Was sind auf dem Bau der Erden doch vor Wunder! welche Menge Lust-erregender Geschöpfe! es ist gleichsam ein Gedränge Jrdisch-Göttlichen Vergnügens um uns Menschen rings- umher, Wenn man sie nur mit Verstand anzusehn beschäftigt wär. Es hat (wenn mit den Geschöpfen wir, im Brauch, den Schöpfer fügen, Und sie als sein Werck betrachten) jeder Vorwurf sein Vergnügen, Jeder Sinn sein Paradieß. Es ist sonder GOtt kein Himmel: doch, da GOtt auch in der Welt; Jst auch hier ein ird'scher Himmel denen Seelen vorgestellt, Welche, da sie ihren Schöpfer mit der Creatur verbinden, Jhm zu Ehren, Lust und Anmuth in den Creaturen finden.
[Abbildung]
Zu-
Seelige Betrachtung der Creatur.
Was ſind auf dem Bau der Erden doch vor Wunder! welche Menge Luſt-erregender Geſchoͤpfe! es iſt gleichſam ein Gedraͤnge Jrdiſch-Goͤttlichen Vergnuͤgens um uns Menſchen rings- umher, Wenn man ſie nur mit Verſtand anzuſehn beſchaͤftigt waͤr. Es hat (wenn mit den Geſchoͤpfen wir, im Brauch, den Schoͤpfer fuͤgen, Und ſie als ſein Werck betrachten) jeder Vorwurf ſein Vergnuͤgen, Jeder Sinn ſein Paradieß. Es iſt ſonder GOtt kein Himmel: doch, da GOtt auch in der Welt; Jſt auch hier ein ird’ſcher Himmel denen Seelen vorgeſtellt, Welche, da ſie ihren Schoͤpfer mit der Creatur verbinden, Jhm zu Ehren, Luſt und Anmuth in den Creaturen finden.
[Abbildung]
Zu-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0318"n="302"/><lgtype="poem"><head><hirendition="#b">Seelige Betrachtung der Creatur.</hi></head><lb/><l><hirendition="#in">W</hi>as ſind auf dem Bau der Erden doch vor Wunder!</l><lb/><l><hirendition="#et">welche Menge</hi></l><lb/><l>Luſt-erregender Geſchoͤpfe! es iſt gleichſam ein Gedraͤnge</l><lb/><l>Jrdiſch-Goͤttlichen Vergnuͤgens um uns Menſchen rings-</l><lb/><l><hirendition="#et">umher,</hi></l><lb/><l>Wenn man ſie nur mit Verſtand anzuſehn beſchaͤftigt waͤr.</l><lb/><l>Es hat (wenn mit den Geſchoͤpfen wir, im Brauch, den</l><lb/><l><hirendition="#et">Schoͤpfer fuͤgen,</hi></l><lb/><l>Und ſie als ſein Werck betrachten) jeder Vorwurf ſein</l><lb/><l><hirendition="#et">Vergnuͤgen,</hi></l><lb/><l>Jeder Sinn ſein Paradieß.</l><lb/><l>Es iſt ſonder GOtt kein Himmel: doch, da GOtt auch</l><lb/><l><hirendition="#et">in der Welt;</hi></l><lb/><l>Jſt auch hier ein ird’ſcher Himmel denen Seelen vorgeſtellt,</l><lb/><l>Welche, da ſie ihren Schoͤpfer mit der Creatur verbinden,</l><lb/><l>Jhm zu Ehren, Luſt und Anmuth in den Creaturen finden.</l></lg><lb/><figure/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Zu-</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[302/0318]
Seelige Betrachtung der Creatur.
Was ſind auf dem Bau der Erden doch vor Wunder!
welche Menge
Luſt-erregender Geſchoͤpfe! es iſt gleichſam ein Gedraͤnge
Jrdiſch-Goͤttlichen Vergnuͤgens um uns Menſchen rings-
umher,
Wenn man ſie nur mit Verſtand anzuſehn beſchaͤftigt waͤr.
Es hat (wenn mit den Geſchoͤpfen wir, im Brauch, den
Schoͤpfer fuͤgen,
Und ſie als ſein Werck betrachten) jeder Vorwurf ſein
Vergnuͤgen,
Jeder Sinn ſein Paradieß.
Es iſt ſonder GOtt kein Himmel: doch, da GOtt auch
in der Welt;
Jſt auch hier ein ird’ſcher Himmel denen Seelen vorgeſtellt,
Welche, da ſie ihren Schoͤpfer mit der Creatur verbinden,
Jhm zu Ehren, Luſt und Anmuth in den Creaturen finden.
[Abbildung]
Zu-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/318>, abgerufen am 19.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.