergetzte, War, wie zur Abends-Zeit ich bey den Bluhmen ſaß, Und man von ungefehr mir ein Kryſtallen-Glas, Mit Waſſer angefuͤllt, auf meinen Schreib-Tiſch ſetzte, Durch dieſes, wie das Licht darinn gebrochen, floß Ein concentrirter Strahl auf eine Roſe ganz, Wodurch dieſelbige, mit einem neuen Glanz Recht uͤbergoſſen, ſchien. Es war auf dieſer Stelle Die Roſe, wie verklaͤrt, ſo unbeſchreiblich helle, Daß aller andern ſonſt ſo lieblich rohter Schein Bey dieſem Glanze todt und roht kaum ſchien zu ſeyn, Jch ſtutzte ja ſo ſehr ob dieſem Unterſcheid, Als ob der angeſtrahlt- und lichten Herrlichkeit, Bis mich, wie ich den Glanz und Schimmer uͤberdachte, Dieß gar zu ſchoͤne Licht auf die Gedanken brachte: Es zeigt der neue Glanz mir eine neue Spur, Wie die fuͤr uns annoch verborgene Natur Von Schoͤnheit und von Licht ſo manchen Grad, Der uns noch nicht bekannt, vermuhtlich in ſich hat, Jch machte ferner dieſe Schluͤſſe: Was fuͤr ein Meer von Vollenkommenheit, Von Schoͤnheit, Licht und Herrlichkeit, Jn andern Welten wohl vielleicht bereit? Ja, was vermuhtlich dort, nach dieſer Zeit, Jm Himmel ſich fuͤr uns fuͤr Glanz wohl finden muͤſſe? Zufaͤllige
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uͤber Roſen.
Allein, was mir annoch weit groͤſſre Luſt gewaͤhrte,
Was dieſer Bluhmen Gluht und Schoͤnheit noch ver-
mehrte,
Und was mich unverhofft noch kraͤftiger ergetzte,
War, wie zur Abends-Zeit ich bey den Bluhmen ſaß,
Und man von ungefehr mir ein Kryſtallen-Glas,
Mit Waſſer angefuͤllt, auf meinen Schreib-Tiſch ſetzte,
Durch dieſes, wie das Licht darinn gebrochen, floß
Ein concentrirter Strahl auf eine Roſe ganz,
Wodurch dieſelbige, mit einem neuen Glanz
Recht uͤbergoſſen, ſchien. Es war auf dieſer Stelle
Die Roſe, wie verklaͤrt, ſo unbeſchreiblich helle,
Daß aller andern ſonſt ſo lieblich rohter Schein
Bey dieſem Glanze todt und roht kaum ſchien zu ſeyn,
Jch ſtutzte ja ſo ſehr ob dieſem Unterſcheid,
Als ob der angeſtrahlt- und lichten Herrlichkeit,
Bis mich, wie ich den Glanz und Schimmer uͤberdachte,
Dieß gar zu ſchoͤne Licht auf die Gedanken brachte:
Es zeigt der neue Glanz mir eine neue Spur,
Wie die fuͤr uns annoch verborgene Natur
Von Schoͤnheit und von Licht ſo manchen Grad,
Der uns noch nicht bekannt, vermuhtlich in ſich hat,
Jch machte ferner dieſe Schluͤſſe:
Was fuͤr ein Meer von Vollenkommenheit,
Von Schoͤnheit, Licht und Herrlichkeit,
Jn andern Welten wohl vielleicht bereit?
Ja, was vermuhtlich dort, nach dieſer Zeit,
Jm Himmel ſich fuͤr uns fuͤr Glanz wohl finden muͤſſe?
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