Und wie wir allenthalben sehen, Daß keine Sprüng' in der Natur geschehen; So werden wir dadurch üm desto mehr Zu des Allmächtigen Lob, Preis und Ehr, Unwiedersprechlich überzeuget, Daß man von uns nicht auf einmahl, Nein, allgemach durch eine Zahl, Die nicht zu zehlen ist, zu solchen Engeln steiget, Die man bald Thron-bald Seraphinen, Ertz-Engel bald, bald Cherubinen, Und sonsten nennt, von welchen uns bisher Kaum einiger Begriff, von aller Ordnung leer, Verwirret, zweifelhaft und dunckel, ja fast gar Nicht das geringste ie in Sinn gekommen wär. Jndem wir uns (wer weiß, obs nicht aus Stoltz geschehn, Um uns unmittelbar der Gottheit nah zu sehn) Nicht die geringste Müh genommen, Zu einigem Begriff von ihrem Seyn zu kommen. Da doch die Bibel selbst sie uns bey Schaaren zeiget, Wovon die Meng' und Zahl fast alles übersteiget, Was einigen Begriff von Vielheit in uns macht.
Hieraus nun fliesst von selbst, und kann der Schluß nicht fehlen, Daß, da von ihrer Meng und ungezehlten Schaaren Die Millionen nicht zu zehlen; Der GOTT, der alle Ding, nach Ordnung und Gesetzen, So wunderbar hervor gebracht, Auch einen weisen Rang von Ordnung, Unterscheid, Und, in verschiedlicher Vollkommenheit,
Un-
Neu-Jahrs-Gedicht.
Und wie wir allenthalben ſehen, Daß keine Spruͤng’ in der Natur geſchehen; So werden wir dadurch uͤm deſto mehr Zu des Allmaͤchtigen Lob, Preis und Ehr, Unwiederſprechlich uͤberzeuget, Daß man von uns nicht auf einmahl, Nein, allgemach durch eine Zahl, Die nicht zu zehlen iſt, zu ſolchen Engeln ſteiget, Die man bald Thron-bald Seraphinen, Ertz-Engel bald, bald Cherubinen, Und ſonſten nennt, von welchen uns bisher Kaum einiger Begriff, von aller Ordnung leer, Verwirret, zweifelhaft und dunckel, ja faſt gar Nicht das geringſte ie in Sinn gekommen waͤr. Jndem wir uns (wer weiß, obs nicht aus Stoltz geſchehn, Um uns unmittelbar der Gottheit nah zu ſehn) Nicht die geringſte Muͤh genommen, Zu einigem Begriff von ihrem Seyn zu kommen. Da doch die Bibel ſelbſt ſie uns bey Schaaren zeiget, Wovon die Meng’ und Zahl faſt alles uͤberſteiget, Was einigen Begriff von Vielheit in uns macht.
Hieraus nun flieſſt von ſelbſt, und kann der Schluß nicht fehlen, Daß, da von ihrer Meng und ungezehlten Schaaren Die Millionen nicht zu zehlen; Der GOTT, der alle Ding, nach Ordnung und Geſetzen, So wunderbar hervor gebracht, Auch einen weiſen Rang von Ordnung, Unterſcheid, Und, in verſchiedlicher Vollkommenheit,
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Neu-Jahrs-Gedicht.
Und wie wir allenthalben ſehen,
Daß keine Spruͤng’ in der Natur geſchehen;
So werden wir dadurch uͤm deſto mehr
Zu des Allmaͤchtigen Lob, Preis und Ehr,
Unwiederſprechlich uͤberzeuget,
Daß man von uns nicht auf einmahl,
Nein, allgemach durch eine Zahl,
Die nicht zu zehlen iſt, zu ſolchen Engeln ſteiget,
Die man bald Thron-bald Seraphinen,
Ertz-Engel bald, bald Cherubinen,
Und ſonſten nennt, von welchen uns bisher
Kaum einiger Begriff, von aller Ordnung leer,
Verwirret, zweifelhaft und dunckel, ja faſt gar
Nicht das geringſte ie in Sinn gekommen waͤr.
Jndem wir uns (wer weiß, obs nicht aus Stoltz geſchehn,
Um uns unmittelbar der Gottheit nah zu ſehn)
Nicht die geringſte Muͤh genommen,
Zu einigem Begriff von ihrem Seyn zu kommen.
Da doch die Bibel ſelbſt ſie uns bey Schaaren zeiget,
Wovon die Meng’ und Zahl faſt alles uͤberſteiget,
Was einigen Begriff von Vielheit in uns macht.
Hieraus nun flieſſt von ſelbſt, und kann der Schluß
nicht fehlen,
Daß, da von ihrer Meng und ungezehlten Schaaren
Die Millionen nicht zu zehlen;
Der GOTT, der alle Ding, nach Ordnung und Geſetzen,
So wunderbar hervor gebracht,
Auch einen weiſen Rang von Ordnung, Unterſcheid,
Und, in verſchiedlicher Vollkommenheit,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/512>, abgerufen am 19.02.2025.
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