Daß das, so uns unordentlich, verwirrt und fast erschrecklich scheinet, Doch größre Weisheit mehrer Ordnung und Absicht zeigt, als wie man meynet. Sprich selber, wenn die düstre Tiefe der Abgründ' in dem weiten Meer, Mit vieler Ordnung ausgezieret, nach Maaß und Kunst gebauet wär; Für wen sollt' alle Ordnung seyn, für wen ein Regel-recht Gebäude? Auch selbst Eugenii Pallast würd' einem Wallfisch wenig Freude, Die schönste Kirch' in Rom und Londen würd' Hayen, Wall- roß, Wasser-Drachen, Wenn sie sie gleich bewohnen sollten, gewiß kein groß Ver- gnügen machen.
Weil nun den Bürgern dunkler Tiefen, ohn' Einsicht, sonder Geist und Witz, Kein' Ordnung, keine Maaß und Regel, Pracht, Herrlichkeit und Bau-Kunst nütz; So findet sich auch nichts dergleichen: daher, auch selbst im Mangel, man Hier eines weisen Schöpfers Finger verspüren und verehren kann: Da uns hingegen, weil dem Geist, für Ordnung, Maaß und Symmetrie, Für Licht, für Zierlichkeit und Schönheit, auch für der Farben Harmonie, Bewunderns-wehrte Fähigkeiten, von unserm Schöpfer, eingesenkt, Auf unsrer Welt, dergleichen Vorwürf', in solcher Menge, sind geschenkt.
Zudem
Betrachtung der Meeres-Tiefe.
Daß das, ſo uns unordentlich, verwirrt und faſt erſchrecklich ſcheinet, Doch groͤßre Weisheit mehrer Ordnung und Abſicht zeigt, als wie man meynet. Sprich ſelber, wenn die duͤſtre Tiefe der Abgruͤnd’ in dem weiten Meer, Mit vieler Ordnung ausgezieret, nach Maaß und Kunſt gebauet waͤr; Fuͤr wen ſollt’ alle Ordnung ſeyn, fuͤr wen ein Regel-recht Gebaͤude? Auch ſelbſt Eugenii Pallaſt wuͤrd’ einem Wallfiſch wenig Freude, Die ſchoͤnſte Kirch’ in Rom und Londen wuͤrd’ Hayen, Wall- roß, Waſſer-Drachen, Wenn ſie ſie gleich bewohnen ſollten, gewiß kein groß Ver- gnuͤgen machen.
Weil nun den Buͤrgern dunkler Tiefen, ohn’ Einſicht, ſonder Geiſt und Witz, Kein’ Ordnung, keine Maaß und Regel, Pracht, Herrlichkeit und Bau-Kunſt nuͤtz; So findet ſich auch nichts dergleichen: daher, auch ſelbſt im Mangel, man Hier eines weiſen Schoͤpfers Finger verſpuͤren und verehren kann: Da uns hingegen, weil dem Geiſt, fuͤr Ordnung, Maaß und Symmetrie, Fuͤr Licht, fuͤr Zierlichkeit und Schoͤnheit, auch fuͤr der Farben Harmonie, Bewunderns-wehrte Faͤhigkeiten, von unſerm Schoͤpfer, eingeſenkt, Auf unſrer Welt, dergleichen Vorwuͤrf’, in ſolcher Menge, ſind geſchenkt.
Zudem
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[84/0102]
Betrachtung der Meeres-Tiefe.
Daß das, ſo uns unordentlich, verwirrt und faſt erſchrecklich
ſcheinet,
Doch groͤßre Weisheit mehrer Ordnung und Abſicht zeigt,
als wie man meynet.
Sprich ſelber, wenn die duͤſtre Tiefe der Abgruͤnd’ in dem
weiten Meer,
Mit vieler Ordnung ausgezieret, nach Maaß und Kunſt
gebauet waͤr;
Fuͤr wen ſollt’ alle Ordnung ſeyn, fuͤr wen ein Regel-recht
Gebaͤude?
Auch ſelbſt Eugenii Pallaſt wuͤrd’ einem Wallfiſch wenig
Freude,
Die ſchoͤnſte Kirch’ in Rom und Londen wuͤrd’ Hayen, Wall-
roß, Waſſer-Drachen,
Wenn ſie ſie gleich bewohnen ſollten, gewiß kein groß Ver-
gnuͤgen machen.
Weil nun den Buͤrgern dunkler Tiefen, ohn’ Einſicht,
ſonder Geiſt und Witz,
Kein’ Ordnung, keine Maaß und Regel, Pracht, Herrlichkeit
und Bau-Kunſt nuͤtz;
So findet ſich auch nichts dergleichen: daher, auch ſelbſt im
Mangel, man
Hier eines weiſen Schoͤpfers Finger verſpuͤren und verehren
kann:
Da uns hingegen, weil dem Geiſt, fuͤr Ordnung, Maaß und
Symmetrie,
Fuͤr Licht, fuͤr Zierlichkeit und Schoͤnheit, auch fuͤr der
Farben Harmonie,
Bewunderns-wehrte Faͤhigkeiten, von unſerm Schoͤpfer,
eingeſenkt,
Auf unſrer Welt, dergleichen Vorwuͤrf’, in ſolcher Menge,
ſind geſchenkt.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/102>, abgerufen am 18.05.2024.
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