Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Zugleich gelb- und rohte Rosen. Zugleich gelb- und rohte Rosen. Jndem ich jüngst, in Amts-Geschäften, im fruchtbarenBillwerder fahr Und, nebst dem treflichen Stampeel, des Rahts und Ham- burgs Zier und Ehre, Des Frühlings Wunder-Glantz besehe; werd' ich von un- gefehr gewahr, Wie von bestralten bunten Blumen ein funckelnd gelb- und rohtes Licht Durch dicht-verwachsne Hecken bricht. Wir halten still, und schicken hin, von diesen Blumen, die wie Kolen, So man erst angefachet, glimmten, uns einige herbey zu holen, Die uns der Land-Mann willig gab; Er schnitt mit seinem schnellen Messer verschiedne grosse Sträucher ab. Wie man uns nun dieselbe brachte, erschracken wir für neuer Freude Bey diesem unverhoften Blick, und für Verwundrung, alle beide, Jndem wir eine neue Art von Rosen, welche wunderschön So wol an Form, als Farb und Glantz, und welche wir noch nie gesehn Recht ungemein gerührt erblickten. Den roth- und weissen Rosen-Strauch Die wilden Rosen, gelben Rosen, und andrer Rosen Arten auch Hab ich bewundert und beschrieben. Hier, dacht ich, will in neuem Schein Der grosse Schöpffer aller Dinge bewundert und verehret seyn. Es
Zugleich gelb- und rohte Roſen. Zugleich gelb- und rohte Roſen. Jndem ich juͤngſt, in Amts-Geſchaͤften, im fruchtbarenBillwerder fahr Und, nebſt dem treflichen Stampeel, des Rahts und Ham- burgs Zier und Ehre, Des Fruͤhlings Wunder-Glantz beſehe; werd’ ich von un- gefehr gewahr, Wie von beſtralten bunten Blumen ein funckelnd gelb- und rohtes Licht Durch dicht-verwachſne Hecken bricht. Wir halten ſtill, und ſchicken hin, von dieſen Blumen, die wie Kolen, So man erſt angefachet, glimmten, uns einige herbey zu holen, Die uns der Land-Mann willig gab; Er ſchnitt mit ſeinem ſchnellen Meſſer verſchiedne groſſe Straͤucher ab. Wie man uns nun dieſelbe brachte, erſchracken wir fuͤr neuer Freude Bey dieſem unverhoften Blick, und fuͤr Verwundrung, alle beide, Jndem wir eine neue Art von Roſen, welche wunderſchoͤn So wol an Form, als Farb und Glantz, und welche wir noch nie geſehn Recht ungemein geruͤhrt erblickten. Den roth- und weiſſen Roſen-Strauch Die wilden Roſen, gelben Roſen, und andrer Roſen Arten auch Hab ich bewundert und beſchrieben. Hier, dacht ich, will in neuem Schein Der groſſe Schoͤpffer aller Dinge bewundert und verehret ſeyn. Es
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Zugleich gelb- und rohte Roſen.
Zugleich gelb- und rohte Roſen.
Jndem ich juͤngſt, in Amts-Geſchaͤften, im fruchtbaren
Billwerder fahr
Und, nebſt dem treflichen Stampeel, des Rahts und Ham-
burgs Zier und Ehre,
Des Fruͤhlings Wunder-Glantz beſehe; werd’ ich von un-
gefehr gewahr,
Wie von beſtralten bunten Blumen ein funckelnd gelb-
und rohtes Licht
Durch dicht-verwachſne Hecken bricht.
Wir halten ſtill, und ſchicken hin, von dieſen Blumen,
die wie Kolen,
So man erſt angefachet, glimmten, uns einige herbey zu
holen,
Die uns der Land-Mann willig gab;
Er ſchnitt mit ſeinem ſchnellen Meſſer verſchiedne groſſe
Straͤucher ab.
Wie man uns nun dieſelbe brachte, erſchracken wir fuͤr
neuer Freude
Bey dieſem unverhoften Blick, und fuͤr Verwundrung,
alle beide,
Jndem wir eine neue Art von Roſen, welche wunderſchoͤn
So wol an Form, als Farb und Glantz, und welche wir
noch nie geſehn
Recht ungemein geruͤhrt erblickten. Den roth- und weiſſen
Roſen-Strauch
Die wilden Roſen, gelben Roſen, und andrer Roſen Arten
auch
Hab ich bewundert und beſchrieben. Hier, dacht ich, will
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ſeyn.
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