Um zu dem seligen Geschäffte, Der Sinnen Werck-Zeug', alle Kräffte, Gedächtniß, Witz und Willen anzuwenden; Erblick' ich abermahl was grosses, bey dem Licht Der Gottheit: Denn ein Wesen, Das durch des Schöpfers Huld erlesen, Von Göttlicher Gewalt, Huld, Majestät und Macht So viel, wie es begreifft, zu fassen, Kann nicht gering, verächtlich, klein, Vergänglich und verwerfflich seyn.
Hiedurch nun angespornt, kann ich nicht unterlassen, Der Geister Eigenschaft aufmercksam zu besehn, Und auf das neu in ihr die Gottheit zu erhöhn. Jndem ein Geist, wenn man ihn wol erweget, Des Schöpfers Allmacht uns noch mehr vor Augen leget, Als alle Grösse, Tieffe, Höh, Und Wesen der Materie.
Ein Geist, dem GOTT die Fähigkeit zu dencken, Und zwar von Seiner Gröss', so mancherley, so viel, Fast sonder Schrancken, Maass' und Ziel, Gewürdiget zu schencken, Verherrlicht Seine Macht Noch mehr, als alle Pracht Der unbelebten Creaturen.
Wenn bey der Himmels-Cörper Heer, Wovon wir alleweil in jenen tieffen Höhn, Mit Schrecken und mit Lust, nur einen Theil gesehn, Kein Geist, kein denckend Wesen wär;
Würd'
Neu-Jahrs-Gedicht.
Um zu dem ſeligen Geſchaͤffte, Der Sinnen Werck-Zeug’, alle Kraͤffte, Gedaͤchtniß, Witz und Willen anzuwenden; Erblick’ ich abermahl was groſſes, bey dem Licht Der Gottheit: Denn ein Weſen, Das durch des Schoͤpfers Huld erleſen, Von Goͤttlicher Gewalt, Huld, Majeſtaͤt und Macht So viel, wie es begreifft, zu faſſen, Kann nicht gering, veraͤchtlich, klein, Vergaͤnglich und verwerfflich ſeyn.
Hiedurch nun angeſpornt, kann ich nicht unterlaſſen, Der Geiſter Eigenſchaft aufmerckſam zu beſehn, Und auf das neu in ihr die Gottheit zu erhoͤhn. Jndem ein Geiſt, wenn man ihn wol erweget, Des Schoͤpfers Allmacht uns noch mehr vor Augen leget, Als alle Groͤſſe, Tieffe, Hoͤh, Und Weſen der Materie.
Ein Geiſt, dem GOTT die Faͤhigkeit zu dencken, Und zwar von Seiner Groͤſſ’, ſo mancherley, ſo viel, Faſt ſonder Schrancken, Maaſſ’ und Ziel, Gewuͤrdiget zu ſchencken, Verherrlicht Seine Macht Noch mehr, als alle Pracht Der unbelebten Creaturen.
Wenn bey der Himmels-Coͤrper Heer, Wovon wir alleweil in jenen tieffen Hoͤhn, Mit Schrecken und mit Luſt, nur einen Theil geſehn, Kein Geiſt, kein denckend Weſen waͤr;
Wuͤrd’
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Neu-Jahrs-Gedicht.
Um zu dem ſeligen Geſchaͤffte,
Der Sinnen Werck-Zeug’, alle Kraͤffte,
Gedaͤchtniß, Witz und Willen anzuwenden;
Erblick’ ich abermahl was groſſes, bey dem Licht
Der Gottheit: Denn ein Weſen,
Das durch des Schoͤpfers Huld erleſen,
Von Goͤttlicher Gewalt, Huld, Majeſtaͤt und Macht
So viel, wie es begreifft, zu faſſen,
Kann nicht gering, veraͤchtlich, klein,
Vergaͤnglich und verwerfflich ſeyn.
Hiedurch nun angeſpornt, kann ich nicht unterlaſſen,
Der Geiſter Eigenſchaft aufmerckſam zu beſehn,
Und auf das neu in ihr die Gottheit zu erhoͤhn.
Jndem ein Geiſt, wenn man ihn wol erweget,
Des Schoͤpfers Allmacht uns noch mehr vor Augen leget,
Als alle Groͤſſe, Tieffe, Hoͤh,
Und Weſen der Materie.
Ein Geiſt, dem GOTT die Faͤhigkeit zu dencken,
Und zwar von Seiner Groͤſſ’, ſo mancherley, ſo viel,
Faſt ſonder Schrancken, Maaſſ’ und Ziel,
Gewuͤrdiget zu ſchencken,
Verherrlicht Seine Macht
Noch mehr, als alle Pracht
Der unbelebten Creaturen.
Wenn bey der Himmels-Coͤrper Heer,
Wovon wir alleweil in jenen tieffen Hoͤhn,
Mit Schrecken und mit Luſt, nur einen Theil geſehn,
Kein Geiſt, kein denckend Weſen waͤr;
Wuͤrd’
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/504>, abgerufen am 19.02.2025.
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