Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Neu-Jahrs Gedichte. Jch konte vorigs Jahr, GOtt Lob! mit Freuden enden, Und fange dieses Neue wieder, Mit tausend Freuden, an; Dafür, o HErr! ich dir nicht gnugsahm dancken kann, Und wenn ich noch so vieles schreib' und sage. Man dencke der Minut- und der Secunden Schaar, Mit Ernst, ein wenig nach! Es hat ein eintzigs Jahr Dreyhundert fünf und sechszig Tage; Es hat nicht nur acht tausend Stunden, Noch siebenhundert sechzig mehr, Und, an Minuten, dann Secunden, Enthält es ein weit grösser Heer. Fünfhundert fünf und zwantzig tausend Und noch sechs hundert findet man, Die man mit sechszig noch vermehren, Und zu Secunden machen kann, Da sechs und dreyßig tausend mehr, Als ein und dreyßig Millionen, Und eine halbe noch, sich finden. Solch eine Zahl, die mühsam zu ergründen, Hab ich nicht nur; die Meinigen, nebst mir, Und also diese grosse Zahl, Jn einem jeglichen vermehrt noch so vielmahl, (Dir, grosser GOtt, sey Lob und Danck dafür) Jm vor'gen Jahr erlebt. Wir haben Tag und Nacht Gesund, und meistens sie vergnüglich, zugebracht, Mein GOtt! wie hat, im abgewichnen Jahr, Mir abermahl so wunderbar Die Sonne deiner Huld geschienen! Wie sind die Gnad- und Seegens-Gaben, Die wir von deiner Hand darin empfangen haben, So
Neu-Jahrs Gedichte. Jch konte vorigs Jahr, GOtt Lob! mit Freuden enden, Und fange dieſes Neue wieder, Mit tauſend Freuden, an; Dafuͤr, o HErr! ich dir nicht gnugſahm dancken kann, Und wenn ich noch ſo vieles ſchreib’ und ſage. Man dencke der Minut- und der Secunden Schaar, Mit Ernſt, ein wenig nach! Es hat ein eintzigs Jahr Dreyhundert fuͤnf und ſechszig Tage; Es hat nicht nur acht tauſend Stunden, Noch ſiebenhundert ſechzig mehr, Und, an Minuten, dann Secunden, Enthaͤlt es ein weit groͤſſer Heer. Fuͤnfhundert fuͤnf und zwantzig tauſend Und noch ſechs hundert findet man, Die man mit ſechszig noch vermehren, Und zu Secunden machen kann, Da ſechs und dreyßig tauſend mehr, Als ein und dreyßig Millionen, Und eine halbe noch, ſich finden. Solch eine Zahl, die muͤhſam zu ergruͤnden, Hab ich nicht nur; die Meinigen, nebſt mir, Und alſo dieſe groſſe Zahl, Jn einem jeglichen vermehrt noch ſo vielmahl, (Dir, groſſer GOtt, ſey Lob und Danck dafuͤr) Jm vor’gen Jahr erlebt. Wir haben Tag und Nacht Geſund, und meiſtens ſie vergnuͤglich, zugebracht, Mein GOtt! wie hat, im abgewichnen Jahr, Mir abermahl ſo wunderbar Die Sonne deiner Huld geſchienen! Wie ſind die Gnad- und Seegens-Gaben, Die wir von deiner Hand darin empfangen haben, So
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Neu-Jahrs Gedichte.
Jch konte vorigs Jahr, GOtt Lob! mit Freuden enden,
Und fange dieſes Neue wieder,
Mit tauſend Freuden, an;
Dafuͤr, o HErr! ich dir nicht gnugſahm dancken kann,
Und wenn ich noch ſo vieles ſchreib’ und ſage.
Man dencke der Minut- und der Secunden Schaar,
Mit Ernſt, ein wenig nach! Es hat ein eintzigs Jahr
Dreyhundert fuͤnf und ſechszig Tage;
Es hat nicht nur acht tauſend Stunden,
Noch ſiebenhundert ſechzig mehr,
Und, an Minuten, dann Secunden,
Enthaͤlt es ein weit groͤſſer Heer.
Fuͤnfhundert fuͤnf und zwantzig tauſend
Und noch ſechs hundert findet man,
Die man mit ſechszig noch vermehren,
Und zu Secunden machen kann,
Da ſechs und dreyßig tauſend mehr,
Als ein und dreyßig Millionen,
Und eine halbe noch, ſich finden.
Solch eine Zahl, die muͤhſam zu ergruͤnden,
Hab ich nicht nur; die Meinigen, nebſt mir,
Und alſo dieſe groſſe Zahl,
Jn einem jeglichen vermehrt noch ſo vielmahl,
(Dir, groſſer GOtt, ſey Lob und Danck dafuͤr)
Jm vor’gen Jahr erlebt. Wir haben Tag und Nacht
Geſund, und meiſtens ſie vergnuͤglich, zugebracht,
Mein GOtt! wie hat, im abgewichnen Jahr,
Mir abermahl ſo wunderbar
Die Sonne deiner Huld geſchienen!
Wie ſind die Gnad- und Seegens-Gaben,
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