Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Die Danckbarkeit. Ein wahrer Danck ist eine Frucht von einer Seelen, die gerührt Durch Wolthat, welche sie empfangen, und die, durch solche Lust getrieben, Entflammte Danck-Bewegungen und eine frohe Sehnsucht spührt, Dem Geber angenehm zu seyn, aus allen Kräften ihn zu lieben, Und, in Erwegung des Geschencks, Erkänntlichkeiten aus- zu üben, So weit nur ihr Vermögen reicht. Je mehr erhaben nun, je grösser Und mächtiger der Geber ist; je würdiger zugleich und besser Die Gabe: je gewaltiger entstehn die Feuer-reichen Triebe Von einer Ehrfurcht-vollen Neigung und dienst-begier'gen Gegen-Liebe. Wo nun vom menschlichen Geschlecht dem Schöpfer etwas kann gefallen, Muß es von einer frohen Seelen solch Danck- und Lie- bes-Opffer seyn! Allein! wenn wir dem Schöpfer dancken, verspührt man wol ein solches Wallen Von Lieb und Lust in unsern Seelen? solch eine Sehn- sucht? leider, nein! Wir fühlen nicht einmahl die Schätze, die GOtt in solcher Füll' uns giebet, Wer schmeckt den Reichthum seiner Güte? wir riechen, sehn, und hören nicht. Bewundert und erwegt man wol, was blos durch seine Macht geschicht? Bedenckt man, mit vergnügter Seele, wie sehr uns unser Schöpfer liebet? Ja
Die Danckbarkeit. Ein wahrer Danck iſt eine Frucht von einer Seelen, die geruͤhrt Durch Wolthat, welche ſie empfangen, und die, durch ſolche Luſt getrieben, Entflammte Danck-Bewegungen und eine frohe Sehnſucht ſpuͤhrt, Dem Geber angenehm zu ſeyn, aus allen Kraͤften ihn zu lieben, Und, in Erwegung des Geſchencks, Erkaͤnntlichkeiten aus- zu uͤben, So weit nur ihr Vermoͤgen reicht. Je mehr erhaben nun, je groͤſſer Und maͤchtiger der Geber iſt; je wuͤrdiger zugleich und beſſer Die Gabe: je gewaltiger entſtehn die Feuer-reichen Triebe Von einer Ehrfurcht-vollen Neigung und dienſt-begier’gen Gegen-Liebe. Wo nun vom menſchlichen Geſchlecht dem Schoͤpfer etwas kann gefallen, Muß es von einer frohen Seelen ſolch Danck- und Lie- bes-Opffer ſeyn! Allein! wenn wir dem Schoͤpfer dancken, verſpuͤhrt man wol ein ſolches Wallen Von Lieb und Luſt in unſern Seelen? ſolch eine Sehn- ſucht? leider, nein! Wir fuͤhlen nicht einmahl die Schaͤtze, die GOtt in ſolcher Fuͤll’ uns giebet, Wer ſchmeckt den Reichthum ſeiner Guͤte? wir riechen, ſehn, und hoͤren nicht. Bewundert und erwegt man wol, was blos durch ſeine Macht geſchicht? Bedenckt man, mit vergnuͤgter Seele, wie ſehr uns unſer Schoͤpfer liebet? Ja
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Die Danckbarkeit.
Ein wahrer Danck iſt eine Frucht von einer Seelen, die
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ſolche Luſt getrieben,
Entflammte Danck-Bewegungen und eine frohe Sehnſucht
ſpuͤhrt,
Dem Geber angenehm zu ſeyn, aus allen Kraͤften ihn zu
lieben,
Und, in Erwegung des Geſchencks, Erkaͤnntlichkeiten aus-
zu uͤben,
So weit nur ihr Vermoͤgen reicht. Je mehr erhaben nun,
je groͤſſer
Und maͤchtiger der Geber iſt; je wuͤrdiger zugleich und
beſſer
Die Gabe: je gewaltiger entſtehn die Feuer-reichen Triebe
Von einer Ehrfurcht-vollen Neigung und dienſt-begier’gen
Gegen-Liebe.
Wo nun vom menſchlichen Geſchlecht dem Schoͤpfer etwas
kann gefallen,
Muß es von einer frohen Seelen ſolch Danck- und Lie-
bes-Opffer ſeyn!
Allein! wenn wir dem Schoͤpfer dancken, verſpuͤhrt man
wol ein ſolches Wallen
Von Lieb und Luſt in unſern Seelen? ſolch eine Sehn-
ſucht? leider, nein!
Wir fuͤhlen nicht einmahl die Schaͤtze, die GOtt in ſolcher
Fuͤll’ uns giebet,
Wer ſchmeckt den Reichthum ſeiner Guͤte? wir riechen,
ſehn, und hoͤren nicht.
Bewundert und erwegt man wol, was blos durch ſeine
Macht geſchicht?
Bedenckt man, mit vergnuͤgter Seele, wie ſehr uns unſer
Schoͤpfer liebet?
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