Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Die Anemonen. Die angefüllet in der Mitten Mit funckelndem Rubin, der zierlich ausgeschnitten, Da oft in selbigen viel tausend nette Spitzen, Die in der schönsten Ordnung sitzen, Jn röthlichem und weissem Feuer blitzen. Denn wenn das Sonnen-Licht sich in die Menge Der Blätter, die so nett verschrenckt, Und so viel bunte Spitzen, senckt, Erblickt man ein so form- als farben- reich Gepränge. Unglaublich ist, wie schön, wie voll, als wie auf Sammt Das sanft gebrochne Licht auf ihren Blättern flammt. Unglaublich ist, wie groß die Zahl der Blätter sey, Die, in verschiedenen, weit über tausend gehet; Unglaublich ist, wie vielerley Der Farben Mischungen, wie manchen Unterscheid Jhr auf den bunten Blättern sehet. Wenn viel' in dunckler Röthe glühn, Jn Weis, in Purpur-Farb, in Carmesin, Jn Gelb, Viel-Blau, Leib-Farb, Grün, Von tausend Mischungen und Graden, blühn; Sieht man viel andre noch, auf ander' Art geziert, Mit Linien, die silber-weis, durchziehn, Oft roth, oft weiß, auf tausend Art, punctirt. An vielen wird noch mehr erblickt, Jndem, im starcken Gegensatz Der Farben, ihren Mittel-Platz Ein gantz verschiedner Boden schmückt, Den ich oft grün, oft schwartz, oft blau, Bey gantz verschiednen Blättern, schau. Noch eins, so diese Blum' in gantz besonderm Grad Vor allen andern Blumen hat: Da E 2
Die Anemonen. Die angefuͤllet in der Mitten Mit funckelndem Rubin, der zierlich ausgeſchnitten, Da oft in ſelbigen viel tauſend nette Spitzen, Die in der ſchoͤnſten Ordnung ſitzen, Jn roͤthlichem und weiſſem Feuer blitzen. Denn wenn das Sonnen-Licht ſich in die Menge Der Blaͤtter, die ſo nett verſchrenckt, Und ſo viel bunte Spitzen, ſenckt, Erblickt man ein ſo form- als farben- reich Gepraͤnge. Unglaublich iſt, wie ſchoͤn, wie voll, als wie auf Sammt Das ſanft gebrochne Licht auf ihren Blaͤttern flammt. Unglaublich iſt, wie groß die Zahl der Blaͤtter ſey, Die, in verſchiedenen, weit uͤber tauſend gehet; Unglaublich iſt, wie vielerley Der Farben Miſchungen, wie manchen Unterſcheid Jhr auf den bunten Blaͤttern ſehet. Wenn viel’ in dunckler Roͤthe gluͤhn, Jn Weis, in Purpur-Farb, in Carmeſin, Jn Gelb, Viel-Blau, Leib-Farb, Gruͤn, Von tauſend Miſchungen und Graden, bluͤhn; Sieht man viel andre noch, auf ander’ Art geziert, Mit Linien, die ſilber-weis, durchziehn, Oft roth, oft weiß, auf tauſend Art, punctirt. An vielen wird noch mehr erblickt, Jndem, im ſtarcken Gegenſatz Der Farben, ihren Mittel-Platz Ein gantz verſchiedner Boden ſchmuͤckt, Den ich oft gruͤn, oft ſchwartz, oft blau, Bey gantz verſchiednen Blaͤttern, ſchau. Noch eins, ſo dieſe Blum’ in gantz beſonderm Grad Vor allen andern Blumen hat: Da E 2
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Die Anemonen.
Die angefuͤllet in der Mitten
Mit funckelndem Rubin, der zierlich ausgeſchnitten,
Da oft in ſelbigen viel tauſend nette Spitzen,
Die in der ſchoͤnſten Ordnung ſitzen,
Jn roͤthlichem und weiſſem Feuer blitzen.
Denn wenn das Sonnen-Licht ſich in die Menge
Der Blaͤtter, die ſo nett verſchrenckt,
Und ſo viel bunte Spitzen, ſenckt,
Erblickt man ein ſo form- als farben- reich Gepraͤnge.
Unglaublich iſt, wie ſchoͤn, wie voll, als wie auf Sammt
Das ſanft gebrochne Licht auf ihren Blaͤttern flammt.
Unglaublich iſt, wie groß die Zahl der Blaͤtter ſey,
Die, in verſchiedenen, weit uͤber tauſend gehet;
Unglaublich iſt, wie vielerley
Der Farben Miſchungen, wie manchen Unterſcheid
Jhr auf den bunten Blaͤttern ſehet.
Wenn viel’ in dunckler Roͤthe gluͤhn,
Jn Weis, in Purpur-Farb, in Carmeſin,
Jn Gelb, Viel-Blau, Leib-Farb, Gruͤn,
Von tauſend Miſchungen und Graden, bluͤhn;
Sieht man viel andre noch, auf ander’ Art geziert,
Mit Linien, die ſilber-weis, durchziehn,
Oft roth, oft weiß, auf tauſend Art, punctirt.
An vielen wird noch mehr erblickt,
Jndem, im ſtarcken Gegenſatz
Der Farben, ihren Mittel-Platz
Ein gantz verſchiedner Boden ſchmuͤckt,
Den ich oft gruͤn, oft ſchwartz, oft blau,
Bey gantz verſchiednen Blaͤttern, ſchau.
Noch eins, ſo dieſe Blum’ in gantz beſonderm Grad
Vor allen andern Blumen hat:
Da
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