Jn deiner Meynung, (die ja dein,) Wofern sie gut, von deinem Gatten, wirst du in dir selbst glücklich seyn: Dein Gatte wird dein Glück verdoppeln, wenn du ihm nicht misfällst. Hingegen, Verfährest du also mit ihm, so wie wir zu verfahren pflegen; So kann man überzeuglich weisen, daß du in ihm dich selber quälest, Jn ihm wahrhaftig dich verfolgest. Denn diese Wege die du wählest, Die bringen dich in kurzer Zeit dahin, daß du dich wirklich freuest, Wenn du den einst gehaßten Gatten stets neuer Fehl- und Laster zeihest. Ein solch unbilliges Verfahren nun kann dem andern nicht gefallen. Du giessest in ihn Gift für dich; sein Blut wird gegen dich zu Gallen; Er hält sich, durch dich selbst gezwungen, befuget, dich mit Recht zu hassen, Und wird es auch, so viel an ihm, dir weh zu thun, nicht un- terlassen.
Um gegen diese Plagen nun ein möglich Mittel zu erfinden, So laßt uns von dem Ehstand einst, mit etwas mehrerem Bedacht, Als wie fast von den allermeisten, es in demselben wird ge- macht, Mit mehrem Ernst bemühet seyn, so gut-als böses zu er- gründen,
Der eigentlichste Zweck, die Ursach und Absicht, nicht der Eh allein;
Von
N n 2
Die Ehe.
Jn deiner Meynung, (die ja dein,) Wofern ſie gut, von deinem Gatten, wirſt du in dir ſelbſt gluͤcklich ſeyn: Dein Gatte wird dein Gluͤck verdoppeln, wenn du ihm nicht misfaͤllſt. Hingegen, Verfaͤhreſt du alſo mit ihm, ſo wie wir zu verfahren pflegen; So kann man uͤberzeuglich weiſen, daß du in ihm dich ſelber quaͤleſt, Jn ihm wahrhaftig dich verfolgeſt. Denn dieſe Wege die du waͤhleſt, Die bringen dich in kurzer Zeit dahin, daß du dich wirklich freueſt, Wenn du den einſt gehaßten Gatten ſtets neuer Fehl- und Laſter zeiheſt. Ein ſolch unbilliges Verfahren nun kann dem andern nicht gefallen. Du gieſſeſt in ihn Gift fuͤr dich; ſein Blut wird gegen dich zu Gallen; Er haͤlt ſich, durch dich ſelbſt gezwungen, befuget, dich mit Recht zu haſſen, Und wird es auch, ſo viel an ihm, dir weh zu thun, nicht un- terlaſſen.
Um gegen dieſe Plagen nun ein moͤglich Mittel zu erfinden, So laßt uns von dem Ehſtand einſt, mit etwas mehrerem Bedacht, Als wie faſt von den allermeiſten, es in demſelben wird ge- macht, Mit mehrem Ernſt bemuͤhet ſeyn, ſo gut-als boͤſes zu er- gruͤnden,
Der eigentlichſte Zweck, die Urſach und Abſicht, nicht der Eh allein;
Von
N n 2
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Die Ehe.
Jn deiner Meynung, (die ja dein,)
Wofern ſie gut, von deinem Gatten, wirſt du in dir ſelbſt
gluͤcklich ſeyn:
Dein Gatte wird dein Gluͤck verdoppeln, wenn du ihm nicht
misfaͤllſt. Hingegen,
Verfaͤhreſt du alſo mit ihm, ſo wie wir zu verfahren pflegen;
So kann man uͤberzeuglich weiſen, daß du in ihm dich ſelber
quaͤleſt,
Jn ihm wahrhaftig dich verfolgeſt. Denn dieſe Wege die
du waͤhleſt,
Die bringen dich in kurzer Zeit dahin, daß du dich wirklich
freueſt,
Wenn du den einſt gehaßten Gatten ſtets neuer Fehl- und
Laſter zeiheſt.
Ein ſolch unbilliges Verfahren nun kann dem andern nicht
gefallen.
Du gieſſeſt in ihn Gift fuͤr dich; ſein Blut wird gegen
dich zu Gallen;
Er haͤlt ſich, durch dich ſelbſt gezwungen, befuget, dich mit
Recht zu haſſen,
Und wird es auch, ſo viel an ihm, dir weh zu thun, nicht un-
terlaſſen.
Um gegen dieſe Plagen nun ein moͤglich Mittel zu erfinden,
So laßt uns von dem Ehſtand einſt, mit etwas mehrerem
Bedacht,
Als wie faſt von den allermeiſten, es in demſelben wird ge-
macht,
Mit mehrem Ernſt bemuͤhet ſeyn, ſo gut-als boͤſes zu er-
gruͤnden,
Der eigentlichſte Zweck, die Urſach und Abſicht, nicht der
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/587>, abgerufen am 22.11.2024.
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