Wenn Kält und Feuchtigkeit die Luft erfüllt, Und unsern Leib umringt, ja fast durchdringet; Wenn unser Hirn ein Schwermuths-Duft umhüllt, Und uns sodann ein' Art von Lust entspringet, Aus einer Pfeife Rauchtabac: So hab ich öfters nachgedacht, Ob der Geruch, ob der Geschmack, Ob der von uns sanft ausgeblasne Hauch, Und sein kurz abgesetzt und schmatzendes Getön, Ob der, den Wolken gleiche, Rauch, Den wir in regen Kreisen sehn; Wie, oder ob die Wärm uns das Vergnügen macht? Und finde, daß, durch alle Sinnen, Wir im Tabac ein' Art von Lust gewinnen.
Man scheinet insgemein, durch sanftes Achselzücken, Daß etwas uns vergnüget, auszudrücken. Bey manchem scheint, wenn er die regen Kreis' erblickt, Als würde selbst sein Geist zum Denken mehr geschickt, Und daß er, wenn sein Pfeifchen brennte, Weit tief - und schärfer sinnen könnte.
Ein Pfeifchen dient, in Einsamkeit, Ein' Art Gesellschaft abzugeben, Und wenn ihr in Gesellschaft seyd, Die Unterhaltung zu erheben. Gedenket wenigstens, indem ihr euch vergnüget, Auch, daß ihr euch vergnügt! und dankt, (indem ihrs denkt, Daß im Tabac für euch so manche Lust sich füget;) Dem, der euch diese Lust, wie alles, schenkt.
Er-
Br.VI.Th. O
Tabac.
Tabac.
Wenn Kaͤlt und Feuchtigkeit die Luft erfuͤllt, Und unſern Leib umringt, ja faſt durchdringet; Wenn unſer Hirn ein Schwermuths-Duft umhuͤllt, Und uns ſodann ein’ Art von Luſt entſpringet, Aus einer Pfeife Rauchtabac: So hab ich oͤfters nachgedacht, Ob der Geruch, ob der Geſchmack, Ob der von uns ſanft ausgeblaſne Hauch, Und ſein kurz abgeſetzt und ſchmatzendes Getoͤn, Ob der, den Wolken gleiche, Rauch, Den wir in regen Kreiſen ſehn; Wie, oder ob die Waͤrm uns das Vergnuͤgen macht? Und finde, daß, durch alle Sinnen, Wir im Tabac ein’ Art von Luſt gewinnen.
Man ſcheinet insgemein, durch ſanftes Achſelzuͤcken, Daß etwas uns vergnuͤget, auszudruͤcken. Bey manchem ſcheint, wenn er die regen Kreiſ’ erblickt, Als wuͤrde ſelbſt ſein Geiſt zum Denken mehr geſchickt, Und daß er, wenn ſein Pfeifchen brennte, Weit tief - und ſchaͤrfer ſinnen koͤnnte.
Ein Pfeifchen dient, in Einſamkeit, Ein’ Art Geſellſchaft abzugeben, Und wenn ihr in Geſellſchaft ſeyd, Die Unterhaltung zu erheben. Gedenket wenigſtens, indem ihr euch vergnuͤget, Auch, daß ihr euch vergnuͤgt! und dankt, (indem ihrs denkt, Daß im Tabac fuͤr euch ſo manche Luſt ſich fuͤget;) Dem, der euch dieſe Luſt, wie alles, ſchenkt.
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Br.VI.Th. O
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Tabac.
Tabac.
Wenn Kaͤlt und Feuchtigkeit die Luft erfuͤllt,
Und unſern Leib umringt, ja faſt durchdringet;
Wenn unſer Hirn ein Schwermuths-Duft umhuͤllt,
Und uns ſodann ein’ Art von Luſt entſpringet,
Aus einer Pfeife Rauchtabac:
So hab ich oͤfters nachgedacht,
Ob der Geruch, ob der Geſchmack,
Ob der von uns ſanft ausgeblaſne Hauch,
Und ſein kurz abgeſetzt und ſchmatzendes Getoͤn,
Ob der, den Wolken gleiche, Rauch,
Den wir in regen Kreiſen ſehn;
Wie, oder ob die Waͤrm uns das Vergnuͤgen macht?
Und finde, daß, durch alle Sinnen,
Wir im Tabac ein’ Art von Luſt gewinnen.
Man ſcheinet insgemein, durch ſanftes Achſelzuͤcken,
Daß etwas uns vergnuͤget, auszudruͤcken.
Bey manchem ſcheint, wenn er die regen Kreiſ’ erblickt,
Als wuͤrde ſelbſt ſein Geiſt zum Denken mehr geſchickt,
Und daß er, wenn ſein Pfeifchen brennte,
Weit tief - und ſchaͤrfer ſinnen koͤnnte.
Ein Pfeifchen dient, in Einſamkeit,
Ein’ Art Geſellſchaft abzugeben,
Und wenn ihr in Geſellſchaft ſeyd,
Die Unterhaltung zu erheben.
Gedenket wenigſtens, indem ihr euch vergnuͤget,
Auch, daß ihr euch vergnuͤgt! und dankt, (indem ihrs denkt,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/233>, abgerufen am 24.11.2024.
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