Von andern Trefflichkeiten Der edlen Schreibe-Kunst, dieweil es mich zu weit Von meinem Zwecke mögte leiten, Enthalt' ich mich allhier. Wir treffen ferner an Verschiedene vergangne Sachen, So auf die Dinge dieser Zeit Durch Wirckung keinen Einfluß machen, Und welche bloß allein Nur im Gedächtniß noch vorhanden seyn: Auch diese sind darüm noch völlig nicht vergangen; Man spürt, daß etwas noch von ihnen übrig sey.
Was aber endlich das, so weg, und dessen man Sich im geringsten nicht erinnern kann, Das auch, so viel als man ermisst, Mit nichts mehr auf der Welt zusammen hanget, Und auf das, was nun gegenwärtig ist, Nicht das geringste wirckt; was, sag ich, das belanget, So scheinet zwar, in unserm Sinn, Daß selbigs wircklich weg, vergangen und dahin; Allein: entsteht mit Recht nicht abermahl die Frage: Ob unser Sinn ein Richter sey zu nennen, Auf den wir uns allein verlassen können, Und der, was wahr und falsch, uns stets untrieglich sage.
Wann ich diesen unsern Satz ernstlich bey mir über lege, Zeigen sich mir alsobald zween gantz unterschiedne Wege, Woraus du, geliebter Leser, einen dir magst selbst erlesen.
Alles, was auf dieser Welt ist, wird seyn, und was ge- wesen,
Was
Das Vergangene,
Von andern Trefflichkeiten Der edlen Schreibe-Kunſt, dieweil es mich zu weit Von meinem Zwecke moͤgte leiten, Enthalt’ ich mich allhier. Wir treffen ferner an Verſchiedene vergangne Sachen, So auf die Dinge dieſer Zeit Durch Wirckung keinen Einfluß machen, Und welche bloß allein Nur im Gedaͤchtniß noch vorhanden ſeyn: Auch dieſe ſind daruͤm noch voͤllig nicht vergangen; Man ſpuͤrt, daß etwas noch von ihnen uͤbrig ſey.
Was aber endlich das, ſo weg, und deſſen man Sich im geringſten nicht erinnern kann, Das auch, ſo viel als man ermiſſt, Mit nichts mehr auf der Welt zuſammen hanget, Und auf das, was nun gegenwaͤrtig iſt, Nicht das geringſte wirckt; was, ſag ich, das belanget, So ſcheinet zwar, in unſerm Sinn, Daß ſelbigs wircklich weg, vergangen und dahin; Allein: entſteht mit Recht nicht abermahl die Frage: Ob unſer Sinn ein Richter ſey zu nennen, Auf den wir uns allein verlaſſen koͤnnen, Und der, was wahr und falſch, uns ſtets untrieglich ſage.
Wann ich dieſen unſern Satz ernſtlich bey mir uͤber lege, Zeigen ſich mir alſobald zween gantz unterſchiedne Wege, Woraus du, geliebter Leſer, einen dir magſt ſelbſt erleſen.
Alles, was auf dieſer Welt iſt, wird ſeyn, und was ge- weſen,
Was
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Das Vergangene,
Von andern Trefflichkeiten
Der edlen Schreibe-Kunſt, dieweil es mich zu weit
Von meinem Zwecke moͤgte leiten,
Enthalt’ ich mich allhier. Wir treffen ferner an
Verſchiedene vergangne Sachen,
So auf die Dinge dieſer Zeit
Durch Wirckung keinen Einfluß machen,
Und welche bloß allein
Nur im Gedaͤchtniß noch vorhanden ſeyn:
Auch dieſe ſind daruͤm noch voͤllig nicht vergangen;
Man ſpuͤrt, daß etwas noch von ihnen uͤbrig ſey.
Was aber endlich das, ſo weg, und deſſen man
Sich im geringſten nicht erinnern kann,
Das auch, ſo viel als man ermiſſt,
Mit nichts mehr auf der Welt zuſammen hanget,
Und auf das, was nun gegenwaͤrtig iſt,
Nicht das geringſte wirckt; was, ſag ich, das belanget,
So ſcheinet zwar, in unſerm Sinn,
Daß ſelbigs wircklich weg, vergangen und dahin;
Allein: entſteht mit Recht nicht abermahl die Frage:
Ob unſer Sinn ein Richter ſey zu nennen,
Auf den wir uns allein verlaſſen koͤnnen,
Und der, was wahr und falſch, uns ſtets untrieglich ſage.
Wann ich dieſen unſern Satz ernſtlich bey mir uͤber
lege,
Zeigen ſich mir alſobald zween gantz unterſchiedne Wege,
Woraus du, geliebter Leſer, einen dir magſt ſelbſt erleſen.
Alles, was auf dieſer Welt iſt, wird ſeyn, und was ge-
weſen,
Was
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/482>, abgerufen am 23.07.2024.
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