Jch lag, voll schwartzer bittrer Sorgen, Jn eines Kerckers Gruft und dunckler Nacht verborgen; Die Fessel drückten mich; doch mehr noch, als die Bande, Die Furcht der künftigen Verachtung, Straff' und Schande Da dacht' ich, welch ein Schatz die güldne Freyheit sey. Jch that die Augen auf, und fand mich würcklich frey, Von aller Furcht erlös't, von aller Pein genesen; Denn meine Noth, (GOtt Lob) war nur ein Traum gewesen. Jch danckte billig GOtt. Doch dacht' ich noch dabey, Ob etwann die Melancholey, Womit sich viele Geister qvälen, Nicht einem schweren Traum der Seelen Gar füglich zu vergleichen sey? Noch mehr: ob nicht ein Traum uns könn' ein Vorbild geben Von einer Seelen-Pein, so gleich nach diesem Leben?
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Der Traum.
Der Traum.
Jch lag, voll ſchwartzer bittrer Sorgen, Jn eines Kerckers Gruft und dunckler Nacht verborgen; Die Feſſel druͤckten mich; doch mehr noch, als die Bande, Die Furcht der kuͤnftigen Verachtung, Straff’ und Schande Da dacht’ ich, welch ein Schatz die guͤldne Freyheit ſey. Jch that die Augen auf, und fand mich wuͤrcklich frey, Von aller Furcht erloͤſ’t, von aller Pein geneſen; Denn meine Noth, (GOtt Lob) war nur ein Traum geweſen. Jch danckte billig GOtt. Doch dacht’ ich noch dabey, Ob etwann die Melancholey, Womit ſich viele Geiſter qvaͤlen, Nicht einem ſchweren Traum der Seelen Gar fuͤglich zu vergleichen ſey? Noch mehr: ob nicht ein Traum uns koͤnn’ ein Vorbild geben Von einer Seelen-Pein, ſo gleich nach dieſem Leben?
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Der Traum.
Der Traum.
Jch lag, voll ſchwartzer bittrer Sorgen,
Jn eines Kerckers Gruft und dunckler Nacht verborgen;
Die Feſſel druͤckten mich; doch mehr noch, als die Bande,
Die Furcht der kuͤnftigen Verachtung, Straff’ und Schande
Da dacht’ ich, welch ein Schatz die guͤldne Freyheit ſey.
Jch that die Augen auf, und fand mich wuͤrcklich frey,
Von aller Furcht erloͤſ’t, von aller Pein geneſen;
Denn meine Noth, (GOtt Lob) war nur ein Traum geweſen.
Jch danckte billig GOtt. Doch dacht’ ich noch dabey,
Ob etwann die Melancholey,
Womit ſich viele Geiſter qvaͤlen,
Nicht einem ſchweren Traum der Seelen
Gar fuͤglich zu vergleichen ſey?
Noch mehr: ob nicht ein Traum uns koͤnn’ ein Vorbild
geben
Von einer Seelen-Pein, ſo gleich nach dieſem Leben?
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/279>, abgerufen am 17.05.2024.
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