Wenn etwa zart- und dünne Wolken das hohle Firmament umziehn, So färbet sich der Fluhten Fläche, oft fast, wie ein Smaragd, so grün, Bey etwas trübem Sonnenschein, recht Leimen-färbig, gelb- lich, bleich.
Was, bey geschwärzter dunklen Luft, wie schwarze Seif und Bley-Erz, war, Jst, wenn der heitre Himmel blau, wie ein Sapphir so blau, so klar. Wenn nun, im hellen Sonnen-Strahl, gelinde Winde säu- selnd kühlen, Und kurze Wellen sich erhöh'n, mein GOtt! was für ein blitzend Spielen, Von tausend kleinen Sonnen-Spiegeln, läßt sich im regen Schimmer sehn! Es funkeln, glänzen, glimmen, blitzen der Wellen nimmer stille Höh'n, Ja, öfters nimmt, von Sonnen-Strahlen, ein stiller allge- meiner Schein, So weit man sehen kann, die Fläche, mit allgemeinem Schim- mer, ein. Denn ist kein fliessend Silber selber so hell, so glänzend und so rein, Als hin und wieder grosse Stellen, auf dem bestrahlten Wasser, seyn, Die, da sie sich, mit schönem Blau, als wie Ultramarin, begrenzen, Erhoben, durch die dunkle Schönheit des Grundes, ja, so herrlich glänzen,
Als,
Schoͤnheit
Wenn etwa zart- und duͤnne Wolken das hohle Firmament umziehn, So faͤrbet ſich der Fluhten Flaͤche, oft faſt, wie ein Smaragd, ſo gruͤn, Bey etwas truͤbem Sonnenſchein, recht Leimen-faͤrbig, gelb- lich, bleich.
Was, bey geſchwaͤrzter dunklen Luft, wie ſchwarze Seif und Bley-Erz, war, Jſt, wenn der heitre Himmel blau, wie ein Sapphir ſo blau, ſo klar. Wenn nun, im hellen Sonnen-Strahl, gelinde Winde ſaͤu- ſelnd kuͤhlen, Und kurze Wellen ſich erhoͤh’n, mein GOtt! was fuͤr ein blitzend Spielen, Von tauſend kleinen Sonnen-Spiegeln, laͤßt ſich im regen Schimmer ſehn! Es funkeln, glaͤnzen, glimmen, blitzen der Wellen nimmer ſtille Hoͤh’n, Ja, oͤfters nimmt, von Sonnen-Strahlen, ein ſtiller allge- meiner Schein, So weit man ſehen kann, die Flaͤche, mit allgemeinem Schim- mer, ein. Denn iſt kein flieſſend Silber ſelber ſo hell, ſo glaͤnzend und ſo rein, Als hin und wieder groſſe Stellen, auf dem beſtrahlten Waſſer, ſeyn, Die, da ſie ſich, mit ſchoͤnem Blau, als wie Ultramarin, begrenzen, Erhoben, durch die dunkle Schoͤnheit des Grundes, ja, ſo herrlich glaͤnzen,
Als,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0110"n="92"/><fwplace="top"type="header">Schoͤnheit</fw><lb/><lgn="3"><l>Wenn etwa zart- und duͤnne Wolken das hohle Firmament</l><lb/><l><hirendition="#et">umziehn,</hi></l><lb/><l>So faͤrbet ſich der Fluhten Flaͤche, oft faſt, wie ein Smaragd,</l><lb/><l><hirendition="#et">ſo gruͤn,</hi></l><lb/><l>Bey etwas truͤbem Sonnenſchein, recht Leimen-faͤrbig, gelb-</l><lb/><l><hirendition="#et">lich, bleich.</hi></l></lg><lb/><lgn="4"><l>Was, bey geſchwaͤrzter dunklen Luft, wie ſchwarze Seif</l><lb/><l><hirendition="#et">und Bley-Erz, war,</hi></l><lb/><l>Jſt, wenn der heitre Himmel blau, wie ein Sapphir ſo blau,</l><lb/><l><hirendition="#et">ſo klar.</hi></l><lb/><l>Wenn nun, im hellen Sonnen-Strahl, gelinde Winde ſaͤu-</l><lb/><l><hirendition="#et">ſelnd kuͤhlen,</hi></l><lb/><l>Und kurze Wellen ſich erhoͤh’n, mein GOtt! was fuͤr ein</l><lb/><l><hirendition="#et">blitzend Spielen,</hi></l><lb/><l>Von tauſend kleinen Sonnen-Spiegeln, laͤßt ſich im regen</l><lb/><l><hirendition="#et">Schimmer ſehn!</hi></l><lb/><l>Es funkeln, glaͤnzen, glimmen, blitzen der Wellen nimmer</l><lb/><l><hirendition="#et">ſtille Hoͤh’n,</hi></l><lb/><l>Ja, oͤfters nimmt, von Sonnen-Strahlen, ein ſtiller allge-</l><lb/><l><hirendition="#et">meiner Schein,</hi></l><lb/><l>So weit man ſehen kann, die Flaͤche, mit allgemeinem Schim-</l><lb/><l><hirendition="#et">mer, ein.</hi></l><lb/><l>Denn iſt kein flieſſend Silber ſelber ſo hell, ſo glaͤnzend und</l><lb/><l><hirendition="#et">ſo rein,</hi></l><lb/><l>Als hin und wieder groſſe Stellen, auf dem beſtrahlten</l><lb/><l><hirendition="#et">Waſſer, ſeyn,</hi></l><lb/><l>Die, da ſie ſich, mit ſchoͤnem Blau, als wie Ultramarin,</l><lb/><l><hirendition="#et">begrenzen,</hi></l><lb/><l>Erhoben, durch die dunkle Schoͤnheit des Grundes, ja, ſo</l><lb/><l><hirendition="#et">herrlich glaͤnzen,</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Als,</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[92/0110]
Schoͤnheit
Wenn etwa zart- und duͤnne Wolken das hohle Firmament
umziehn,
So faͤrbet ſich der Fluhten Flaͤche, oft faſt, wie ein Smaragd,
ſo gruͤn,
Bey etwas truͤbem Sonnenſchein, recht Leimen-faͤrbig, gelb-
lich, bleich.
Was, bey geſchwaͤrzter dunklen Luft, wie ſchwarze Seif
und Bley-Erz, war,
Jſt, wenn der heitre Himmel blau, wie ein Sapphir ſo blau,
ſo klar.
Wenn nun, im hellen Sonnen-Strahl, gelinde Winde ſaͤu-
ſelnd kuͤhlen,
Und kurze Wellen ſich erhoͤh’n, mein GOtt! was fuͤr ein
blitzend Spielen,
Von tauſend kleinen Sonnen-Spiegeln, laͤßt ſich im regen
Schimmer ſehn!
Es funkeln, glaͤnzen, glimmen, blitzen der Wellen nimmer
ſtille Hoͤh’n,
Ja, oͤfters nimmt, von Sonnen-Strahlen, ein ſtiller allge-
meiner Schein,
So weit man ſehen kann, die Flaͤche, mit allgemeinem Schim-
mer, ein.
Denn iſt kein flieſſend Silber ſelber ſo hell, ſo glaͤnzend und
ſo rein,
Als hin und wieder groſſe Stellen, auf dem beſtrahlten
Waſſer, ſeyn,
Die, da ſie ſich, mit ſchoͤnem Blau, als wie Ultramarin,
begrenzen,
Erhoben, durch die dunkle Schoͤnheit des Grundes, ja, ſo
herrlich glaͤnzen,
Als,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/110>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.