Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Kaiserkrone.
Daß sie, am Form dem Palmbaum gleichen, finde,
Aufs mindst in ihr ein Bild, das einer Aloe,
Die Jndien uns schenkt, recht prächtig ähnlich seh.

Sehr zierlich ist ein jedes Blatt,
Sehr schön von Farben, und so glatt,
Daß, wenn zumal der Sonnen Licht
Darauf mit seinen Stralen scheinet,
Man anders nicht,
Als ob sie ganz versilbert, meynet.
Der Blätter Rang ist recht verwunderlich,
Sie heben wechselsweis, üm ihren Stengel sich,
Woran er anfangs fest, wodurch wir ihn,
Da er sonst röthlich braun, in seiner Mitte grün,
Vergnügt gefärbet sehn, nachher sich abwärts biegen,
Bis das die obersten so ordentlich sich fügen,
Daß sie, um ihren Stamm noch desto mehr zu zieren,
Recht einen netten Kranz formiren.
Aus dieses Kranzes grünen Mitten,
Sieht man den röthlich braun, polirten, glatten Stiel,
Als wär er aus Agat geschnitten,
Von neuen wiederum in schlanker Höhe steigen,
Und oben eine Kron, von rothen Blumen zeigen,
Die Tulpen gleich, nur daß sie nicht erhaben auf der Stangen,
Wie jene, sondern all' herabwerts hangen,
Und zwar auf eine nette Weise,
Jn einem zirkelrunden Kreise.
Da selbst der Rang, den sie dadurch formiret,
Sie, ja so wohl an Form, als Farben, zieret.
Die Farb an dieser Blum ist zwar nicht brennend schön,
Wie wir auf vielen Blumen sehn,
Jn-
Br. VI. Th. B

Kaiſerkrone.
Daß ſie, am Form dem Palmbaum gleichen, finde,
Aufs mindſt in ihr ein Bild, das einer Aloe,
Die Jndien uns ſchenkt, recht praͤchtig aͤhnlich ſeh.

Sehr zierlich iſt ein jedes Blatt,
Sehr ſchoͤn von Farben, und ſo glatt,
Daß, wenn zumal der Sonnen Licht
Darauf mit ſeinen Stralen ſcheinet,
Man anders nicht,
Als ob ſie ganz verſilbert, meynet.
Der Blaͤtter Rang iſt recht verwunderlich,
Sie heben wechſelsweiſ, uͤm ihren Stengel ſich,
Woran er anfangs feſt, wodurch wir ihn,
Da er ſonſt roͤthlich braun, in ſeiner Mitte gruͤn,
Vergnuͤgt gefaͤrbet ſehn, nachher ſich abwaͤrts biegen,
Bis das die oberſten ſo ordentlich ſich fuͤgen,
Daß ſie, um ihren Stamm noch deſto mehr zu zieren,
Recht einen netten Kranz formiren.
Aus dieſes Kranzes gruͤnen Mitten,
Sieht man den roͤthlich braun, polirten, glatten Stiel,
Als waͤr er aus Agat geſchnitten,
Von neuen wiederum in ſchlanker Hoͤhe ſteigen,
Und oben eine Kron, von rothen Blumen zeigen,
Die Tulpen gleich, nur daß ſie nicht erhaben auf der Stangen,
Wie jene, ſondern all’ herabwerts hangen,
Und zwar auf eine nette Weiſe,
Jn einem zirkelrunden Kreiſe.
Da ſelbſt der Rang, den ſie dadurch formiret,
Sie, ja ſo wohl an Form, als Farben, zieret.
Die Farb an dieſer Blum iſt zwar nicht brennend ſchoͤn,
Wie wir auf vielen Blumen ſehn,
Jn-
Br. VI. Th. B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="9">
            <l><pb facs="#f0041" n="17"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kai&#x017F;erkrone.</hi></fw><lb/>
Daß &#x017F;ie, am Form dem Palmbaum gleichen, finde,</l><lb/>
            <l>Aufs mind&#x017F;t in ihr ein Bild, das einer Aloe,</l><lb/>
            <l>Die Jndien uns &#x017F;chenkt, recht pra&#x0364;chtig a&#x0364;hnlich &#x017F;eh.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>Sehr zierlich i&#x017F;t ein jedes Blatt,</l><lb/>
            <l>Sehr &#x017F;cho&#x0364;n von Farben, und &#x017F;o glatt,</l><lb/>
            <l>Daß, wenn zumal der Sonnen Licht</l><lb/>
            <l>Darauf mit &#x017F;einen Stralen &#x017F;cheinet,</l><lb/>
            <l>Man anders nicht,</l><lb/>
            <l>Als ob &#x017F;ie ganz ver&#x017F;ilbert, meynet.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>Der Bla&#x0364;tter Rang i&#x017F;t recht verwunderlich,</l><lb/>
            <l>Sie heben wech&#x017F;elswei&#x017F;, u&#x0364;m ihren Stengel &#x017F;ich,</l><lb/>
            <l>Woran er anfangs fe&#x017F;t, wodurch wir ihn,</l><lb/>
            <l>Da er &#x017F;on&#x017F;t ro&#x0364;thlich braun, in &#x017F;einer Mitte gru&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Vergnu&#x0364;gt gefa&#x0364;rbet &#x017F;ehn, nachher &#x017F;ich abwa&#x0364;rts biegen,</l><lb/>
            <l>Bis das die ober&#x017F;ten &#x017F;o ordentlich &#x017F;ich fu&#x0364;gen,</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie, um ihren Stamm noch de&#x017F;to mehr zu zieren,</l><lb/>
            <l>Recht einen netten Kranz formiren.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l>Aus die&#x017F;es Kranzes gru&#x0364;nen Mitten,</l><lb/>
            <l>Sieht man den ro&#x0364;thlich braun, polirten, glatten Stiel,</l><lb/>
            <l>Als wa&#x0364;r er aus Agat ge&#x017F;chnitten,</l><lb/>
            <l>Von neuen wiederum in &#x017F;chlanker Ho&#x0364;he &#x017F;teigen,</l><lb/>
            <l>Und oben eine Kron, von rothen Blumen zeigen,</l><lb/>
            <l>Die Tulpen gleich, nur daß &#x017F;ie nicht erhaben auf der Stangen,</l><lb/>
            <l>Wie jene, &#x017F;ondern all&#x2019; herabwerts hangen,</l><lb/>
            <l>Und zwar auf eine nette Wei&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Jn einem zirkelrunden Krei&#x017F;e.</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;elb&#x017F;t der Rang, den &#x017F;ie dadurch formiret,</l><lb/>
            <l>Sie, ja &#x017F;o wohl an Form, als Farben, zieret.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l>Die Farb an die&#x017F;er Blum i&#x017F;t zwar nicht brennend &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Wie wir auf vielen Blumen &#x017F;ehn,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Br.</hi><hi rendition="#aq">VI.</hi><hi rendition="#fr">Th.</hi> B</fw><fw place="bottom" type="catch">Jn-</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0041] Kaiſerkrone. Daß ſie, am Form dem Palmbaum gleichen, finde, Aufs mindſt in ihr ein Bild, das einer Aloe, Die Jndien uns ſchenkt, recht praͤchtig aͤhnlich ſeh. Sehr zierlich iſt ein jedes Blatt, Sehr ſchoͤn von Farben, und ſo glatt, Daß, wenn zumal der Sonnen Licht Darauf mit ſeinen Stralen ſcheinet, Man anders nicht, Als ob ſie ganz verſilbert, meynet. Der Blaͤtter Rang iſt recht verwunderlich, Sie heben wechſelsweiſ, uͤm ihren Stengel ſich, Woran er anfangs feſt, wodurch wir ihn, Da er ſonſt roͤthlich braun, in ſeiner Mitte gruͤn, Vergnuͤgt gefaͤrbet ſehn, nachher ſich abwaͤrts biegen, Bis das die oberſten ſo ordentlich ſich fuͤgen, Daß ſie, um ihren Stamm noch deſto mehr zu zieren, Recht einen netten Kranz formiren. Aus dieſes Kranzes gruͤnen Mitten, Sieht man den roͤthlich braun, polirten, glatten Stiel, Als waͤr er aus Agat geſchnitten, Von neuen wiederum in ſchlanker Hoͤhe ſteigen, Und oben eine Kron, von rothen Blumen zeigen, Die Tulpen gleich, nur daß ſie nicht erhaben auf der Stangen, Wie jene, ſondern all’ herabwerts hangen, Und zwar auf eine nette Weiſe, Jn einem zirkelrunden Kreiſe. Da ſelbſt der Rang, den ſie dadurch formiret, Sie, ja ſo wohl an Form, als Farben, zieret. Die Farb an dieſer Blum iſt zwar nicht brennend ſchoͤn, Wie wir auf vielen Blumen ſehn, Jn- Br. VI. Th. B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/41
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/41>, abgerufen am 28.04.2024.