Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Neu-Jahrs Gedichte. Gebracht und hingeführet werden. Die Seele scheint hier zu regiren Und sie, so viel derselben nöthig, durch andre Gäng', an allen Enden, Jn ihr bewuster Maaß und Ordnung, vernünftig wieder hinzusenden. Da sie denn von der Seelen-Kraft auch eine Kraft vielleicht empfangen, Und, ob wir es gleich nicht begreiffen, von ihr ein' Eigen- schaft erlangen, Zu wircken, wie und wo es nöthig. Wie nun des gantzen Cörpers Kräfte, Um sich im Wesen zu erhalten, sich mit der Seelen Kraft vereinen; So dürft' es, daß auch unsre Seele sich an ein höhers Wesen hefte, Und seiner Gaben theilhaft werde, noch mehr gewiß, als glaubhaft, scheinen. Da nichts so sehr der Seelen Werth erhebet und zu Tage leget, Als daß sie, durch des Höchsten Liebe, was Göttlichs in ihr selber heget. Da sie, durch diese Wunder-Kraft zu dencken, die ihr GOtt geschencket, Auf dieser Gabe Werth und Ursprung, in Demuth-voller Ehrfurcht, dencket; Erblickt sie einen kleinen Funcken von der unendlich-ew'gen Klahrheit, Von der unendlich ew'gen Weisheit, von der unendlich- ew'gen Wahrheit, Von dem unendlich-ew'gen WORT, aus welchem, alles was verhanden, Durch seiner ew'gen Liebe Trieb hervorgekommen und ent- standen, Der
Neu-Jahrs Gedichte. Gebracht und hingefuͤhret werden. Die Seele ſcheint hier zu regiren Und ſie, ſo viel derſelben noͤthig, durch andre Gaͤng’, an allen Enden, Jn ihr bewuſter Maaß und Ordnung, vernuͤnftig wieder hinzuſenden. Da ſie denn von der Seelen-Kraft auch eine Kraft vielleicht empfangen, Und, ob wir es gleich nicht begreiffen, von ihr ein’ Eigen- ſchaft erlangen, Zu wircken, wie und wo es noͤthig. Wie nun des gantzen Coͤrpers Kraͤfte, Um ſich im Weſen zu erhalten, ſich mit der Seelen Kraft vereinen; So duͤrft’ es, daß auch unſre Seele ſich an ein hoͤhers Weſen hefte, Und ſeiner Gaben theilhaft werde, noch mehr gewiß, als glaubhaft, ſcheinen. Da nichts ſo ſehr der Seelen Werth erhebet und zu Tage leget, Als daß ſie, durch des Hoͤchſten Liebe, was Goͤttlichs in ihr ſelber heget. Da ſie, durch dieſe Wunder-Kraft zu dencken, die ihr GOtt geſchencket, Auf dieſer Gabe Werth und Urſprung, in Demuth-voller Ehrfurcht, dencket; Erblickt ſie einen kleinen Funcken von der unendlich-ew’gen Klahrheit, Von der unendlich ew’gen Weisheit, von der unendlich- ew’gen Wahrheit, Von dem unendlich-ew’gen WORT, aus welchem, alles was verhanden, Durch ſeiner ew’gen Liebe Trieb hervorgekommen und ent- ſtanden, Der
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Neu-Jahrs Gedichte.
Gebracht und hingefuͤhret werden. Die Seele ſcheint hier
zu regiren
Und ſie, ſo viel derſelben noͤthig, durch andre Gaͤng’, an
allen Enden,
Jn ihr bewuſter Maaß und Ordnung, vernuͤnftig wieder
hinzuſenden.
Da ſie denn von der Seelen-Kraft auch eine Kraft
vielleicht empfangen,
Und, ob wir es gleich nicht begreiffen, von ihr ein’ Eigen-
ſchaft erlangen,
Zu wircken, wie und wo es noͤthig. Wie nun des gantzen
Coͤrpers Kraͤfte,
Um ſich im Weſen zu erhalten, ſich mit der Seelen Kraft
vereinen;
So duͤrft’ es, daß auch unſre Seele ſich an ein hoͤhers
Weſen hefte,
Und ſeiner Gaben theilhaft werde, noch mehr gewiß, als
glaubhaft, ſcheinen.
Da nichts ſo ſehr der Seelen Werth erhebet und zu Tage
leget,
Als daß ſie, durch des Hoͤchſten Liebe, was Goͤttlichs in ihr
ſelber heget.
Da ſie, durch dieſe Wunder-Kraft zu dencken, die ihr
GOtt geſchencket,
Auf dieſer Gabe Werth und Urſprung, in Demuth-voller
Ehrfurcht, dencket;
Erblickt ſie einen kleinen Funcken von der unendlich-ew’gen
Klahrheit,
Von der unendlich ew’gen Weisheit, von der unendlich-
ew’gen Wahrheit,
Von dem unendlich-ew’gen WORT, aus welchem, alles
was verhanden,
Durch ſeiner ew’gen Liebe Trieb hervorgekommen und ent-
ſtanden,
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