Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.nach dem Winter, etc. Jedoch nicht üm ein einzigs Haar Zuweit von ihr entfernen können. Erwegt die Ordnung doch, zu ihres Schöpffers Ehren, Da wir schon wieder zu ihr kehren. Zwar sehen wir das junge Grün noch nicht, Auf den noch nicht bewachsnen Feldern, An den noch Blätter-losen Wäldern; Allein, da ich von Eis und Schnee Die Erde schon befreyet seh, Kann mir die Hoffnung bessrer Zeiten Schon zum voraus die Frühlings-Lust bereiten: Zumahlen wir bereits, wie sich die Kräffte rühren, Theils in-theils ausser uns verspühren. Es dringt der Safft ins Holtz: Wir sehn auf manchen Stellen Die röthlich-braunen Knospen schwellen. Man sieht bereits, mit ämsigen Vergnügen Den Ackersmann sein Feld, worans kein Schnee mehr, pflügen. Man pflügt, man sä't, man eg't, man gräbt; Der Acker rühret sich, das Feld ist gantz belebt, Weil sich ein jeglicher bestrebt Den Samen in das Land zu bringen. Auch stellet sich schon hin und wieder, Zumahl beym heitern Sonnen-Schein, Mit regem flattern, hüpffen, springen, Manch bunt-und muntres Vögelein, Jedoch noch sparsam, wieder ein. Man hört schon hie und da ihr Zwitschern, ihre Lieder: Mein Hertz, laß sie auch dir ein Folg-Exempel seyn. Ach! laß auch du, bey ihrem singen, Ein frohes Danck-Lied offt erklingen. Jn
nach dem Winter, ꝛc. Jedoch nicht uͤm ein einzigs Haar Zuweit von ihr entfernen koͤnnen. Erwegt die Ordnung doch, zu ihres Schoͤpffers Ehren, Da wir ſchon wieder zu ihr kehren. Zwar ſehen wir das junge Gruͤn noch nicht, Auf den noch nicht bewachſnen Feldern, An den noch Blaͤtter-loſen Waͤldern; Allein, da ich von Eis und Schnee Die Erde ſchon befreyet ſeh, Kann mir die Hoffnung beſſrer Zeiten Schon zum voraus die Fruͤhlings-Luſt bereiten: Zumahlen wir bereits, wie ſich die Kraͤffte ruͤhren, Theils in-theils auſſer uns verſpuͤhren. Es dringt der Safft ins Holtz: Wir ſehn auf manchen Stellen Die roͤthlich-braunen Knoſpen ſchwellen. Man ſieht bereits, mit aͤmſigen Vergnuͤgen Den Ackersmann ſein Feld, woranſ kein Schnee mehr, pfluͤgen. Man pfluͤgt, man ſaͤ’t, man eg’t, man graͤbt; Der Acker ruͤhret ſich, das Feld iſt gantz belebt, Weil ſich ein jeglicher beſtrebt Den Samen in das Land zu bringen. Auch ſtellet ſich ſchon hin und wieder, Zumahl beym heitern Sonnen-Schein, Mit regem flattern, huͤpffen, ſpringen, Manch bunt-und muntres Voͤgelein, Jedoch noch ſparſam, wieder ein. Man hoͤrt ſchon hie und da ihr Zwitſchern, ihre Lieder: Mein Hertz, laß ſie auch dir ein Folg-Exempel ſeyn. Ach! laß auch du, bey ihrem ſingen, Ein frohes Danck-Lied offt erklingen. Jn
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nach dem Winter, ꝛc.
Jedoch nicht uͤm ein einzigs Haar
Zuweit von ihr entfernen koͤnnen.
Erwegt die Ordnung doch, zu ihres Schoͤpffers Ehren,
Da wir ſchon wieder zu ihr kehren.
Zwar ſehen wir das junge Gruͤn noch nicht,
Auf den noch nicht bewachſnen Feldern,
An den noch Blaͤtter-loſen Waͤldern;
Allein, da ich von Eis und Schnee
Die Erde ſchon befreyet ſeh,
Kann mir die Hoffnung beſſrer Zeiten
Schon zum voraus die Fruͤhlings-Luſt bereiten:
Zumahlen wir bereits, wie ſich die Kraͤffte ruͤhren,
Theils in-theils auſſer uns verſpuͤhren.
Es dringt der Safft ins Holtz: Wir ſehn auf manchen Stellen
Die roͤthlich-braunen Knoſpen ſchwellen.
Man ſieht bereits, mit aͤmſigen Vergnuͤgen
Den Ackersmann ſein Feld, woranſ kein Schnee mehr, pfluͤgen.
Man pfluͤgt, man ſaͤ’t, man eg’t, man graͤbt;
Der Acker ruͤhret ſich, das Feld iſt gantz belebt,
Weil ſich ein jeglicher beſtrebt
Den Samen in das Land zu bringen.
Auch ſtellet ſich ſchon hin und wieder,
Zumahl beym heitern Sonnen-Schein,
Mit regem flattern, huͤpffen, ſpringen,
Manch bunt-und muntres Voͤgelein,
Jedoch noch ſparſam, wieder ein.
Man hoͤrt ſchon hie und da ihr Zwitſchern, ihre Lieder:
Mein Hertz, laß ſie auch dir ein Folg-Exempel ſeyn.
Ach! laß auch du, bey ihrem ſingen,
Ein frohes Danck-Lied offt erklingen.
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