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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

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Abschied vom Garten.
Ja wodurch, in Pracht und Ordnung, alles sich
einander schmückt,

So, daß nicht leicht sonder Anmuth es ein frembdes
Aug' erblickt,

Bin ich billig gantz erstaunt: sonderlich wenn ich
mich lencke

Und, woher es eigentlich seinen Ursprung hat? be-
dencke.
Du selber hast dieß schöne Stück der Welt,
Das allen, die es sehn, gefällt,
Durch meine Hand, o GOtt, gezieret.
Weswegen auch nur dir allein,
(Da nichts von allen diesem mein,

Natur so wol, als Kunst und Wissenschaften dein,
Als die uns blos von dir geschencket seyn)
Lob, Ehre, Preis und Danck gebühret.
Muß ich nun gleich den schönen Ort,
Nach deinen Führungen, hinfort,
Und zwar auf lange Zeit, verlassen;
So such' ich mich mit diesem Trost hiebey,
Daß es, wills GOtt, doch nicht vor immer sey;
Jn dem Verlust zu fassen.
Wie leicht läßt es der Schöpfer doch geschehn,
Daß ich ihn frölich wieder sehn,
Und sein aufs neu geniessen kann.
Jch fleh ihn auch, wenn es sein Gnaden-Wille,
Darum hiemit, in Demuth, an.
Will GOtt es aber nicht; wohlan,
So halt ich ihm, nach meinen Pflichten stille,
Da GOttes Wahl auch billig meine Wahl,
Und seh' des Gartens Pracht, mit seiner Anmuth Fülle,
Gelassen denn hiemit zum letztenmahl.
Mir
Abſchied vom Garten.
Ja wodurch, in Pracht und Ordnung, alles ſich
einander ſchmuͤckt,

So, daß nicht leicht ſonder Anmuth es ein frembdes
Aug’ erblickt,

Bin ich billig gantz erſtaunt: ſonderlich wenn ich
mich lencke

Und, woher es eigentlich ſeinen Urſprung hat? be-
dencke.
Du ſelber haſt dieß ſchoͤne Stuͤck der Welt,
Das allen, die es ſehn, gefaͤllt,
Durch meine Hand, o GOtt, gezieret.
Weswegen auch nur dir allein,
(Da nichts von allen dieſem mein,

Natur ſo wol, als Kunſt und Wiſſenſchaften dein,
Als die uns blos von dir geſchencket ſeyn)
Lob, Ehre, Preis und Danck gebuͤhret.
Muß ich nun gleich den ſchoͤnen Ort,
Nach deinen Fuͤhrungen, hinfort,
Und zwar auf lange Zeit, verlaſſen;
So ſuch’ ich mich mit dieſem Troſt hiebey,
Daß es, wills GOtt, doch nicht vor immer ſey;
Jn dem Verluſt zu faſſen.
Wie leicht laͤßt es der Schoͤpfer doch geſchehn,
Daß ich ihn froͤlich wieder ſehn,
Und ſein aufs neu genieſſen kann.
Jch fleh ihn auch, wenn es ſein Gnaden-Wille,
Darum hiemit, in Demuth, an.
Will GOtt es aber nicht; wohlan,
So halt ich ihm, nach meinen Pflichten ſtille,
Da GOttes Wahl auch billig meine Wahl,
Und ſeh’ des Gartens Pracht, mit ſeiner Anmuth Fuͤlle,
Gelaſſen denn hiemit zum letztenmahl.
Mir
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[208/0224] Abſchied vom Garten. Ja wodurch, in Pracht und Ordnung, alles ſich einander ſchmuͤckt, So, daß nicht leicht ſonder Anmuth es ein frembdes Aug’ erblickt, Bin ich billig gantz erſtaunt: ſonderlich wenn ich mich lencke Und, woher es eigentlich ſeinen Urſprung hat? be- dencke. Du ſelber haſt dieß ſchoͤne Stuͤck der Welt, Das allen, die es ſehn, gefaͤllt, Durch meine Hand, o GOtt, gezieret. Weswegen auch nur dir allein, (Da nichts von allen dieſem mein, Natur ſo wol, als Kunſt und Wiſſenſchaften dein, Als die uns blos von dir geſchencket ſeyn) Lob, Ehre, Preis und Danck gebuͤhret. Muß ich nun gleich den ſchoͤnen Ort, Nach deinen Fuͤhrungen, hinfort, Und zwar auf lange Zeit, verlaſſen; So ſuch’ ich mich mit dieſem Troſt hiebey, Daß es, wills GOtt, doch nicht vor immer ſey; Jn dem Verluſt zu faſſen. Wie leicht laͤßt es der Schoͤpfer doch geſchehn, Daß ich ihn froͤlich wieder ſehn, Und ſein aufs neu genieſſen kann. Jch fleh ihn auch, wenn es ſein Gnaden-Wille, Darum hiemit, in Demuth, an. Will GOtt es aber nicht; wohlan, So halt ich ihm, nach meinen Pflichten ſtille, Da GOttes Wahl auch billig meine Wahl, Und ſeh’ des Gartens Pracht, mit ſeiner Anmuth Fuͤlle, Gelaſſen denn hiemit zum letztenmahl. Mir

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/224>, abgerufen am 05.05.2024.