Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

Natur-Kräffte, Gesetze und Eigensch. etc.

Von den Kräfften und dem Nutzen der erstaunens-wehrten
Schwerde

Jn den Cörpern, wodurch ich ungemein gerühret werde,
Etwas weniges zu stammlen. Nach dem Mittel-Punct
der Erde

Werden, durch den kürtzsten Weg, alle Cörper abgelenckt;
Unerachtet viele Dinge, durch ein wiedriges Bewegen,
Sie daran verhindern müssen. Wenn ein Geist dieß über-
dencket,

Welch ein unbeschreiblich Gut, durch der Schwehrde Krafft,
auf Erde,

Jn der Lufft und in der Fluth, ja im Feur gewircket werde;
Muß er in sich selbst erstaunen. Durch die Schwehrd' allein
geschichts,

Daß das schreckende Gewicht unsrer Erden, das so schwehr,
Bloß an ihrem Mittel-Punct, gleichsam als an einem Nichts,
Wie die Bibel redet, hänget. Daß das unbegrentzte Meer,
Auf dem ausgehölten Grunde, auch bey seiner Unruh, ruht;
Jst der Schwehrde zuzuschreiben. Daß der Ström' und
Flüsse Fluth,

Welche, wenn sie sich nicht reg'ten, bald verfaulen würd' und
stincken,

Sich zu unserm Nutz beweget; daß die Wolcken abwärts
sincken,

Und uns Thau und Regen liefern, damit Thier' und Men-
schen trincken,

Und im Leben bleiben können; daß die Wasser aufwärts
steigen,

Wie sie sich in unsern Spring- und in andern Brunnen
zeigen,

Ja auch auf der Berge Gipfel; alles dieß wird durchs Ge-
wicht,

Zu der Creaturen Nutzen, Wunder-würdig ausgericht.

Daß

Natur-Kraͤffte, Geſetze und Eigenſch. ꝛc.

Von den Kraͤfften und dem Nutzen der erſtaunens-wehrten
Schwerde

Jn den Coͤrpern, wodurch ich ungemein geruͤhret werde,
Etwas weniges zu ſtammlen. Nach dem Mittel-Punct
der Erde

Werden, durch den kuͤrtzſten Weg, alle Coͤrper abgelenckt;
Unerachtet viele Dinge, durch ein wiedriges Bewegen,
Sie daran verhindern muͤſſen. Wenn ein Geiſt dieß uͤber-
dencket,

Welch ein unbeſchreiblich Gut, durch der Schwehrde Krafft,
auf Erde,

Jn der Lufft und in der Fluth, ja im Feur gewircket werde;
Muß er in ſich ſelbſt erſtaunen. Durch die Schwehrd’ allein
geſchichts,

Daß das ſchreckende Gewicht unſrer Erden, das ſo ſchwehr,
Bloß an ihrem Mittel-Punct, gleichſam als an einem Nichts,
Wie die Bibel redet, haͤnget. Daß das unbegrentzte Meer,
Auf dem ausgehoͤlten Grunde, auch bey ſeiner Unruh, ruht;
Jſt der Schwehrde zuzuſchreiben. Daß der Stroͤm’ und
Fluͤſſe Fluth,

Welche, wenn ſie ſich nicht reg’ten, bald verfaulen wuͤrd’ und
ſtincken,

Sich zu unſerm Nutz beweget; daß die Wolcken abwaͤrts
ſincken,

Und uns Thau und Regen liefern, damit Thier’ und Men-
ſchen trincken,

Und im Leben bleiben koͤnnen; daß die Waſſer aufwaͤrts
ſteigen,

Wie ſie ſich in unſern Spring- und in andern Brunnen
zeigen,

Ja auch auf der Berge Gipfel; alles dieß wird durchs Ge-
wicht,

Zu der Creaturen Nutzen, Wunder-wuͤrdig ausgericht.

Daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="14">
              <l>
                <pb facs="#f0532" n="500"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Natur-Kra&#x0364;ffte, Ge&#x017F;etze und Eigen&#x017F;ch. &#xA75B;c.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Von den Kra&#x0364;fften und dem Nutzen der er&#x017F;taunens-wehrten<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Schwerde</hi></hi></l><lb/>
              <l>Jn den Co&#x0364;rpern, wodurch ich ungemein geru&#x0364;hret werde,</l><lb/>
              <l>Etwas weniges zu &#x017F;tammlen. Nach dem Mittel-Punct<lb/><hi rendition="#et">der Erde</hi></l><lb/>
              <l>Werden, durch den ku&#x0364;rtz&#x017F;ten Weg, alle Co&#x0364;rper abgelenckt;</l><lb/>
              <l>Unerachtet viele Dinge, durch ein wiedriges Bewegen,</l><lb/>
              <l>Sie daran verhindern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Wenn ein Gei&#x017F;t dieß u&#x0364;ber-<lb/><hi rendition="#et">dencket,</hi></l><lb/>
              <l>Welch ein unbe&#x017F;chreiblich Gut, durch der Schwehrde Krafft,<lb/><hi rendition="#et">auf Erde,</hi></l><lb/>
              <l>Jn der Lufft und in der Fluth, ja im Feur gewircket werde;</l><lb/>
              <l>Muß er in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t er&#x017F;taunen. Durch die Schwehrd&#x2019; allein<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;chichts,</hi></l><lb/>
              <l>Daß das &#x017F;chreckende Gewicht un&#x017F;rer Erden, das &#x017F;o &#x017F;chwehr,</l><lb/>
              <l>Bloß an ihrem Mittel-Punct, gleich&#x017F;am als an einem Nichts,</l><lb/>
              <l>Wie die Bibel redet, ha&#x0364;nget. Daß das unbegrentzte Meer,</l><lb/>
              <l>Auf dem ausgeho&#x0364;lten Grunde, auch bey &#x017F;einer Unruh, ruht;</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t der Schwehrde zuzu&#x017F;chreiben. Daß der Stro&#x0364;m&#x2019; und<lb/><hi rendition="#et">Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Fluth,</hi></l><lb/>
              <l>Welche, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich nicht reg&#x2019;ten, bald verfaulen wu&#x0364;rd&#x2019; und<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tincken,</hi></l><lb/>
              <l>Sich zu un&#x017F;erm Nutz beweget; daß die Wolcken abwa&#x0364;rts<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;incken,</hi></l><lb/>
              <l>Und uns Thau und Regen liefern, damit Thier&#x2019; und Men-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chen trincken,</hi></l><lb/>
              <l>Und im Leben bleiben ko&#x0364;nnen; daß die Wa&#x017F;&#x017F;er aufwa&#x0364;rts<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;teigen,</hi></l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;ie &#x017F;ich in un&#x017F;ern Spring- und in andern Brunnen<lb/><hi rendition="#et">zeigen,</hi></l><lb/>
              <l>Ja auch auf der Berge Gipfel; alles dieß wird durchs Ge-<lb/><hi rendition="#et">wicht,</hi></l><lb/>
              <l>Zu der Creaturen Nutzen, Wunder-wu&#x0364;rdig ausgericht.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[500/0532] Natur-Kraͤffte, Geſetze und Eigenſch. ꝛc. Von den Kraͤfften und dem Nutzen der erſtaunens-wehrten Schwerde Jn den Coͤrpern, wodurch ich ungemein geruͤhret werde, Etwas weniges zu ſtammlen. Nach dem Mittel-Punct der Erde Werden, durch den kuͤrtzſten Weg, alle Coͤrper abgelenckt; Unerachtet viele Dinge, durch ein wiedriges Bewegen, Sie daran verhindern muͤſſen. Wenn ein Geiſt dieß uͤber- dencket, Welch ein unbeſchreiblich Gut, durch der Schwehrde Krafft, auf Erde, Jn der Lufft und in der Fluth, ja im Feur gewircket werde; Muß er in ſich ſelbſt erſtaunen. Durch die Schwehrd’ allein geſchichts, Daß das ſchreckende Gewicht unſrer Erden, das ſo ſchwehr, Bloß an ihrem Mittel-Punct, gleichſam als an einem Nichts, Wie die Bibel redet, haͤnget. Daß das unbegrentzte Meer, Auf dem ausgehoͤlten Grunde, auch bey ſeiner Unruh, ruht; Jſt der Schwehrde zuzuſchreiben. Daß der Stroͤm’ und Fluͤſſe Fluth, Welche, wenn ſie ſich nicht reg’ten, bald verfaulen wuͤrd’ und ſtincken, Sich zu unſerm Nutz beweget; daß die Wolcken abwaͤrts ſincken, Und uns Thau und Regen liefern, damit Thier’ und Men- ſchen trincken, Und im Leben bleiben koͤnnen; daß die Waſſer aufwaͤrts ſteigen, Wie ſie ſich in unſern Spring- und in andern Brunnen zeigen, Ja auch auf der Berge Gipfel; alles dieß wird durchs Ge- wicht, Zu der Creaturen Nutzen, Wunder-wuͤrdig ausgericht. Daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/532
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/532>, abgerufen am 21.05.2024.