Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Zufällige Gedancken Etwann auch durchsichtig wäre: und daß auch, so wie ich hier Auf dem glatten Tropfen sehe, nur von einer Stell' allein, Jn dem Wiederschlage blos, von der Sonn' ein kleiner Schein, Uns in unser Auge fiel, und daß etwann diese Stelle Als wodurch der Sonnen Licht Nicht allein die Fläche trift, sondern durch den Cörper bricht, An die Atmosphäre schlägt, und sie auf die Weise helle Wie der Strahl das Blättchen machte? Dieses war es, was ich dachte, Und vielleicht nicht ungereimt, Wenigstens kömmt mir es für, Daß aus der Betrachtung hier Eine grosse Lehre keimt: Dem Schöpfer fällt so wenig schwer, Kann etwas auf der Welt, zu GOttes Ehre,Ein Sternen- und Cometen-Heer, Als einen Tropfen Thau, zu zeugen. Laßt dieß uns einen Antrieb seyn, Vor ihm und seiner Macht allein, Jn tiefster Ehrfurcht, uns zu beugen! Ein würdigs Bild von seiner Macht uns zeigen, Kann der Verstand zu ihm auf eine Weise steigen; So ist es warlich diese Lehre. Ach! laßt sie unserm Geist doch einen Spiegel seyn! Jn welchen er, von heil'gem Schrecken Und wahrer Ehrfurcht angefüllt, Der GOttheit sonst nicht abzubildend Bild, Mit Augen der Vernunft, im Glauben, zu entdecken, Zu
Zufaͤllige Gedancken Etwann auch durchſichtig waͤre: und daß auch, ſo wie ich hier Auf dem glatten Tropfen ſehe, nur von einer Stell’ allein, Jn dem Wiederſchlage blos, von der Sonn’ ein kleiner Schein, Uns in unſer Auge fiel, und daß etwann dieſe Stelle Als wodurch der Sonnen Licht Nicht allein die Flaͤche trift, ſondern durch den Coͤrper bricht, An die Atmoſphaͤre ſchlaͤgt, und ſie auf die Weiſe helle Wie der Strahl das Blaͤttchen machte? Dieſes war es, was ich dachte, Und vielleicht nicht ungereimt, Wenigſtens koͤmmt mir es fuͤr, Daß aus der Betrachtung hier Eine groſſe Lehre keimt: Dem Schoͤpfer faͤllt ſo wenig ſchwer, Kann etwas auf der Welt, zu GOttes Ehre,Ein Sternen- und Cometen-Heer, Als einen Tropfen Thau, zu zeugen. Laßt dieß uns einen Antrieb ſeyn, Vor ihm und ſeiner Macht allein, Jn tiefſter Ehrfurcht, uns zu beugen! Ein wuͤrdigs Bild von ſeiner Macht uns zeigen, Kann der Verſtand zu ihm auf eine Weiſe ſteigen; So iſt es warlich dieſe Lehre. Ach! laßt ſie unſerm Geiſt doch einen Spiegel ſeyn! Jn welchen er, von heil’gem Schrecken Und wahrer Ehrfurcht angefuͤllt, Der GOttheit ſonſt nicht abzubildend Bild, Mit Augen der Vernunft, im Glauben, zu entdecken, Zu
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Zufaͤllige Gedancken
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ich hier
Auf dem glatten Tropfen ſehe, nur von einer Stell’ allein,
Jn dem Wiederſchlage blos, von der Sonn’ ein kleiner
Schein,
Uns in unſer Auge fiel, und daß etwann dieſe Stelle
Als wodurch der Sonnen Licht
Nicht allein die Flaͤche trift, ſondern durch den Coͤrper
bricht,
An die Atmoſphaͤre ſchlaͤgt, und ſie auf die Weiſe helle
Wie der Strahl das Blaͤttchen machte?
Dieſes war es, was ich dachte,
Und vielleicht nicht ungereimt,
Wenigſtens koͤmmt mir es fuͤr,
Daß aus der Betrachtung hier
Eine groſſe Lehre keimt:
Dem Schoͤpfer faͤllt ſo wenig ſchwer,
Ein Sternen- und Cometen-Heer,
Als einen Tropfen Thau, zu zeugen.
Laßt dieß uns einen Antrieb ſeyn,
Vor ihm und ſeiner Macht allein,
Jn tiefſter Ehrfurcht, uns zu beugen!
Kann etwas auf der Welt, zu GOttes Ehre,
Ein wuͤrdigs Bild von ſeiner Macht uns zeigen,
Kann der Verſtand zu ihm auf eine Weiſe ſteigen;
So iſt es warlich dieſe Lehre.
Ach! laßt ſie unſerm Geiſt doch einen Spiegel ſeyn!
Jn welchen er, von heil’gem Schrecken
Und wahrer Ehrfurcht angefuͤllt,
Der GOttheit ſonſt nicht abzubildend Bild,
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