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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

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Die Sonnen-Finsterniß 1733.
Da so viel tausend Jahr so grosse Cörper sich,
Ohn im geringsten je zu fehlen,
Jn solcher steten Ordnung lencken;
Wie mächtig, weise, groß und unveränderlich
Muß der, durch dessen weisen Willen,
Sie ihren festen Lauf so ungehemmt erfüllen,
Der sie aus Nichts allein erschuf, der sie allein
Blos durch sein Wort erhält, der ew'ge Schöpfer, seyn!
Es fiel zugleich mir dieses ein:
Jst etwas auf der Welt, so uns von unserm Geist
Was grössers, und was GOtt für Fähigkeit ihm schencket,
Als eine Finsterniß uns weis't?
Da er, fast auf ein Haar, wie ein Gestirn sich lencket,
Auf hundert Jahre schon vorher sieht und gedencket.
Heißt alles dieses nichts, von solchen Finsternissen,
Von der Planeten Lauf, Bewegungen und Drehn
Die stete Richtigkeit so gar genau zu wissen,
Auf einen Augenblick vorher zu sehn?
Und zwar
Auf so viel hundert Jahr,
Ja noch auf längere Zeit,
Ohn daß wir im geringsten fehlen?
Wo hierinn keine Treflichkeit,
Kraft, Feur, und Vorzug unsrer Seelen
Vor allen andern Thieren
Unwiedersprechlich zu verspühren;
So weiß ich nicht auf welche Weise man
Sich einigen Begrif von Wahrheit machen kann?
Durch die Betrachtung froh, und recht aufs neu gestärckt,
Verjag ich nicht allein
Die eitele Furcht, wodurch bey Finsternissen,
Durch Aberglauben tumm, sich viele qvälen müssen,
Und blos aus Einfalt bange seyn:
Es
Die Sonnen-Finſterniß 1733.
Da ſo viel tauſend Jahr ſo groſſe Coͤrper ſich,
Ohn im geringſten je zu fehlen,
Jn ſolcher ſteten Ordnung lencken;
Wie maͤchtig, weiſe, groß und unveraͤnderlich
Muß der, durch deſſen weiſen Willen,
Sie ihren feſten Lauf ſo ungehemmt erfuͤllen,
Der ſie aus Nichts allein erſchuf, der ſie allein
Blos durch ſein Wort erhaͤlt, der ew’ge Schoͤpfer, ſeyn!
Es fiel zugleich mir dieſes ein:
Jſt etwas auf der Welt, ſo uns von unſerm Geiſt
Was groͤſſers, und was GOtt fuͤr Faͤhigkeit ihm ſchencket,
Als eine Finſterniß uns weiſ’t?
Da er, faſt auf ein Haar, wie ein Geſtirn ſich lencket,
Auf hundert Jahre ſchon vorher ſieht und gedencket.
Heißt alles dieſes nichts, von ſolchen Finſterniſſen,
Von der Planeten Lauf, Bewegungen und Drehn
Die ſtete Richtigkeit ſo gar genau zu wiſſen,
Auf einen Augenblick vorher zu ſehn?
Und zwar
Auf ſo viel hundert Jahr,
Ja noch auf laͤngere Zeit,
Ohn daß wir im geringſten fehlen?
Wo hierinn keine Treflichkeit,
Kraft, Feur, und Vorzug unſrer Seelen
Vor allen andern Thieren
Unwiederſprechlich zu verſpuͤhren;
So weiß ich nicht auf welche Weiſe man
Sich einigen Begrif von Wahrheit machen kann?
Durch die Betrachtung froh, und recht aufs neu geſtaͤrckt,
Verjag ich nicht allein
Die eitele Furcht, wodurch bey Finſterniſſen,
Durch Aberglauben tumm, ſich viele qvaͤlen muͤſſen,
Und blos aus Einfalt bange ſeyn:
Es
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[287/0303] Die Sonnen-Finſterniß 1733. Da ſo viel tauſend Jahr ſo groſſe Coͤrper ſich, Ohn im geringſten je zu fehlen, Jn ſolcher ſteten Ordnung lencken; Wie maͤchtig, weiſe, groß und unveraͤnderlich Muß der, durch deſſen weiſen Willen, Sie ihren feſten Lauf ſo ungehemmt erfuͤllen, Der ſie aus Nichts allein erſchuf, der ſie allein Blos durch ſein Wort erhaͤlt, der ew’ge Schoͤpfer, ſeyn! Es fiel zugleich mir dieſes ein: Jſt etwas auf der Welt, ſo uns von unſerm Geiſt Was groͤſſers, und was GOtt fuͤr Faͤhigkeit ihm ſchencket, Als eine Finſterniß uns weiſ’t? Da er, faſt auf ein Haar, wie ein Geſtirn ſich lencket, Auf hundert Jahre ſchon vorher ſieht und gedencket. Heißt alles dieſes nichts, von ſolchen Finſterniſſen, Von der Planeten Lauf, Bewegungen und Drehn Die ſtete Richtigkeit ſo gar genau zu wiſſen, Auf einen Augenblick vorher zu ſehn? Und zwar Auf ſo viel hundert Jahr, Ja noch auf laͤngere Zeit, Ohn daß wir im geringſten fehlen? Wo hierinn keine Treflichkeit, Kraft, Feur, und Vorzug unſrer Seelen Vor allen andern Thieren Unwiederſprechlich zu verſpuͤhren; So weiß ich nicht auf welche Weiſe man Sich einigen Begrif von Wahrheit machen kann? Durch die Betrachtung froh, und recht aufs neu geſtaͤrckt, Verjag ich nicht allein Die eitele Furcht, wodurch bey Finſterniſſen, Durch Aberglauben tumm, ſich viele qvaͤlen muͤſſen, Und blos aus Einfalt bange ſeyn: Es

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/303>, abgerufen am 22.11.2024.