Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Winter-Gedancken. "Jch lobe Den, Der, auch im Frost, die Welt, "Trotz dessen Grimm, noch zieret und erhält; "Ja welcher, durch den Frost, so gar der Erden nützt, "Und, durch die Kälte selbst, uns für die Kälte schützt. "Da aus den sumpfigen Morasten man "Das Holtz zum Feur, allein im Winter, schlagen kann. "Noch mehr: die von der See bespühlten Ländereyen, "Die von dem bittern Saltz zum Theil unfruchtbar seyn, "Vermag der Frost allein "Von ihrem Mangel zu befreyen. Ein ieder freue sich demnach mit mir, Und dancke, wie für alles, auch dafür, Daß GOtt auch das, so bloß uns scheint zu kräncken, Zum Guten dennoch weiß zu lencken: Und daß auch, wann die Welt uns recht zu schrecken scheinet, Er wunderbar so Nutz als Pracht in ihr vereinet. Noch B b 5
Winter-Gedancken. „Jch lobe Den, Der, auch im Froſt, die Welt, „Trotz deſſen Grimm, noch zieret und erhaͤlt; „Ja welcher, durch den Froſt, ſo gar der Erden nuͤtzt, „Und, durch die Kaͤlte ſelbſt, uns fuͤr die Kaͤlte ſchuͤtzt. „Da aus den ſumpfigen Moraſten man „Das Holtz zum Feur, allein im Winter, ſchlagen kann. „Noch mehr: die von der See beſpuͤhlten Laͤndereyen, „Die von dem bittern Saltz zum Theil unfruchtbar ſeyn, „Vermag der Froſt allein „Von ihrem Mangel zu befreyen. Ein ieder freue ſich demnach mit mir, Und dancke, wie fuͤr alles, auch dafuͤr, Daß GOtt auch das, ſo bloß uns ſcheint zu kraͤncken, Zum Guten dennoch weiß zu lencken: Und daß auch, wann die Welt uns recht zu ſchrecken ſcheinet, Er wunderbar ſo Nutz als Pracht in ihr vereinet. Noch B b 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0425" n="393"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Winter-Gedancken.</hi> </fw><lb/> <lg n="8"> <l>„Jch lobe Den, Der, auch im Froſt, die Welt,<lb/> „Trotz deſſen Grimm, noch zieret und erhaͤlt;<lb/> „Ja welcher, durch den Froſt, ſo gar der Erden nuͤtzt,<lb/> „Und, durch die Kaͤlte ſelbſt, uns fuͤr die Kaͤlte ſchuͤtzt.<lb/> „Da aus den ſumpfigen Moraſten man<lb/> „Das Holtz zum Feur, allein im Winter, ſchlagen kann.<lb/> „Noch mehr: die von der See beſpuͤhlten Laͤndereyen,<lb/> „Die von dem bittern Saltz zum Theil unfruchtbar ſeyn,<lb/> „Vermag der Froſt allein<lb/> „Von ihrem Mangel zu befreyen.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Ein ieder freue ſich demnach mit mir,</l><lb/> <l>Und dancke, wie fuͤr alles, auch dafuͤr,</l><lb/> <l>Daß GOtt auch das, ſo bloß uns ſcheint zu kraͤncken,</l><lb/> <l>Zum Guten dennoch weiß zu lencken:</l><lb/> <l>Und daß auch, wann die Welt uns recht zu ſchrecken ſcheinet,</l><lb/> <l>Er wunderbar ſo Nutz als Pracht in ihr vereinet.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="sig">B b 5</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Noch</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [393/0425]
Winter-Gedancken.
„Jch lobe Den, Der, auch im Froſt, die Welt,
„Trotz deſſen Grimm, noch zieret und erhaͤlt;
„Ja welcher, durch den Froſt, ſo gar der Erden nuͤtzt,
„Und, durch die Kaͤlte ſelbſt, uns fuͤr die Kaͤlte ſchuͤtzt.
„Da aus den ſumpfigen Moraſten man
„Das Holtz zum Feur, allein im Winter, ſchlagen kann.
„Noch mehr: die von der See beſpuͤhlten Laͤndereyen,
„Die von dem bittern Saltz zum Theil unfruchtbar ſeyn,
„Vermag der Froſt allein
„Von ihrem Mangel zu befreyen.
Ein ieder freue ſich demnach mit mir,
Und dancke, wie fuͤr alles, auch dafuͤr,
Daß GOtt auch das, ſo bloß uns ſcheint zu kraͤncken,
Zum Guten dennoch weiß zu lencken:
Und daß auch, wann die Welt uns recht zu ſchrecken ſcheinet,
Er wunderbar ſo Nutz als Pracht in ihr vereinet.
Noch
B b 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |