Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Der Verstand.

Damit das reine Seelen-Licht,
Dadurch verdeckt, verstecket und verhüllet,
Wenn Adern, Hirn und Marck zu sehr dadurch erfüllet,
Die schwartzen Finsternissen nicht
Verhindert werde zu verjagen.
Weil, sonder ihren Klarheit Schimmer,
Die Uhr der Leidenschaften nimmer
Jn ihrem rechten Gleich-Gewicht,
Worin doch unser Glück allein besteht,
Und ungestörter Ordnung geht.

Hiezu gehört ein öffters überlegen,
Daß gleich, so bald sie sich zu starck bewegen,
Der Geist uns alsobald die bittre Folge zeige,
Und dergestalt, was aufgebracht
Mit Sanftmuth, kann es seyn; wo nicht, mit Macht
Gemach ins vorge Gleis, so bald es möglich, beuge.

Vor-

Der Verſtand.

Damit das reine Seelen-Licht,
Dadurch verdeckt, verſtecket und verhuͤllet,
Wenn Adern, Hirn und Marck zu ſehr dadurch erfuͤllet,
Die ſchwartzen Finſterniſſen nicht
Verhindert werde zu verjagen.
Weil, ſonder ihren Klarheit Schimmer,
Die Uhr der Leidenſchaften nimmer
Jn ihrem rechten Gleich-Gewicht,
Worin doch unſer Gluͤck allein beſteht,
Und ungeſtoͤrter Ordnung geht.

Hiezu gehoͤrt ein oͤffters uͤberlegen,
Daß gleich, ſo bald ſie ſich zu ſtarck bewegen,
Der Geiſt uns alſobald die bittre Folge zeige,
Und dergeſtalt, was aufgebracht
Mit Sanftmuth, kann es ſeyn; wo nicht, mit Macht
Gemach ins vorge Gleis, ſo bald es moͤglich, beuge.

Vor-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="5">
              <l>
                <pb facs="#f0398" n="366"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Ver&#x017F;tand.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Damit das reine Seelen-Licht,</l><lb/>
              <l>Dadurch verdeckt, ver&#x017F;tecket und verhu&#x0364;llet,</l><lb/>
              <l>Wenn Adern, Hirn und Marck zu &#x017F;ehr dadurch erfu&#x0364;llet,</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;chwartzen Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;en nicht</l><lb/>
              <l>Verhindert werde zu verjagen.</l><lb/>
              <l>Weil, &#x017F;onder ihren Klarheit Schimmer,</l><lb/>
              <l>Die Uhr der Leiden&#x017F;chaften nimmer</l><lb/>
              <l>Jn ihrem rechten Gleich-Gewicht,</l><lb/>
              <l>Worin doch un&#x017F;er Glu&#x0364;ck allein be&#x017F;teht,</l><lb/>
              <l>Und unge&#x017F;to&#x0364;rter Ordnung geht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Hiezu geho&#x0364;rt ein o&#x0364;ffters u&#x0364;berlegen,</l><lb/>
              <l>Daß gleich, &#x017F;o bald &#x017F;ie &#x017F;ich zu &#x017F;tarck bewegen,</l><lb/>
              <l>Der Gei&#x017F;t uns al&#x017F;obald die bittre Folge zeige,</l><lb/>
              <l>Und derge&#x017F;talt, was aufgebracht</l><lb/>
              <l>Mit Sanftmuth, kann es &#x017F;eyn; wo nicht, mit Macht</l><lb/>
              <l>Gemach ins vorge Gleis, &#x017F;o bald es mo&#x0364;glich, beuge.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Vor-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[366/0398] Der Verſtand. Damit das reine Seelen-Licht, Dadurch verdeckt, verſtecket und verhuͤllet, Wenn Adern, Hirn und Marck zu ſehr dadurch erfuͤllet, Die ſchwartzen Finſterniſſen nicht Verhindert werde zu verjagen. Weil, ſonder ihren Klarheit Schimmer, Die Uhr der Leidenſchaften nimmer Jn ihrem rechten Gleich-Gewicht, Worin doch unſer Gluͤck allein beſteht, Und ungeſtoͤrter Ordnung geht. Hiezu gehoͤrt ein oͤffters uͤberlegen, Daß gleich, ſo bald ſie ſich zu ſtarck bewegen, Der Geiſt uns alſobald die bittre Folge zeige, Und dergeſtalt, was aufgebracht Mit Sanftmuth, kann es ſeyn; wo nicht, mit Macht Gemach ins vorge Gleis, ſo bald es moͤglich, beuge. Vor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/398
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/398>, abgerufen am 22.11.2024.