Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Betrachtung einiger Pflichten.
So wird, wenn wir vernünftig fühlen, daß wir so manche
Lust geniessen,
Aus solcher Eh, als ihre Früchte, Bewunderung und
Dank entspriessen.

Dieß ist zu Gott die dritte Staffel, wodurch wir uns zu ihm
erhöhn,

Und seine Macht und Herrlichkeit am allerdeutlichsten verstehn.

Bewunderung,
als unsere IIIte Pflicht.
Wann wir nun unsrer Seelen Kräfte, so viel uns möglich
ist, ergründen:

So werden wir von der Bewundrung ganz überzeuglich
dieß befinden,

Daß sie die allerwürdigste Beschäfftigung zu Gottes Ehren,
Zu der wir aufgeleget seyn. Daß nichts die Ehrfurcht
mehr zu mehren,

Die Demuth zu vergrößern fähig, die Liebe zu erwecken
mächtig.

Ja daß nur sie allein uns zeige, wie Gott so liebreich, weis
und mächtig,

Wie ihm allein nur Preis gebühre, nicht weniger wie sie so
klein,

So schwach, umschränket kraftlos, flüchtig und eitel von uns
selber seyn.
Nur die Bewunderung erweiset den Vorzug, den wir
vor den Thieren,

Von Gott aus Lieb, erhalten haben, und welchen wir in uns
verspüren,
Sie

Betrachtung einiger Pflichten.
So wird, wenn wir vernuͤnftig fuͤhlen, daß wir ſo manche
Luſt genieſſen,
Aus ſolcher Eh, als ihre Fruͤchte, Bewunderung und
Dank entſprieſſen.

Dieß iſt zu Gott die dritte Staffel, wodurch wir uns zu ihm
erhoͤhn,

Und ſeine Macht und Herrlichkeit am allerdeutlichſten verſtehn.

Bewunderung,
als unſere IIIte Pflicht.
Wann wir nun unſrer Seelen Kraͤfte, ſo viel uns moͤglich
iſt, ergruͤnden:

So werden wir von der Bewundrung ganz uͤberzeuglich
dieß befinden,

Daß ſie die allerwuͤrdigſte Beſchaͤfftigung zu Gottes Ehren,
Zu der wir aufgeleget ſeyn. Daß nichts die Ehrfurcht
mehr zu mehren,

Die Demuth zu vergroͤßern faͤhig, die Liebe zu erwecken
maͤchtig.

Ja daß nur ſie allein uns zeige, wie Gott ſo liebreich, weiſ
und maͤchtig,

Wie ihm allein nur Preis gebuͤhre, nicht weniger wie ſie ſo
klein,

So ſchwach, umſchraͤnket kraftlos, fluͤchtig und eitel von uns
ſelber ſeyn.
Nur die Bewunderung erweiſet den Vorzug, den wir
vor den Thieren,

Von Gott aus Lieb, erhalten haben, und welchen wir in uns
verſpuͤren,
Sie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg n="52">
              <l><pb facs="#f0680" n="656"/><fw place="top" type="header">Betrachtung einiger Pflichten.</fw><lb/>
So wird, wenn wir vernu&#x0364;nftig fu&#x0364;hlen, daß wir &#x017F;o manche<lb/><hi rendition="#et">Lu&#x017F;t genie&#x017F;&#x017F;en,</hi></l><lb/>
              <l>Aus &#x017F;olcher Eh, als ihre Fru&#x0364;chte, <hi rendition="#fr">Bewunderung</hi> und<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Dank</hi> ent&#x017F;prie&#x017F;&#x017F;en.</hi></l><lb/>
              <l>Dieß i&#x017F;t zu Gott die dritte Staffel, wodurch wir uns zu ihm<lb/><hi rendition="#et">erho&#x0364;hn,</hi></l><lb/>
              <l>Und &#x017F;eine Macht und Herrlichkeit am allerdeutlich&#x017F;ten ver&#x017F;tehn.</l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b">Bewunderung,</hi><lb/>
als un&#x017F;ere <hi rendition="#aq">III</hi>te Pflicht.</head><lb/>
            <lg n="53">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>ann wir nun un&#x017F;rer Seelen Kra&#x0364;fte, &#x017F;o viel uns mo&#x0364;glich<lb/><hi rendition="#et">i&#x017F;t, ergru&#x0364;nden:</hi></l><lb/>
              <l>So werden wir von der <hi rendition="#fr">Bewundrung</hi> ganz u&#x0364;berzeuglich<lb/><hi rendition="#et">dieß befinden,</hi></l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie die allerwu&#x0364;rdig&#x017F;te Be&#x017F;cha&#x0364;fftigung zu Gottes Ehren,</l><lb/>
              <l>Zu der wir aufgeleget &#x017F;eyn. Daß nichts die <hi rendition="#fr">Ehrfurcht</hi><lb/><hi rendition="#et">mehr zu mehren,</hi></l><lb/>
              <l>Die <hi rendition="#fr">Demuth</hi> zu vergro&#x0364;ßern fa&#x0364;hig, die Liebe zu erwecken<lb/><hi rendition="#et">ma&#x0364;chtig.</hi></l><lb/>
              <l>Ja daß nur &#x017F;ie allein uns zeige, wie Gott &#x017F;o liebreich, wei&#x017F;<lb/><hi rendition="#et">und ma&#x0364;chtig,</hi></l><lb/>
              <l>Wie ihm allein nur Preis gebu&#x0364;hre, nicht weniger wie &#x017F;ie &#x017F;o<lb/><hi rendition="#et">klein,</hi></l><lb/>
              <l>So &#x017F;chwach, um&#x017F;chra&#x0364;nket kraftlos, flu&#x0364;chtig und eitel von uns<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;elber &#x017F;eyn.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="54">
              <l>Nur die <hi rendition="#fr">Bewunderung</hi> erwei&#x017F;et den Vorzug, den wir<lb/><hi rendition="#et">vor den Thieren,</hi></l><lb/>
              <l>Von Gott aus Lieb, erhalten haben, und welchen wir in uns<lb/><hi rendition="#et">ver&#x017F;pu&#x0364;ren,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/></l>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[656/0680] Betrachtung einiger Pflichten. So wird, wenn wir vernuͤnftig fuͤhlen, daß wir ſo manche Luſt genieſſen, Aus ſolcher Eh, als ihre Fruͤchte, Bewunderung und Dank entſprieſſen. Dieß iſt zu Gott die dritte Staffel, wodurch wir uns zu ihm erhoͤhn, Und ſeine Macht und Herrlichkeit am allerdeutlichſten verſtehn. Bewunderung, als unſere IIIte Pflicht. Wann wir nun unſrer Seelen Kraͤfte, ſo viel uns moͤglich iſt, ergruͤnden: So werden wir von der Bewundrung ganz uͤberzeuglich dieß befinden, Daß ſie die allerwuͤrdigſte Beſchaͤfftigung zu Gottes Ehren, Zu der wir aufgeleget ſeyn. Daß nichts die Ehrfurcht mehr zu mehren, Die Demuth zu vergroͤßern faͤhig, die Liebe zu erwecken maͤchtig. Ja daß nur ſie allein uns zeige, wie Gott ſo liebreich, weiſ und maͤchtig, Wie ihm allein nur Preis gebuͤhre, nicht weniger wie ſie ſo klein, So ſchwach, umſchraͤnket kraftlos, fluͤchtig und eitel von uns ſelber ſeyn. Nur die Bewunderung erweiſet den Vorzug, den wir vor den Thieren, Von Gott aus Lieb, erhalten haben, und welchen wir in uns verſpuͤren, Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/680
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 656. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/680>, abgerufen am 24.11.2024.