Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Danckbarkeit.
Die Danckbarkeit.
Oft hab ich bey mir überlegt, nachdem ich überzeuglich
sehe,
Daß mehrentheils in frohem Dancken der wahre GOttes-
Dienst bestehe,
Was Dancken eigentlich denn sey? Wenn man der Men-
schen Danck erweget,
Und die gemeine kalte Art zu dancken ernstlich überleget;
So kommt es mir nicht anders für:
Als daß man mit dem blossen Schall der Worte: HERR,
ich dancke dir!
Die GOttheit gnug bezahlet glaube: ohn daß, vom An-
dachts-Feur gerühret,
Die Seele, durch Erkänntlichkeit empfangner Gaben, et-
was spühret,
So sie zur Gegen-Liebe reitzt, und das sie von der Macht
und Güte
Des grossen Schöpfers aller Dinge unwiedersprechlich
überführet.
Wenn noch, von so viel tausenden, die gar nicht dancken,
ein Gemüthe
Dem grossen GOtt einst dancken will, so werden ihm Jdeen
fehlen;
An Worten fehlt es ebenfalß. Man weiß nicht was man
sagen soll;
Ein kalt GOTT Lob! erschallt noch wol.
Kömmts hoch, so wird man, als was neues, die Wohl-
that einem Freund' erzehlen.
Auf, laßt uns denn den gantzen Geist, auf, laßt uns
unsrer Seelen Kräfte,
Mit Ernst bemüht seyn anzuwenden zu diesem heilsamen
Geschäfte!
Ein
Die Danckbarkeit.
Die Danckbarkeit.
Oft hab ich bey mir uͤberlegt, nachdem ich uͤberzeuglich
ſehe,
Daß mehrentheils in frohem Dancken der wahre GOttes-
Dienſt beſtehe,
Was Dancken eigentlich denn ſey? Wenn man der Men-
ſchen Danck erweget,
Und die gemeine kalte Art zu dancken ernſtlich uͤberleget;
So kommt es mir nicht anders fuͤr:
Als daß man mit dem bloſſen Schall der Worte: HERR,
ich dancke dir!
Die GOttheit gnug bezahlet glaube: ohn daß, vom An-
dachts-Feur geruͤhret,
Die Seele, durch Erkaͤnntlichkeit empfangner Gaben, et-
was ſpuͤhret,
So ſie zur Gegen-Liebe reitzt, und das ſie von der Macht
und Guͤte
Des groſſen Schoͤpfers aller Dinge unwiederſprechlich
uͤberfuͤhret.
Wenn noch, von ſo viel tauſenden, die gar nicht dancken,
ein Gemuͤthe
Dem groſſen GOtt einſt dancken will, ſo werden ihm Jdeen
fehlen;
An Worten fehlt es ebenfalß. Man weiß nicht was man
ſagen ſoll;
Ein kalt GOTT Lob! erſchallt noch wol.
Koͤmmts hoch, ſo wird man, als was neues, die Wohl-
that einem Freund’ erzehlen.
Auf, laßt uns denn den gantzen Geiſt, auf, laßt uns
unſrer Seelen Kraͤfte,
Mit Ernſt bemuͤht ſeyn anzuwenden zu dieſem heilſamen
Geſchaͤfte!
Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0268" n="252"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Danckbarkeit.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Die Danckbarkeit.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">O</hi>ft hab ich bey mir u&#x0364;berlegt, nachdem ich u&#x0364;berzeuglich</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ehe,</hi> </l><lb/>
          <l>Daß mehrentheils in frohem Dancken der wahre GOttes-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Dien&#x017F;t be&#x017F;tehe,</hi> </l><lb/>
          <l>Was Dancken eigentlich denn &#x017F;ey? Wenn man der Men-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chen Danck erweget,</hi> </l><lb/>
          <l>Und die gemeine kalte Art zu dancken ern&#x017F;tlich u&#x0364;berleget;</l><lb/>
          <l>So kommt es mir nicht anders fu&#x0364;r:</l><lb/>
          <l>Als daß man mit dem blo&#x017F;&#x017F;en Schall der Worte: <hi rendition="#fr">HERR,</hi></l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">ich dancke dir!</hi> </hi> </l><lb/>
          <l>Die GOttheit gnug bezahlet glaube: ohn daß, vom An-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">dachts-Feur geru&#x0364;hret,</hi> </l><lb/>
          <l>Die Seele, durch Erka&#x0364;nntlichkeit empfangner Gaben, et-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">was &#x017F;pu&#x0364;hret,</hi> </l><lb/>
          <l>So &#x017F;ie zur Gegen-Liebe reitzt, und das &#x017F;ie von der Macht</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">und Gu&#x0364;te</hi> </l><lb/>
          <l>Des gro&#x017F;&#x017F;en Scho&#x0364;pfers aller Dinge unwieder&#x017F;prechlich</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">u&#x0364;berfu&#x0364;hret.</hi> </l><lb/>
          <l>Wenn noch, von &#x017F;o viel tau&#x017F;enden, die gar nicht dancken,</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">ein Gemu&#x0364;the</hi> </l><lb/>
          <l>Dem gro&#x017F;&#x017F;en GOtt ein&#x017F;t dancken will, &#x017F;o werden ihm Jdeen</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">fehlen;</hi> </l><lb/>
          <l>An Worten fehlt es ebenfalß. Man weiß nicht was man</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;agen &#x017F;oll;</hi> </l><lb/>
          <l>Ein kalt <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">GOTT</hi> Lob!</hi> er&#x017F;challt noch wol.</l><lb/>
          <l>Ko&#x0364;mmts hoch, &#x017F;o wird man, als was neues, die Wohl-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">that einem Freund&#x2019; erzehlen.</hi> </l><lb/>
          <l>Auf, laßt uns denn den gantzen Gei&#x017F;t, auf, laßt uns</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">un&#x017F;rer Seelen Kra&#x0364;fte,</hi> </l><lb/>
          <l>Mit Ern&#x017F;t bemu&#x0364;ht &#x017F;eyn anzuwenden zu die&#x017F;em heil&#x017F;amen</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Ge&#x017F;cha&#x0364;fte!</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0268] Die Danckbarkeit. Die Danckbarkeit. Oft hab ich bey mir uͤberlegt, nachdem ich uͤberzeuglich ſehe, Daß mehrentheils in frohem Dancken der wahre GOttes- Dienſt beſtehe, Was Dancken eigentlich denn ſey? Wenn man der Men- ſchen Danck erweget, Und die gemeine kalte Art zu dancken ernſtlich uͤberleget; So kommt es mir nicht anders fuͤr: Als daß man mit dem bloſſen Schall der Worte: HERR, ich dancke dir! Die GOttheit gnug bezahlet glaube: ohn daß, vom An- dachts-Feur geruͤhret, Die Seele, durch Erkaͤnntlichkeit empfangner Gaben, et- was ſpuͤhret, So ſie zur Gegen-Liebe reitzt, und das ſie von der Macht und Guͤte Des groſſen Schoͤpfers aller Dinge unwiederſprechlich uͤberfuͤhret. Wenn noch, von ſo viel tauſenden, die gar nicht dancken, ein Gemuͤthe Dem groſſen GOtt einſt dancken will, ſo werden ihm Jdeen fehlen; An Worten fehlt es ebenfalß. Man weiß nicht was man ſagen ſoll; Ein kalt GOTT Lob! erſchallt noch wol. Koͤmmts hoch, ſo wird man, als was neues, die Wohl- that einem Freund’ erzehlen. Auf, laßt uns denn den gantzen Geiſt, auf, laßt uns unſrer Seelen Kraͤfte, Mit Ernſt bemuͤht ſeyn anzuwenden zu dieſem heilſamen Geſchaͤfte! Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/268
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/268>, abgerufen am 18.05.2024.