Hiezu hat der Schöpfer ihnen solch ein Werkzeug wollen gönnen, Welches recht Bewunderns-wehrt: Jeder hat in seinem Bauch Eine Flasche voller Luft, einen sonderbaren Schlauch, Welchen man die Blase nennet; diese dient, den Fisch zu heben, Wenn sie sich vonsammen treibt, weil mehr Luft den Cörper dehnet, Und ihn doch nicht schwerer macht; welches ihm die Wege bähnet, Durch des Wassers Seul' und Theile, die ihn tragen und umgeben, Wenn sich selbige vergrössern und vermehren, mehr zu schweben; Weil, wenn das Gewicht des Wassers sich vermehrt, es mehr Gewicht, Als es erst getragen, trägt. Wenn er nun die Blase preßt, Und die Luft, indem er drückt, durch die Kefen von sich läßt, Wird sein Umfang etwas kleiner, und kann soviel Wasser nicht, Als er erst beschlug, beschlagen, dadurch eben sinkt er nieder, Weil er schwerer, als das Wasser. Wie er aber Luft kann fassen, Und auf welche Weis' und Art er die Luft im Wasser wieder,
Die
Von den Bewohnern
Hiezu hat der Schoͤpfer ihnen ſolch ein Werkzeug wollen goͤnnen, Welches recht Bewunderns-wehrt: Jeder hat in ſeinem Bauch Eine Flaſche voller Luft, einen ſonderbaren Schlauch, Welchen man die Blaſe nennet; dieſe dient, den Fiſch zu heben, Wenn ſie ſich vonſammen treibt, weil mehr Luft den Coͤrper dehnet, Und ihn doch nicht ſchwerer macht; welches ihm die Wege baͤhnet, Durch des Waſſers Seul’ und Theile, die ihn tragen und umgeben, Wenn ſich ſelbige vergroͤſſern und vermehren, mehr zu ſchweben; Weil, wenn das Gewicht des Waſſers ſich vermehrt, es mehr Gewicht, Als es erſt getragen, traͤgt. Wenn er nun die Blaſe preßt, Und die Luft, indem er druͤckt, durch die Kefen von ſich laͤßt, Wird ſein Umfang etwas kleiner, und kann ſoviel Waſſer nicht, Als er erſt beſchlug, beſchlagen, dadurch eben ſinkt er nieder, Weil er ſchwerer, als das Waſſer. Wie er aber Luft kann faſſen, Und auf welche Weiſ’ und Art er die Luft im Waſſer wieder,
Die
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Von den Bewohnern
Hiezu hat der Schoͤpfer ihnen ſolch ein Werkzeug wollen
goͤnnen,
Welches recht Bewunderns-wehrt: Jeder hat in ſeinem
Bauch
Eine Flaſche voller Luft, einen ſonderbaren Schlauch,
Welchen man die Blaſe nennet; dieſe dient, den Fiſch zu
heben,
Wenn ſie ſich vonſammen treibt, weil mehr Luft den Coͤrper
dehnet,
Und ihn doch nicht ſchwerer macht; welches ihm die Wege
baͤhnet,
Durch des Waſſers Seul’ und Theile, die ihn tragen und
umgeben,
Wenn ſich ſelbige vergroͤſſern und vermehren, mehr zu
ſchweben;
Weil, wenn das Gewicht des Waſſers ſich vermehrt, es mehr
Gewicht,
Als es erſt getragen, traͤgt. Wenn er nun die Blaſe
preßt,
Und die Luft, indem er druͤckt, durch die Kefen von ſich
laͤßt,
Wird ſein Umfang etwas kleiner, und kann ſoviel Waſſer
nicht,
Als er erſt beſchlug, beſchlagen, dadurch eben ſinkt er
nieder,
Weil er ſchwerer, als das Waſſer. Wie er aber Luft kann
faſſen,
Und auf welche Weiſ’ und Art er die Luft im Waſſer
wieder,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/124>, abgerufen am 22.11.2024.
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