Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

Grösse der Seelen.

Und auszudrucken taugt; so stutzt ich dergestalt,
Daß, bey dem grossen O voll Licht, ich brünstig rieffe:
O! welche Tieffe!
O! welche Tieffe! welche Höh!
Worinn, wohin ich mich auch wende,
Jch doch kein Ende,
Wol aber viele Billionen (*)
Von Billionen Sternen seh!
Jndem ich also voll Verwundrung steh',
Und die Unendlichkeit von dieses Raumes Höhe,
Und die Unendlichkeit der Zahl im Sternen-Heer
Erstaunt und halb entzücket sehe;
Kehr ich die ausgespannten Blicke
Von ungefehr
Auf mich zurücke
Und fand, bey diesem Raum' und aller Sternen Schein,
Mich wunderbarlich groß und klein.

So wie der Sonnen Glut sich in ein Tröpfchen drückt,
Und es, wenn es nur rein,
Durch seinen Wunder-Schein
Durchdringt, erfüllt und schmückt;
So kam auch meine Seele mir,
Als wie ein geistig Tröpfchen, für,
Das, nicht durch eine Sonn' allein,
Durch vieler tausend Sonnen Schein
Zugleich bestrahlet ward, durchdrungen, und erkläret.
Ja worin selbst dadurch der Sonnen Sonn' ein Bild
Von Seiner Allmacht gleichsam drücket,
Jndem
(*) Eine Billione hält tausend mahl tausend Millionen.

Groͤſſe der Seelen.

Und auszudrucken taugt; ſo ſtutzt ich dergeſtalt,
Daß, bey dem groſſen O voll Licht, ich bruͤnſtig rieffe:
O! welche Tieffe!
O! welche Tieffe! welche Hoͤh!
Worinn, wohin ich mich auch wende,
Jch doch kein Ende,
Wol aber viele Billionen (*)
Von Billionen Sternen ſeh!
Jndem ich alſo voll Verwundrung ſteh’,
Und die Unendlichkeit von dieſes Raumes Hoͤhe,
Und die Unendlichkeit der Zahl im Sternen-Heer
Erſtaunt und halb entzuͤcket ſehe;
Kehr ich die ausgeſpannten Blicke
Von ungefehr
Auf mich zuruͤcke
Und fand, bey dieſem Raum’ und aller Sternen Schein,
Mich wunderbarlich groß und klein.

So wie der Sonnen Glut ſich in ein Troͤpfchen druͤckt,
Und es, wenn es nur rein,
Durch ſeinen Wunder-Schein
Durchdringt, erfuͤllt und ſchmuͤckt;
So kam auch meine Seele mir,
Als wie ein geiſtig Troͤpfchen, fuͤr,
Das, nicht durch eine Sonn’ allein,
Durch vieler tauſend Sonnen Schein
Zugleich beſtrahlet ward, durchdrungen, und erklaͤret.
Ja worin ſelbſt dadurch der Sonnen Sonn’ ein Bild
Von Seiner Allmacht gleichſam druͤcket,
Jndem
(*) Eine Billione haͤlt tauſend mahl tauſend Millionen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="3">
              <l>
                <pb facs="#f0414" n="382"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Seelen.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Und auszudrucken taugt; &#x017F;o &#x017F;tutzt ich derge&#x017F;talt,</l><lb/>
              <l>Daß, bey dem gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">O</hi> voll Licht, ich bru&#x0364;n&#x017F;tig rieffe:</l><lb/>
              <l>O! welche Tieffe!</l><lb/>
              <l>O! welche Tieffe! welche Ho&#x0364;h!</l><lb/>
              <l>Worinn, wohin ich mich auch wende,</l><lb/>
              <l>Jch doch kein Ende,</l><lb/>
              <l>Wol aber viele Billionen <note place="foot" n="(*)">Eine Billione ha&#x0364;lt tau&#x017F;end mahl tau&#x017F;end Millionen.</note></l><lb/>
              <l>Von Billionen Sternen &#x017F;eh!</l><lb/>
              <l>Jndem ich al&#x017F;o voll Verwundrung &#x017F;teh&#x2019;,</l><lb/>
              <l>Und die Unendlichkeit von die&#x017F;es Raumes Ho&#x0364;he,</l><lb/>
              <l>Und die Unendlichkeit der Zahl im Sternen-Heer</l><lb/>
              <l>Er&#x017F;taunt und halb entzu&#x0364;cket &#x017F;ehe;</l><lb/>
              <l>Kehr ich die ausge&#x017F;pannten Blicke</l><lb/>
              <l>Von ungefehr</l><lb/>
              <l>Auf mich zuru&#x0364;cke</l><lb/>
              <l>Und fand, bey die&#x017F;em Raum&#x2019; und aller Sternen Schein,</l><lb/>
              <l>Mich wunderbarlich groß und klein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>So wie der Sonnen Glut &#x017F;ich in ein Tro&#x0364;pfchen dru&#x0364;ckt,</l><lb/>
              <l>Und es, wenn es nur rein,</l><lb/>
              <l>Durch &#x017F;einen Wunder-Schein</l><lb/>
              <l>Durchdringt, erfu&#x0364;llt und &#x017F;chmu&#x0364;ckt;</l><lb/>
              <l>So kam auch meine Seele mir,</l><lb/>
              <l>Als wie ein gei&#x017F;tig Tro&#x0364;pfchen, fu&#x0364;r,</l><lb/>
              <l>Das, nicht durch eine Sonn&#x2019; allein,</l><lb/>
              <l>Durch vieler tau&#x017F;end Sonnen Schein</l><lb/>
              <l>Zugleich be&#x017F;trahlet ward, durchdrungen, und erkla&#x0364;ret.</l><lb/>
              <l>Ja worin &#x017F;elb&#x017F;t dadurch der Sonnen Sonn&#x2019; ein Bild</l><lb/>
              <l>Von Seiner Allmacht gleich&#x017F;am dru&#x0364;cket,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Jndem</fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[382/0414] Groͤſſe der Seelen. Und auszudrucken taugt; ſo ſtutzt ich dergeſtalt, Daß, bey dem groſſen O voll Licht, ich bruͤnſtig rieffe: O! welche Tieffe! O! welche Tieffe! welche Hoͤh! Worinn, wohin ich mich auch wende, Jch doch kein Ende, Wol aber viele Billionen (*) Von Billionen Sternen ſeh! Jndem ich alſo voll Verwundrung ſteh’, Und die Unendlichkeit von dieſes Raumes Hoͤhe, Und die Unendlichkeit der Zahl im Sternen-Heer Erſtaunt und halb entzuͤcket ſehe; Kehr ich die ausgeſpannten Blicke Von ungefehr Auf mich zuruͤcke Und fand, bey dieſem Raum’ und aller Sternen Schein, Mich wunderbarlich groß und klein. So wie der Sonnen Glut ſich in ein Troͤpfchen druͤckt, Und es, wenn es nur rein, Durch ſeinen Wunder-Schein Durchdringt, erfuͤllt und ſchmuͤckt; So kam auch meine Seele mir, Als wie ein geiſtig Troͤpfchen, fuͤr, Das, nicht durch eine Sonn’ allein, Durch vieler tauſend Sonnen Schein Zugleich beſtrahlet ward, durchdrungen, und erklaͤret. Ja worin ſelbſt dadurch der Sonnen Sonn’ ein Bild Von Seiner Allmacht gleichſam druͤcket, Jndem (*) Eine Billione haͤlt tauſend mahl tauſend Millionen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/414
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/414>, abgerufen am 13.05.2024.