Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Einige Betrachtungen über unsre Sinnen
A.
Geliebter Freund du zeigest zwar,
Daß alle Werckzeug' unsrer Sinnen so kunstreich und so
wunderbar,

Und wilst dahero dieses schliessen:
Daß wir, mit ihnen, und durch sie, den grossen Schöp-
fer ehren müssen.

Allein, wir können an den Thieren,
Daß ihre Sinnen ja so wol, als unsre Sinnen, Wun-
der-reich,

Daß sie den unsrigen nicht nur in allen Stücken würck-
lich gleich,

Ja daß sie oft noch schärfer sind, erkennen sehen und
verspühren:

Doch darum wirst du ja von ihnen, verhoff' ich, dieses
nicht verlangen,

Daß sie die Sinnen, unsern GOTT als Schöpfer zu
erhöh'n, empfangen.
B.
So wie die Thier' uns blos zum Besten; so müssen
wir, zu GOttes Ehren,

Mit Danck und mit Vergnügen schmecken, empfinden,
riechen, sehn und hören.
[Abbildung]
Unge-
Einige Betrachtungen uͤber unſre Sinnen
A.
Geliebter Freund du zeigeſt zwar,
Daß alle Werckzeug’ unſrer Sinnen ſo kunſtreich und ſo
wunderbar,

Und wilſt dahero dieſes ſchlieſſen:
Daß wir, mit ihnen, und durch ſie, den groſſen Schoͤp-
fer ehren muͤſſen.

Allein, wir koͤnnen an den Thieren,
Daß ihre Sinnen ja ſo wol, als unſre Sinnen, Wun-
der-reich,

Daß ſie den unſrigen nicht nur in allen Stuͤcken wuͤrck-
lich gleich,

Ja daß ſie oft noch ſchaͤrfer ſind, erkennen ſehen und
verſpuͤhren:

Doch darum wirſt du ja von ihnen, verhoff’ ich, dieſes
nicht verlangen,

Daß ſie die Sinnen, unſern GOTT als Schoͤpfer zu
erhoͤh’n, empfangen.
B.
So wie die Thier’ uns blos zum Beſten; ſo muͤſſen
wir, zu GOttes Ehren,

Mit Danck und mit Vergnuͤgen ſchmecken, empfinden,
riechen, ſehn und hoͤren.
[Abbildung]
Unge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0344" n="328"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Einige Betrachtungen u&#x0364;ber un&#x017F;re Sinnen</hi> </fw><lb/>
          <lg n="16">
            <head> <hi rendition="#aq">A.</hi> </head>
            <l>Geliebter Freund du zeige&#x017F;t zwar,</l><lb/>
            <l>Daß alle Werckzeug&#x2019; un&#x017F;rer Sinnen &#x017F;o kun&#x017F;treich und &#x017F;o<lb/><hi rendition="#et">wunderbar,</hi></l><lb/>
            <l>Und wil&#x017F;t dahero die&#x017F;es &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
            <l>Daß wir, mit ihnen, und durch &#x017F;ie, den gro&#x017F;&#x017F;en Scho&#x0364;p-<lb/><hi rendition="#et">fer ehren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi></l><lb/>
            <l>Allein, wir ko&#x0364;nnen an den Thieren,</l><lb/>
            <l>Daß ihre Sinnen ja &#x017F;o wol, als un&#x017F;re Sinnen, Wun-<lb/><hi rendition="#et">der-reich,</hi></l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie den un&#x017F;rigen nicht nur in allen Stu&#x0364;cken wu&#x0364;rck-<lb/><hi rendition="#et">lich gleich,</hi></l><lb/>
            <l>Ja daß &#x017F;ie oft noch &#x017F;cha&#x0364;rfer &#x017F;ind, erkennen &#x017F;ehen und<lb/><hi rendition="#et">ver&#x017F;pu&#x0364;hren:</hi></l><lb/>
            <l>Doch darum wir&#x017F;t du ja von ihnen, verhoff&#x2019; ich, die&#x017F;es<lb/><hi rendition="#et">nicht verlangen,</hi></l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie die Sinnen, un&#x017F;ern <hi rendition="#g">GOTT</hi> als Scho&#x0364;pfer zu<lb/><hi rendition="#et">erho&#x0364;h&#x2019;n, empfangen.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="17">
            <head> <hi rendition="#aq">B.</hi> </head>
            <l>So wie die Thier&#x2019; uns blos zum Be&#x017F;ten; &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">wir, zu GOttes Ehren,</hi></l><lb/>
            <l>Mit Danck und mit Vergnu&#x0364;gen &#x017F;chmecken, empfinden,<lb/><hi rendition="#et">riechen, &#x017F;ehn und ho&#x0364;ren.</hi></l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <figure/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Unge-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0344] Einige Betrachtungen uͤber unſre Sinnen A. Geliebter Freund du zeigeſt zwar, Daß alle Werckzeug’ unſrer Sinnen ſo kunſtreich und ſo wunderbar, Und wilſt dahero dieſes ſchlieſſen: Daß wir, mit ihnen, und durch ſie, den groſſen Schoͤp- fer ehren muͤſſen. Allein, wir koͤnnen an den Thieren, Daß ihre Sinnen ja ſo wol, als unſre Sinnen, Wun- der-reich, Daß ſie den unſrigen nicht nur in allen Stuͤcken wuͤrck- lich gleich, Ja daß ſie oft noch ſchaͤrfer ſind, erkennen ſehen und verſpuͤhren: Doch darum wirſt du ja von ihnen, verhoff’ ich, dieſes nicht verlangen, Daß ſie die Sinnen, unſern GOTT als Schoͤpfer zu erhoͤh’n, empfangen. B. So wie die Thier’ uns blos zum Beſten; ſo muͤſſen wir, zu GOttes Ehren, Mit Danck und mit Vergnuͤgen ſchmecken, empfinden, riechen, ſehn und hoͤren. [Abbildung] Unge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/344
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/344>, abgerufen am 17.05.2024.