Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtung versch. herrl. Geschöpfe, etc.
Als, bey fröhlicher Betrachtung ver-
schiedener herrlichen Geschöpfe GOTTES,
weit höhere und vortrefflichere Betrachtun-
gen derselben, von Durchlauchtiger Hand,
unvermuthet bey mir ein-
lieffen.
a) Siehe das Schreiben selbst am Ende der Vorrede.
Mit annoch gerührter Seele setz' ich mich, üm zu be-
schreiben,
So viel zu beschreiben möglich, was ich wunder-wunder-
schön,
Als ich auf der Elbe schiffte, gestern halb erstaunt gesehn.
Mögte doch von aller Schönheit ietzo nichts zurücke bleiben!
Des erst aufgeklärten Himmels gantz von Licht erfüll-
ten Kreis
Schmückte von bestrahlten Wolcken ein so hell und blendend
Weiß,
Daß das allerreinste Silber schwartz dagegen. Meine Blicke
Zogen, durch des Schimmers blitzen offt besieget, sich zu-
rücke,
Aber nur, üm sich zu stärcken, und, so dann gestärckt, von
neuen,
Sich an dieser weissen Klarheit, zu vergnügen, zu erfreuen.
Dieses Himmel-Silber Glantz hatt' an dem Sapphirnen
Bogen
Rings um unsern Horizont, wie Gebirge, sich gezogen,
Die aus Licht gebildet schienen. Jn der Mitten über mir
War, in ungemessner Oeffnung, eine Ründe wie Sapphir,
Ja vielmehr ein blaues Feur. Unbeschreiblich ist das
gläntzen,
Welches in den silbernen und in den sapphirnen Grentzen,
Da,
B 2
Betrachtung verſch. herrl. Geſchoͤpfe, ꝛc.
Als, bey froͤhlicher Betrachtung ver-
ſchiedener herrlichen Geſchoͤpfe GOTTES,
weit hoͤhere und vortrefflichere Betrachtun-
gen derſelben, von Durchlauchtiger Hand,
unvermuthet bey mir ein-
lieffen.
a) Siehe das Schreiben ſelbſt am Ende der Vorrede.
Mit annoch geruͤhrter Seele ſetz’ ich mich, uͤm zu be-
ſchreiben,
So viel zu beſchreiben moͤglich, was ich wunder-wunder-
ſchoͤn,
Als ich auf der Elbe ſchiffte, geſtern halb erſtaunt geſehn.
Moͤgte doch von aller Schoͤnheit ietzo nichts zuruͤcke bleiben!
Des erſt aufgeklaͤrten Himmels gantz von Licht erfuͤll-
ten Kreis
Schmuͤckte von beſtrahlten Wolcken ein ſo hell und blendend
Weiß,
Daß das allerreinſte Silber ſchwartz dagegen. Meine Blicke
Zogen, durch des Schimmers blitzen offt beſieget, ſich zu-
ruͤcke,
Aber nur, uͤm ſich zu ſtaͤrcken, und, ſo dann geſtaͤrckt, von
neuen,
Sich an dieſer weiſſen Klarheit, zu vergnuͤgen, zu erfreuen.
Dieſes Himmel-Silber Glantz hatt’ an dem Sapphirnen
Bogen
Rings um unſern Horizont, wie Gebirge, ſich gezogen,
Die aus Licht gebildet ſchienen. Jn der Mitten uͤber mir
War, in ungemeſſner Oeffnung, eine Ruͤnde wie Sapphir,
Ja vielmehr ein blaues Feur. Unbeſchreiblich iſt das
glaͤntzen,
Welches in den ſilbernen und in den ſapphirnen Grentzen,
Da,
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0051" n="19"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Betrachtung ver&#x017F;ch. herrl. Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe, &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Als, bey fro&#x0364;hlicher Betrachtung ver-<lb/>
&#x017F;chiedener herrlichen Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe <hi rendition="#g">GOTTES,</hi><lb/>
weit ho&#x0364;here und vortrefflichere Betrachtun-<lb/>
gen der&#x017F;elben, von Durchlauchtiger Hand,<lb/>
unvermuthet bey mir ein-<lb/>
lieffen. <note place="end" n="a)">Siehe das Schreiben &#x017F;elb&#x017F;t am Ende der Vorrede.</note></hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">M</hi>it annoch geru&#x0364;hrter Seele &#x017F;etz&#x2019; ich mich, u&#x0364;m zu be-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chreiben,</hi> </l><lb/>
            <l>So viel zu be&#x017F;chreiben mo&#x0364;glich, was ich wunder-wunder-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cho&#x0364;n,</hi> </l><lb/>
            <l>Als ich auf der Elbe &#x017F;chiffte, ge&#x017F;tern halb er&#x017F;taunt ge&#x017F;ehn.</l><lb/>
            <l>Mo&#x0364;gte doch von aller Scho&#x0364;nheit ietzo nichts zuru&#x0364;cke bleiben!</l><lb/>
            <l>Des er&#x017F;t aufgekla&#x0364;rten Himmels gantz von Licht erfu&#x0364;ll-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ten Kreis</hi> </l><lb/>
            <l>Schmu&#x0364;ckte von be&#x017F;trahlten Wolcken ein &#x017F;o hell und blendend</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Weiß,</hi> </l><lb/>
            <l>Daß das allerrein&#x017F;te Silber &#x017F;chwartz dagegen. Meine Blicke</l><lb/>
            <l>Zogen, durch des Schimmers blitzen offt be&#x017F;ieget, &#x017F;ich zu-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ru&#x0364;cke,</hi> </l><lb/>
            <l>Aber nur, u&#x0364;m &#x017F;ich zu &#x017F;ta&#x0364;rcken, und, &#x017F;o dann ge&#x017F;ta&#x0364;rckt, von</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">neuen,</hi> </l><lb/>
            <l>Sich an die&#x017F;er wei&#x017F;&#x017F;en Klarheit, zu vergnu&#x0364;gen, zu erfreuen.</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;es Himmel-Silber Glantz hatt&#x2019; an dem Sapphirnen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Bogen</hi> </l><lb/>
            <l>Rings um un&#x017F;ern Horizont, wie Gebirge, &#x017F;ich gezogen,</l><lb/>
            <l>Die aus Licht gebildet &#x017F;chienen. Jn der Mitten u&#x0364;ber mir</l><lb/>
            <l>War, in ungeme&#x017F;&#x017F;ner Oeffnung, eine Ru&#x0364;nde wie Sapphir,</l><lb/>
            <l>Ja vielmehr ein blaues Feur. Unbe&#x017F;chreiblich i&#x017F;t das</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">gla&#x0364;ntzen,</hi> </l><lb/>
            <l>Welches in den &#x017F;ilbernen und in den &#x017F;apphirnen Grentzen,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">B 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Da,</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0051] Betrachtung verſch. herrl. Geſchoͤpfe, ꝛc. Als, bey froͤhlicher Betrachtung ver- ſchiedener herrlichen Geſchoͤpfe GOTTES, weit hoͤhere und vortrefflichere Betrachtun- gen derſelben, von Durchlauchtiger Hand, unvermuthet bey mir ein- lieffen. a⁾ Siehe das Schreiben ſelbſt am Ende der Vorrede. Mit annoch geruͤhrter Seele ſetz’ ich mich, uͤm zu be- ſchreiben, So viel zu beſchreiben moͤglich, was ich wunder-wunder- ſchoͤn, Als ich auf der Elbe ſchiffte, geſtern halb erſtaunt geſehn. Moͤgte doch von aller Schoͤnheit ietzo nichts zuruͤcke bleiben! Des erſt aufgeklaͤrten Himmels gantz von Licht erfuͤll- ten Kreis Schmuͤckte von beſtrahlten Wolcken ein ſo hell und blendend Weiß, Daß das allerreinſte Silber ſchwartz dagegen. Meine Blicke Zogen, durch des Schimmers blitzen offt beſieget, ſich zu- ruͤcke, Aber nur, uͤm ſich zu ſtaͤrcken, und, ſo dann geſtaͤrckt, von neuen, Sich an dieſer weiſſen Klarheit, zu vergnuͤgen, zu erfreuen. Dieſes Himmel-Silber Glantz hatt’ an dem Sapphirnen Bogen Rings um unſern Horizont, wie Gebirge, ſich gezogen, Die aus Licht gebildet ſchienen. Jn der Mitten uͤber mir War, in ungemeſſner Oeffnung, eine Ruͤnde wie Sapphir, Ja vielmehr ein blaues Feur. Unbeſchreiblich iſt das glaͤntzen, Welches in den ſilbernen und in den ſapphirnen Grentzen, Da, B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/51
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/51>, abgerufen am 21.11.2024.