Ueber eine große Schachtel mit auserlesenen Blumen, So mein gewesener Gärtner in Ham- burg mir von daher überbrachte.
Als wenn, aus dieser offnen Schachtel, ein buntes Feuer lo- dernd sprünge, Und mir, mit Farben reichen Stralen, durchs Aug, in meine Seele drünge: So nahm der tausendfach vermengte, der dicht vereinte Glanz und Schein, Mit tausend kleinen bunten Blitzen, die angestralten Augen ein. Jch stund, beym ersten Anblick, starr; der Farben Glanz, der Blumen Menge, Jhr theils entdeckt, theils halb versteckt, vermischtes schim- merndes Gepränge Fiel, recht mit freundlicher Gewalt, mit einem lieblichen Ge- dränge, Mir, durch den Blick, in mein Gehirn. Jch wußt, aus plötz- lichem Behagen, Vor überhäufter Lust und Anmuth, zuerst fast nicht ein Wort zu sagen, Bis vom zurückgehaltnen Othem der Ausbruch diese Stille brach, Und ich ein fröliches Gottlob! mit recht gerührter Seele, sprach. Worauf ich sie, mit spitzen Fingern, aus ihrem grünen Kerker zog,
Was
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Ueber eine große Schachtel,
Ueber eine große Schachtel mit auserleſenen Blumen, So mein geweſener Gaͤrtner in Ham- burg mir von daher uͤberbrachte.
Als wenn, aus dieſer offnen Schachtel, ein buntes Feuer lo- dernd ſpruͤnge, Und mir, mit Farben reichen Stralen, durchs Aug, in meine Seele druͤnge: So nahm der tauſendfach vermengte, der dicht vereinte Glanz und Schein, Mit tauſend kleinen bunten Blitzen, die angeſtralten Augen ein. Jch ſtund, beym erſten Anblick, ſtarr; der Farben Glanz, der Blumen Menge, Jhr theils entdeckt, theils halb verſteckt, vermiſchtes ſchim- merndes Gepraͤnge Fiel, recht mit freundlicher Gewalt, mit einem lieblichen Ge- draͤnge, Mir, durch den Blick, in mein Gehirn. Jch wußt, aus ploͤtz- lichem Behagen, Vor uͤberhaͤufter Luſt und Anmuth, zuerſt faſt nicht ein Wort zu ſagen, Bis vom zuruͤckgehaltnen Othem der Ausbruch dieſe Stille brach, Und ich ein froͤliches Gottlob! mit recht geruͤhrter Seele, ſprach. Worauf ich ſie, mit ſpitzen Fingern, aus ihrem gruͤnen Kerker zog,
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Ueber eine große Schachtel,
Ueber eine große Schachtel mit
auserleſenen Blumen,
So mein geweſener Gaͤrtner in Ham-
burg mir von daher uͤberbrachte.
Als wenn, aus dieſer offnen Schachtel, ein buntes Feuer lo-
dernd ſpruͤnge,
Und mir, mit Farben reichen Stralen, durchs Aug, in meine
Seele druͤnge:
So nahm der tauſendfach vermengte, der dicht vereinte Glanz
und Schein,
Mit tauſend kleinen bunten Blitzen, die angeſtralten Augen ein.
Jch ſtund, beym erſten Anblick, ſtarr; der Farben Glanz, der
Blumen Menge,
Jhr theils entdeckt, theils halb verſteckt, vermiſchtes ſchim-
merndes Gepraͤnge
Fiel, recht mit freundlicher Gewalt, mit einem lieblichen Ge-
draͤnge,
Mir, durch den Blick, in mein Gehirn. Jch wußt, aus ploͤtz-
lichem Behagen,
Vor uͤberhaͤufter Luſt und Anmuth, zuerſt faſt nicht ein Wort
zu ſagen,
Bis vom zuruͤckgehaltnen Othem der Ausbruch dieſe Stille
brach,
Und ich ein froͤliches Gottlob! mit recht geruͤhrter Seele, ſprach.
Worauf ich ſie, mit ſpitzen Fingern, aus ihrem gruͤnen Kerker
zog,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/139>, abgerufen am 24.11.2024.
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