Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

bey dem 1731. Jahrs-Wechsel betrachtet.

Des unendlich-ewgen Wesens, zu der wahren Gottheit
steigen,

Welchen man in den Gesetzen, Ordnungen und Richtig
keiten,

Denen die Unzehlbarkeit aller Theilchen unterthan,
Ob sie selbst gleich nichts begreiffen) überzeuglich finden
kann.

Daß die Cörper, welche sichtbar, aus unzehlbar kleinen
Theilen,

So, daß menschliche Gedancken gar darin kein End' ereilen;
Jst zum Uberfluß bekannt. Denn wie wir uns in die Grösse
Jener unzumessenden Sternen-Cörper und Gefässe,
Ja so gar des Himmel-Raums, mit dem grössten Recht,
verlieren;

Also wird die Kleinheit gleichfalls uns in solche Tieffen
führen,

Die der Geister Krafft erschöpfen. Aber wenn wir uns auch
gleich

Jn die Tieffen gantz versencken; müssen wir doch weiter
gehen,

Und, so viel uns möglich ist, die Beschaffenheit besehen:
Denn wir werden groß darüber, und auch, an Erkenntniß,
reich.
Wenn man einen Cörper nimmt, der nicht mehr als
einen Daum

Jn der Fläch' an Länge hat; trifft man leichtlich so viel
Raum,

Auf desselben Flächen an;
Daß man ihn in hundert Theile, welche sichtbar, theilen
kann.

Wenn nun dieser Zoll ins Viereck, wie ein Würffel, wird
genommen;
Wird
J i 4

bey dem 1731. Jahrs-Wechſel betrachtet.

Des unendlich-ewgen Weſens, zu der wahren Gottheit
ſteigen,

Welchen man in den Geſetzen, Ordnungen und Richtig
keiten,

Denen die Unzehlbarkeit aller Theilchen unterthan,
Ob ſie ſelbſt gleich nichts begreiffen) uͤberzeuglich finden
kann.

Daß die Coͤrper, welche ſichtbar, aus unzehlbar kleinen
Theilen,

So, daß menſchliche Gedancken gar darin kein End’ ereilen;
Jſt zum Uberfluß bekannt. Denn wie wir uns in die Groͤſſe
Jener unzumeſſenden Sternen-Coͤrper und Gefaͤſſe,
Ja ſo gar des Himmel-Raums, mit dem groͤſſten Recht,
verlieren;

Alſo wird die Kleinheit gleichfalls uns in ſolche Tieffen
fuͤhren,

Die der Geiſter Krafft erſchoͤpfen. Aber wenn wir uns auch
gleich

Jn die Tieffen gantz verſencken; muͤſſen wir doch weiter
gehen,

Und, ſo viel uns moͤglich iſt, die Beſchaffenheit beſehen:
Denn wir werden groß daruͤber, und auch, an Erkenntniß,
reich.
Wenn man einen Coͤrper nimmt, der nicht mehr als
einen Daum

Jn der Flaͤch’ an Laͤnge hat; trifft man leichtlich ſo viel
Raum,

Auf deſſelben Flaͤchen an;
Daß man ihn in hundert Theile, welche ſichtbar, theilen
kann.

Wenn nun dieſer Zoll ins Viereck, wie ein Wuͤrffel, wird
genommen;
Wird
J i 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="17">
              <l>
                <pb facs="#f0535" n="503"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">bey dem 1731. Jahrs-Wech&#x017F;el betrachtet.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Des unendlich-ewgen We&#x017F;ens, zu der wahren Gottheit<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;teigen,</hi></l><lb/>
              <l>Welchen man in den Ge&#x017F;etzen, Ordnungen und Richtig<lb/><hi rendition="#et">keiten,</hi></l><lb/>
              <l>Denen die Unzehlbarkeit aller Theilchen unterthan,</l><lb/>
              <l>Ob &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t gleich nichts begreiffen) u&#x0364;berzeuglich finden<lb/><hi rendition="#et">kann.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="18">
              <l>Daß die Co&#x0364;rper, welche &#x017F;ichtbar, aus unzehlbar kleinen<lb/><hi rendition="#et">Theilen,</hi></l><lb/>
              <l>So, daß men&#x017F;chliche Gedancken gar darin kein End&#x2019; ereilen;</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t zum Uberfluß bekannt. Denn wie wir uns in die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
              <l>Jener unzume&#x017F;&#x017F;enden Sternen-Co&#x0364;rper und Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Ja &#x017F;o gar des Himmel-Raums, mit dem gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ten Recht,<lb/><hi rendition="#et">verlieren;</hi></l><lb/>
              <l>Al&#x017F;o wird die Kleinheit gleichfalls uns in &#x017F;olche Tieffen<lb/><hi rendition="#et">fu&#x0364;hren,</hi></l><lb/>
              <l>Die der Gei&#x017F;ter Krafft er&#x017F;cho&#x0364;pfen. Aber wenn wir uns auch<lb/><hi rendition="#et">gleich</hi></l><lb/>
              <l>Jn die Tieffen gantz ver&#x017F;encken; mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir doch weiter<lb/><hi rendition="#et">gehen,</hi></l><lb/>
              <l>Und, &#x017F;o viel uns mo&#x0364;glich i&#x017F;t, die Be&#x017F;chaffenheit be&#x017F;ehen:</l><lb/>
              <l>Denn wir werden groß daru&#x0364;ber, und auch, an Erkenntniß,<lb/><hi rendition="#et">reich.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="19">
              <l>Wenn man einen Co&#x0364;rper nimmt, der nicht mehr als<lb/><hi rendition="#et">einen Daum</hi></l><lb/>
              <l>Jn der Fla&#x0364;ch&#x2019; an La&#x0364;nge hat; trifft man leichtlich &#x017F;o viel<lb/><hi rendition="#et">Raum,</hi></l><lb/>
              <l>Auf de&#x017F;&#x017F;elben Fla&#x0364;chen an;</l><lb/>
              <l>Daß man ihn in hundert Theile, welche &#x017F;ichtbar, theilen<lb/><hi rendition="#et">kann.</hi></l><lb/>
              <l>Wenn nun die&#x017F;er Zoll ins Viereck, wie ein Wu&#x0364;rffel, wird<lb/><hi rendition="#et">genommen;</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Wird</fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[503/0535] bey dem 1731. Jahrs-Wechſel betrachtet. Des unendlich-ewgen Weſens, zu der wahren Gottheit ſteigen, Welchen man in den Geſetzen, Ordnungen und Richtig keiten, Denen die Unzehlbarkeit aller Theilchen unterthan, Ob ſie ſelbſt gleich nichts begreiffen) uͤberzeuglich finden kann. Daß die Coͤrper, welche ſichtbar, aus unzehlbar kleinen Theilen, So, daß menſchliche Gedancken gar darin kein End’ ereilen; Jſt zum Uberfluß bekannt. Denn wie wir uns in die Groͤſſe Jener unzumeſſenden Sternen-Coͤrper und Gefaͤſſe, Ja ſo gar des Himmel-Raums, mit dem groͤſſten Recht, verlieren; Alſo wird die Kleinheit gleichfalls uns in ſolche Tieffen fuͤhren, Die der Geiſter Krafft erſchoͤpfen. Aber wenn wir uns auch gleich Jn die Tieffen gantz verſencken; muͤſſen wir doch weiter gehen, Und, ſo viel uns moͤglich iſt, die Beſchaffenheit beſehen: Denn wir werden groß daruͤber, und auch, an Erkenntniß, reich. Wenn man einen Coͤrper nimmt, der nicht mehr als einen Daum Jn der Flaͤch’ an Laͤnge hat; trifft man leichtlich ſo viel Raum, Auf deſſelben Flaͤchen an; Daß man ihn in hundert Theile, welche ſichtbar, theilen kann. Wenn nun dieſer Zoll ins Viereck, wie ein Wuͤrffel, wird genommen; Wird J i 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/535
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/535>, abgerufen am 21.05.2024.