Dieselbige des Denkens würdig achtet, Und, da du so beträchtlich, dich betrachtet, Mit einer billigen und schuldgen Achtsamkeit; Erblicket unser Geist, in der Vollkommenheit Der Farben und Figur, die dein Gewächse zieren, Pracht, Ordnung, Absicht, Zweck, die völlig überführen, Dein Wesen stamm' aus keinem Ungefehr, Von keinem blinden Fall, ohn Ueberlegung, her. Nein, daß ein mächtiges und weises Wesen Dich, nebst so vielen Blumen mehr, Zur Absicht unsrer Lust, und seiner Ehr, Als ein schön Werkzeug hab erlesen.
Nun wünscht ich, daß ich fähig wär, Die Art, wie sie sich aufwerts treiben, Wie jede sich, mit allem, was sie ziert, Allmählig aus der Erd', und in die Höhe führt, Recht überzeuglich zu beschreiben! Doch will ich, daß ich nichts, als was ich seh, Daran recht eigentlich versteh, Bekennen und gestehn, und die Materie An denen, die es besser fassen, Zu untersuchen überlassen. Jch will, wie ich gewohnt, an euren äussern Schätzen, Die sinnlich, Gott zum Ruhm, mich bloß allein ergötzen.
Am Fuß von deines Stiels so hoch erhabner Stangen, Die an sich so beträchtlich, siehet man Der breiten Blätter glänzend Prangen, Jn Regel-rechter Symmetrie, Und netter Ordnung abwerts hangen, Wodurch ich sie, Jn einer sanft-gebognen Ründe,
Daß
Die Kaiſer-Krone.
Dieſelbige des Denkens wuͤrdig achtet, Und, da du ſo betraͤchtlich, dich betrachtet, Mit einer billigen und ſchuldgen Achtſamkeit; Erblicket unſer Geiſt, in der Vollkommenheit Der Farben und Figur, die dein Gewaͤchſe zieren, Pracht, Ordnung, Abſicht, Zweck, die voͤllig uͤberfuͤhren, Dein Weſen ſtamm’ aus keinem Ungefehr, Von keinem blinden Fall, ohn Ueberlegung, her. Nein, daß ein maͤchtiges und weiſes Weſen Dich, nebſt ſo vielen Blumen mehr, Zur Abſicht unſrer Luſt, und ſeiner Ehr, Als ein ſchoͤn Werkzeug hab erleſen.
Nun wuͤnſcht ich, daß ich faͤhig waͤr, Die Art, wie ſie ſich aufwerts treiben, Wie jede ſich, mit allem, was ſie ziert, Allmaͤhlig aus der Erd’, und in die Hoͤhe fuͤhrt, Recht uͤberzeuglich zu beſchreiben! Doch will ich, daß ich nichts, als was ich ſeh, Daran recht eigentlich verſteh, Bekennen und geſtehn, und die Materie An denen, die es beſſer faſſen, Zu unterſuchen uͤberlaſſen. Jch will, wie ich gewohnt, an euren aͤuſſern Schaͤtzen, Die ſinnlich, Gott zum Ruhm, mich bloß allein ergoͤtzen.
Am Fuß von deines Stiels ſo hoch erhabner Stangen, Die an ſich ſo betraͤchtlich, ſiehet man Der breiten Blaͤtter glaͤnzend Prangen, Jn Regel-rechter Symmetrie, Und netter Ordnung abwerts hangen, Wodurch ich ſie, Jn einer ſanft-gebognen Ruͤnde,
Daß
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Die Kaiſer-Krone.
Dieſelbige des Denkens wuͤrdig achtet,
Und, da du ſo betraͤchtlich, dich betrachtet,
Mit einer billigen und ſchuldgen Achtſamkeit;
Erblicket unſer Geiſt, in der Vollkommenheit
Der Farben und Figur, die dein Gewaͤchſe zieren,
Pracht, Ordnung, Abſicht, Zweck, die voͤllig uͤberfuͤhren,
Dein Weſen ſtamm’ aus keinem Ungefehr,
Von keinem blinden Fall, ohn Ueberlegung, her.
Nein, daß ein maͤchtiges und weiſes Weſen
Dich, nebſt ſo vielen Blumen mehr,
Zur Abſicht unſrer Luſt, und ſeiner Ehr,
Als ein ſchoͤn Werkzeug hab erleſen.
Nun wuͤnſcht ich, daß ich faͤhig waͤr,
Die Art, wie ſie ſich aufwerts treiben,
Wie jede ſich, mit allem, was ſie ziert,
Allmaͤhlig aus der Erd’, und in die Hoͤhe fuͤhrt,
Recht uͤberzeuglich zu beſchreiben!
Doch will ich, daß ich nichts, als was ich ſeh,
Daran recht eigentlich verſteh,
Bekennen und geſtehn, und die Materie
An denen, die es beſſer faſſen,
Zu unterſuchen uͤberlaſſen.
Jch will, wie ich gewohnt, an euren aͤuſſern Schaͤtzen,
Die ſinnlich, Gott zum Ruhm, mich bloß allein ergoͤtzen.
Am Fuß von deines Stiels ſo hoch erhabner Stangen,
Die an ſich ſo betraͤchtlich, ſiehet man
Der breiten Blaͤtter glaͤnzend Prangen,
Jn Regel-rechter Symmetrie,
Und netter Ordnung abwerts hangen,
Wodurch ich ſie,
Jn einer ſanft-gebognen Ruͤnde,
Daß
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/40>, abgerufen am 21.11.2024.
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