Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

Natur-Kräffte, Gesetze und Eigensch. etc.

Scheinen mit den Wasser-Theilen im Vergleich, dem Au-
genschein,

Und verschiedner Meinung nach, ja viel kleiner noch zu seyn.
Aber, weil verschiedner Weisen Wiederspruch noch nicht zu
heben;

Wollen wir die Lufft viel lieber, aus der Ursach, übergehn,
Und zu dem, was unümstößlich noch viel kleiner, uns be-
geben.

Auf denn, des geschwinden Feuers Wunder-Wesen zu be-
sehn!

Daß des regen Feuers Theile kleiner, als der Flüssig-
keiten,

Als die Lufft- und Wasser-Theile, wird kein Mensch ver-
neinen können.

Denn die letztern können nicht durch Glas, Stahl und Ei-
sen gleiten,

Da iedoch des Feuers Theil' alle diese Cörper trennen,
Sie durchdringen und besiegen.
Doch, auch dieses ausgesetzet, lasst uns zu des Lichtes Theilen,
Die wol recht entsetzlich klein, üm sie zu betrachten, eilen!
Man befindet, mit verwundern, daß ein angezündet
Licht,

Wovon sechs ein Pfund nur wegen, eine Linie durchbricht,
Die zehn tausend Füsse lang. Wenn man nun von Lich-
tern weiß,

Daß sie, nicht nur in die Länge, sondern stets in einem Kreis,
Und von ihrem Mittel-Punct, unzertheilt an allen Ecken,
Der vereinten Theilchen Glantz, Schein und Schimmer
strahlend strecken:

Da denn folgt, daß solch ein Licht einen Kreis erfüllen müsse,
Welcher, bloß in seinem Durchschnitt, in die zwanzig tau-
send Füsse,
Und

Natur-Kraͤffte, Geſetze und Eigenſch. ꝛc.

Scheinen mit den Waſſer-Theilen im Vergleich, dem Au-
genſchein,

Und verſchiedner Meinung nach, ja viel kleiner noch zu ſeyn.
Aber, weil verſchiedner Weiſen Wiederſpruch noch nicht zu
heben;

Wollen wir die Lufft viel lieber, aus der Urſach, uͤbergehn,
Und zu dem, was unuͤmſtoͤßlich noch viel kleiner, uns be-
geben.

Auf denn, des geſchwinden Feuers Wunder-Weſen zu be-
ſehn!

Daß des regen Feuers Theile kleiner, als der Fluͤſſig-
keiten,

Als die Lufft- und Waſſer-Theile, wird kein Menſch ver-
neinen koͤnnen.

Denn die letztern koͤnnen nicht durch Glas, Stahl und Ei-
ſen gleiten,

Da iedoch des Feuers Theil’ alle dieſe Coͤrper trennen,
Sie durchdringen und beſiegen.
Doch, auch dieſes ausgeſetzet, laſſt uns zu des Lichtes Theilen,
Die wol recht entſetzlich klein, uͤm ſie zu betrachten, eilen!
Man befindet, mit verwundern, daß ein angezuͤndet
Licht,

Wovon ſechs ein Pfund nur wegen, eine Linie durchbricht,
Die zehn tauſend Fuͤſſe lang. Wenn man nun von Lich-
tern weiß,

Daß ſie, nicht nur in die Laͤnge, ſondern ſtets in einem Kreis,
Und von ihrem Mittel-Punct, unzertheilt an allen Ecken,
Der vereinten Theilchen Glantz, Schein und Schimmer
ſtrahlend ſtrecken:

Da denn folgt, daß ſolch ein Licht einen Kreis erfuͤllen muͤſſe,
Welcher, bloß in ſeinem Durchſchnitt, in die zwanzig tau-
ſend Fuͤſſe,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="26">
              <l>
                <pb facs="#f0540" n="508"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Natur-Kra&#x0364;ffte, Ge&#x017F;etze und Eigen&#x017F;ch. &#xA75B;c.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Scheinen mit den Wa&#x017F;&#x017F;er-Theilen im Vergleich, dem Au-<lb/><hi rendition="#et">gen&#x017F;chein,</hi></l><lb/>
              <l>Und ver&#x017F;chiedner Meinung nach, ja viel kleiner noch zu &#x017F;eyn.</l><lb/>
              <l>Aber, weil ver&#x017F;chiedner Wei&#x017F;en Wieder&#x017F;pruch noch nicht zu<lb/><hi rendition="#et">heben;</hi></l><lb/>
              <l>Wollen wir die Lufft viel lieber, aus der Ur&#x017F;ach, u&#x0364;bergehn,</l><lb/>
              <l>Und zu dem, was unu&#x0364;m&#x017F;to&#x0364;ßlich noch viel kleiner, uns be-<lb/><hi rendition="#et">geben.</hi></l><lb/>
              <l>Auf denn, des ge&#x017F;chwinden Feuers Wunder-We&#x017F;en zu be-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ehn!</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="27">
              <l>Daß des regen Feuers Theile kleiner, als der Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig-<lb/><hi rendition="#et">keiten,</hi></l><lb/>
              <l>Als die Lufft- und Wa&#x017F;&#x017F;er-Theile, wird kein Men&#x017F;ch ver-<lb/><hi rendition="#et">neinen ko&#x0364;nnen.</hi></l><lb/>
              <l>Denn die letztern ko&#x0364;nnen nicht durch Glas, Stahl und Ei-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;en gleiten,</hi></l><lb/>
              <l>Da iedoch des Feuers Theil&#x2019; alle die&#x017F;e Co&#x0364;rper trennen,</l><lb/>
              <l>Sie durchdringen und be&#x017F;iegen.</l><lb/>
              <l>Doch, auch die&#x017F;es ausge&#x017F;etzet, la&#x017F;&#x017F;t uns zu des Lichtes Theilen,</l><lb/>
              <l>Die wol recht ent&#x017F;etzlich klein, u&#x0364;m &#x017F;ie zu betrachten, eilen!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="28">
              <l>Man befindet, mit verwundern, daß ein angezu&#x0364;ndet<lb/><hi rendition="#et">Licht,</hi></l><lb/>
              <l>Wovon &#x017F;echs ein Pfund nur wegen, eine Linie durchbricht,</l><lb/>
              <l>Die zehn tau&#x017F;end Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e lang. Wenn man nun von Lich-<lb/><hi rendition="#et">tern weiß,</hi></l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie, nicht nur in die La&#x0364;nge, &#x017F;ondern &#x017F;tets in einem Kreis,</l><lb/>
              <l>Und von ihrem Mittel-Punct, unzertheilt an allen Ecken,</l><lb/>
              <l>Der vereinten Theilchen Glantz, Schein und Schimmer<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;trahlend &#x017F;trecken:</hi></l><lb/>
              <l>Da denn folgt, daß &#x017F;olch ein Licht einen Kreis erfu&#x0364;llen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Welcher, bloß in &#x017F;einem Durch&#x017F;chnitt, in die zwanzig tau-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;end Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[508/0540] Natur-Kraͤffte, Geſetze und Eigenſch. ꝛc. Scheinen mit den Waſſer-Theilen im Vergleich, dem Au- genſchein, Und verſchiedner Meinung nach, ja viel kleiner noch zu ſeyn. Aber, weil verſchiedner Weiſen Wiederſpruch noch nicht zu heben; Wollen wir die Lufft viel lieber, aus der Urſach, uͤbergehn, Und zu dem, was unuͤmſtoͤßlich noch viel kleiner, uns be- geben. Auf denn, des geſchwinden Feuers Wunder-Weſen zu be- ſehn! Daß des regen Feuers Theile kleiner, als der Fluͤſſig- keiten, Als die Lufft- und Waſſer-Theile, wird kein Menſch ver- neinen koͤnnen. Denn die letztern koͤnnen nicht durch Glas, Stahl und Ei- ſen gleiten, Da iedoch des Feuers Theil’ alle dieſe Coͤrper trennen, Sie durchdringen und beſiegen. Doch, auch dieſes ausgeſetzet, laſſt uns zu des Lichtes Theilen, Die wol recht entſetzlich klein, uͤm ſie zu betrachten, eilen! Man befindet, mit verwundern, daß ein angezuͤndet Licht, Wovon ſechs ein Pfund nur wegen, eine Linie durchbricht, Die zehn tauſend Fuͤſſe lang. Wenn man nun von Lich- tern weiß, Daß ſie, nicht nur in die Laͤnge, ſondern ſtets in einem Kreis, Und von ihrem Mittel-Punct, unzertheilt an allen Ecken, Der vereinten Theilchen Glantz, Schein und Schimmer ſtrahlend ſtrecken: Da denn folgt, daß ſolch ein Licht einen Kreis erfuͤllen muͤſſe, Welcher, bloß in ſeinem Durchſchnitt, in die zwanzig tau- ſend Fuͤſſe, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/540
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/540>, abgerufen am 29.11.2024.