Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Mittel gefällig zu werden.
(Worin kein schlechtes Glück besteht) so habe man doch'
mit Bedacht,

Auf die Geberden etwas mehr, als wie man sonst gewohnt
ist, acht.

Und halt es nicht für Kleinigkeit, weil, wenn man es mit
Ernst ermißt,

Es würcklich keine Kleinigkeit, ob unser Nächster uns
gewogen,

Wie oder mit uns unzufrieden, uns feind und uns ge-
häßig, ist.
Nun liegt zwar dieses, das ist wahr, am äusserlichen
nicht allein,

Denn will man von dem Neben-Menschen geachtet und
geliebet seyn,

Muß man sein Hertz dazu bereiten. Laß dieß sich erst in
Lieben üben

So wird dein Nächster dich dadurch, als wie gezwungen,
wieder lieben.

Jedennoch müssen äusserlich die Töne, Minen und Ge-
berden

Zu diesem Endzweck einzurichten durchaus nicht unterlassen
werden.


Ver-
Mittel gefaͤllig zu werden.
(Worin kein ſchlechtes Gluͤck beſteht) ſo habe man doch’
mit Bedacht,

Auf die Geberden etwas mehr, als wie man ſonſt gewohnt
iſt, acht.

Und halt es nicht fuͤr Kleinigkeit, weil, wenn man es mit
Ernſt ermißt,

Es wuͤrcklich keine Kleinigkeit, ob unſer Naͤchſter uns
gewogen,

Wie oder mit uns unzufrieden, uns feind und uns ge-
haͤßig, iſt.
Nun liegt zwar dieſes, das iſt wahr, am aͤuſſerlichen
nicht allein,

Denn will man von dem Neben-Menſchen geachtet und
geliebet ſeyn,

Muß man ſein Hertz dazu bereiten. Laß dieß ſich erſt in
Lieben uͤben

So wird dein Naͤchſter dich dadurch, als wie gezwungen,
wieder lieben.

Jedennoch muͤſſen aͤuſſerlich die Toͤne, Minen und Ge-
berden

Zu dieſem Endzweck einzurichten durchaus nicht unterlaſſen
werden.


Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0408" n="392"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Mittel gefa&#x0364;llig zu werden.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="25">
            <l>(Worin kein &#x017F;chlechtes Glu&#x0364;ck be&#x017F;teht) &#x017F;o habe man doch&#x2019;<lb/><hi rendition="#et">mit Bedacht,</hi></l><lb/>
            <l>Auf die Geberden etwas mehr, als wie man &#x017F;on&#x017F;t gewohnt<lb/><hi rendition="#et">i&#x017F;t, acht.</hi></l><lb/>
            <l>Und halt es nicht fu&#x0364;r Kleinigkeit, weil, wenn man es mit<lb/><hi rendition="#et">Ern&#x017F;t ermißt,</hi></l><lb/>
            <l>Es wu&#x0364;rcklich keine Kleinigkeit, ob un&#x017F;er Na&#x0364;ch&#x017F;ter uns<lb/><hi rendition="#et">gewogen,</hi></l><lb/>
            <l>Wie oder mit uns unzufrieden, uns feind und uns ge-<lb/><hi rendition="#et">ha&#x0364;ßig, i&#x017F;t.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="26">
            <l>Nun liegt zwar die&#x017F;es, das i&#x017F;t wahr, am a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen<lb/><hi rendition="#et">nicht allein,</hi></l><lb/>
            <l>Denn will man von dem Neben-Men&#x017F;chen geachtet und<lb/><hi rendition="#et">geliebet &#x017F;eyn,</hi></l><lb/>
            <l>Muß man &#x017F;ein Hertz dazu bereiten. Laß dieß &#x017F;ich er&#x017F;t in<lb/><hi rendition="#et">Lieben u&#x0364;ben</hi></l><lb/>
            <l>So wird dein Na&#x0364;ch&#x017F;ter dich dadurch, als wie gezwungen,<lb/><hi rendition="#et">wieder lieben.</hi></l><lb/>
            <l>Jedennoch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich die To&#x0364;ne, Minen und Ge-<lb/><hi rendition="#et">berden</hi></l><lb/>
            <l>Zu die&#x017F;em Endzweck einzurichten durchaus nicht unterla&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">werden.</hi></l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ver-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[392/0408] Mittel gefaͤllig zu werden. (Worin kein ſchlechtes Gluͤck beſteht) ſo habe man doch’ mit Bedacht, Auf die Geberden etwas mehr, als wie man ſonſt gewohnt iſt, acht. Und halt es nicht fuͤr Kleinigkeit, weil, wenn man es mit Ernſt ermißt, Es wuͤrcklich keine Kleinigkeit, ob unſer Naͤchſter uns gewogen, Wie oder mit uns unzufrieden, uns feind und uns ge- haͤßig, iſt. Nun liegt zwar dieſes, das iſt wahr, am aͤuſſerlichen nicht allein, Denn will man von dem Neben-Menſchen geachtet und geliebet ſeyn, Muß man ſein Hertz dazu bereiten. Laß dieß ſich erſt in Lieben uͤben So wird dein Naͤchſter dich dadurch, als wie gezwungen, wieder lieben. Jedennoch muͤſſen aͤuſſerlich die Toͤne, Minen und Ge- berden Zu dieſem Endzweck einzurichten durchaus nicht unterlaſſen werden. Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/408
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/408>, abgerufen am 04.10.2024.