Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
sind, den Zusammenhang einer Wahrheit
einzusehen, und das Gute von dem Bösen zu
unterscheiden.

An Büchern, worin man keine andere,
als solche Sachen findet, deren Jnhalt weder
zur Besserung des Verstandes, noch des
Willens, Anleitung giebt, werden nur dieje-
nigen Vergnügen finden, denen an keiner
von beyden gelegen.

Vernünftige Menschen aber, welche sich
ein Gesetz gemacht, nichts anzunehmen, als
was sie, nach genauer Untersuchung, den un-
umstößlichen Wahrheiten der Religion, und
denen Pflichten eines redlichen Weltbürgers
nicht entgegen zu seyn, erkennen, werden
dergleichen Bücher zu keinem andern End-
zweck lesen, als etwan um noch mehr einzuse-
hen, wozu Menschen fähig sind, die sich eine
Bewundrung zuzuziehen suchen, sollte es
auch mit Hindansetz- und Versäumung aller
dieser Pflichten geschehen. Sie werden bey
Lesung derselben wünschen, daß Verstand
und Zeit zu nützlichern Dingen angewendet
worden: Ja sie werden sich kaum enthalten

kön-

Vorrede.
ſind, den Zuſammenhang einer Wahrheit
einzuſehen, und das Gute von dem Boͤſen zu
unterſcheiden.

An Buͤchern, worin man keine andere,
als ſolche Sachen findet, deren Jnhalt weder
zur Beſſerung des Verſtandes, noch des
Willens, Anleitung giebt, werden nur dieje-
nigen Vergnuͤgen finden, denen an keiner
von beyden gelegen.

Vernuͤnftige Menſchen aber, welche ſich
ein Geſetz gemacht, nichts anzunehmen, als
was ſie, nach genauer Unterſuchung, den un-
umſtoͤßlichen Wahrheiten der Religion, und
denen Pflichten eines redlichen Weltbuͤrgers
nicht entgegen zu ſeyn, erkennen, werden
dergleichen Buͤcher zu keinem andern End-
zweck leſen, als etwan um noch mehr einzuſe-
hen, wozu Menſchen faͤhig ſind, die ſich eine
Bewundrung zuzuziehen ſuchen, ſollte es
auch mit Hindanſetz- und Verſaͤumung aller
dieſer Pflichten geſchehen. Sie werden bey
Leſung derſelben wuͤnſchen, daß Verſtand
und Zeit zu nuͤtzlichern Dingen angewendet
worden: Ja ſie werden ſich kaum enthalten

koͤn-
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0006"/><fw place="top" type="header">Vorrede.</fw><lb/>
&#x017F;ind, den Zu&#x017F;ammenhang einer Wahrheit<lb/>
einzu&#x017F;ehen, und das Gute von dem Bo&#x0364;&#x017F;en zu<lb/>
unter&#x017F;cheiden.</p><lb/>
        <p>An Bu&#x0364;chern, worin man keine andere,<lb/>
als &#x017F;olche Sachen findet, deren Jnhalt weder<lb/>
zur Be&#x017F;&#x017F;erung des Ver&#x017F;tandes, noch des<lb/>
Willens, Anleitung giebt, werden nur dieje-<lb/>
nigen Vergnu&#x0364;gen finden, denen an keiner<lb/>
von beyden gelegen.</p><lb/>
        <p>Vernu&#x0364;nftige Men&#x017F;chen aber, welche &#x017F;ich<lb/>
ein Ge&#x017F;etz gemacht, nichts anzunehmen, als<lb/>
was &#x017F;ie, nach genauer Unter&#x017F;uchung, den un-<lb/>
um&#x017F;to&#x0364;ßlichen Wahrheiten der Religion, und<lb/>
denen Pflichten eines redlichen Weltbu&#x0364;rgers<lb/>
nicht entgegen zu &#x017F;eyn, erkennen, werden<lb/>
dergleichen Bu&#x0364;cher zu keinem andern End-<lb/>
zweck le&#x017F;en, als etwan um noch mehr einzu&#x017F;e-<lb/>
hen, wozu Men&#x017F;chen fa&#x0364;hig &#x017F;ind, die &#x017F;ich eine<lb/>
Bewundrung zuzuziehen &#x017F;uchen, &#x017F;ollte es<lb/>
auch mit Hindan&#x017F;etz- und Ver&#x017F;a&#x0364;umung aller<lb/>
die&#x017F;er Pflichten ge&#x017F;chehen. Sie werden bey<lb/>
Le&#x017F;ung der&#x017F;elben wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß Ver&#x017F;tand<lb/>
und Zeit zu nu&#x0364;tzlichern Dingen angewendet<lb/>
worden: Ja &#x017F;ie werden &#x017F;ich kaum enthalten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ko&#x0364;n-</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0006] Vorrede. ſind, den Zuſammenhang einer Wahrheit einzuſehen, und das Gute von dem Boͤſen zu unterſcheiden. An Buͤchern, worin man keine andere, als ſolche Sachen findet, deren Jnhalt weder zur Beſſerung des Verſtandes, noch des Willens, Anleitung giebt, werden nur dieje- nigen Vergnuͤgen finden, denen an keiner von beyden gelegen. Vernuͤnftige Menſchen aber, welche ſich ein Geſetz gemacht, nichts anzunehmen, als was ſie, nach genauer Unterſuchung, den un- umſtoͤßlichen Wahrheiten der Religion, und denen Pflichten eines redlichen Weltbuͤrgers nicht entgegen zu ſeyn, erkennen, werden dergleichen Buͤcher zu keinem andern End- zweck leſen, als etwan um noch mehr einzuſe- hen, wozu Menſchen faͤhig ſind, die ſich eine Bewundrung zuzuziehen ſuchen, ſollte es auch mit Hindanſetz- und Verſaͤumung aller dieſer Pflichten geſchehen. Sie werden bey Leſung derſelben wuͤnſchen, daß Verſtand und Zeit zu nuͤtzlichern Dingen angewendet worden: Ja ſie werden ſich kaum enthalten koͤn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/6
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/6>, abgerufen am 21.11.2024.