Es schien, ob hätte sie die Demuth am meisten vor dem Frost beschützt, Und ihre sanfte Niedrigkeit sie vor der Winde Wuth gestützt. Doch reichet dieß allein nicht zu; daher ich billig weiter gehe, Und, daß es eine eigne Kraft, so die Natur ihr schenkt, gestehe. Dergleichen sonderbare Kräfte sind von sehr großer Wichtig- keit, Da, wenn die Pflanzen der nicht fähig, das liebe Korn, zur Winterszeit, Sich gleichfalls nicht erhalten könnte, das zur Erhaltung un- srer Welt, Wie zart es gleich, trotz Frost und Eis, recht wunderbarlich sich erhält, Daß dieß ein nützlich Wunderwerk, muß, wer daran gedenkt, gestehen.
So laßt uns doch daran gedenken, damit wir den im Sehn erhöhen, Aus welchem alle Kräfte qvillen, der durch sein' Allmacht, was so klein, So schwach und zart, daß es kaum fühlbar, und kaum zu sehnde Zäserlein, Vor dem so strengen Druck der Kälte zu schützen, zu bewah- ren weis, Zu unserm Nutzen und Ergetzen, und sprechen: Dem, der al- le Welt Hervorgebracht, geschmückt, ernähret, und in so schöner Ord- nung hält, Sey unsre Lust im Dank geopfert, und Jhm allein sey Ehr und Preis.
Tabac.
Gruͤnender Huͤhnerſchwarm.
Es ſchien, ob haͤtte ſie die Demuth am meiſten vor dem Froſt beſchuͤtzt, Und ihre ſanfte Niedrigkeit ſie vor der Winde Wuth geſtuͤtzt. Doch reichet dieß allein nicht zu; daher ich billig weiter gehe, Und, daß es eine eigne Kraft, ſo die Natur ihr ſchenkt, geſtehe. Dergleichen ſonderbare Kraͤfte ſind von ſehr großer Wichtig- keit, Da, wenn die Pflanzen der nicht faͤhig, das liebe Korn, zur Winterszeit, Sich gleichfalls nicht erhalten koͤnnte, das zur Erhaltung un- ſrer Welt, Wie zart es gleich, trotz Froſt und Eis, recht wunderbarlich ſich erhaͤlt, Daß dieß ein nuͤtzlich Wunderwerk, muß, wer daran gedenkt, geſtehen.
So laßt uns doch daran gedenken, damit wir den im Sehn erhoͤhen, Aus welchem alle Kraͤfte qvillen, der durch ſein’ Allmacht, was ſo klein, So ſchwach und zart, daß es kaum fuͤhlbar, und kaum zu ſehnde Zaͤſerlein, Vor dem ſo ſtrengen Druck der Kaͤlte zu ſchuͤtzen, zu bewah- ren weis, Zu unſerm Nutzen und Ergetzen, und ſprechen: Dem, der al- le Welt Hervorgebracht, geſchmuͤckt, ernaͤhret, und in ſo ſchoͤner Ord- nung haͤlt, Sey unſre Luſt im Dank geopfert, und Jhm allein ſey Ehr und Preis.
Tabac.
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Gruͤnender Huͤhnerſchwarm.
Es ſchien, ob haͤtte ſie die Demuth am meiſten vor dem
Froſt beſchuͤtzt,
Und ihre ſanfte Niedrigkeit ſie vor der Winde Wuth geſtuͤtzt.
Doch reichet dieß allein nicht zu; daher ich billig weiter gehe,
Und, daß es eine eigne Kraft, ſo die Natur ihr ſchenkt, geſtehe.
Dergleichen ſonderbare Kraͤfte ſind von ſehr großer Wichtig-
keit,
Da, wenn die Pflanzen der nicht faͤhig, das liebe Korn, zur
Winterszeit,
Sich gleichfalls nicht erhalten koͤnnte, das zur Erhaltung un-
ſrer Welt,
Wie zart es gleich, trotz Froſt und Eis, recht wunderbarlich
ſich erhaͤlt,
Daß dieß ein nuͤtzlich Wunderwerk, muß, wer daran gedenkt,
geſtehen.
So laßt uns doch daran gedenken, damit wir den im Sehn
erhoͤhen,
Aus welchem alle Kraͤfte qvillen, der durch ſein’ Allmacht,
was ſo klein,
So ſchwach und zart, daß es kaum fuͤhlbar, und kaum zu ſehnde
Zaͤſerlein,
Vor dem ſo ſtrengen Druck der Kaͤlte zu ſchuͤtzen, zu bewah-
ren weis,
Zu unſerm Nutzen und Ergetzen, und ſprechen: Dem, der al-
le Welt
Hervorgebracht, geſchmuͤckt, ernaͤhret, und in ſo ſchoͤner Ord-
nung haͤlt,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/232>, abgerufen am 24.11.2024.
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