Durch die Materie den Durchgang nicht zu finden Vermag noch fähig ist; wird unser Wesen gleich Verdunckelt, und dadurch in solchen Stand gesetzt, Daß ihn, was viehisch ist, allein ergetzt. Ja wie sich in der Lüffte Neich Offt Schwefel-Düfft' in sich so fest verbinden, Daß sie so gar in Blitz und Donner sich entzünden, Und sehr gefährlich sind; so raset die Begier, Wenn sie zu sehr gehäufft, mit solcher wilden Wuht: Als wie kaum in der Lufft, Blitz, Sturm und Donner thut.
Wie mancher Erd-Strich auch morastig, schweflicht ist, Und folglich Dunst in grosser Menge Vor vielen andern zeugt; so trifft man Cörper an, Wo Leidenschaften offt sich recht als im Gedränge Erzeugen und erhöhn: Das Licht der Seele kann Den dicken Schwall nicht trennen: bis zu spat, Wenn es gestürmt, geblitzt, gedonnert hat, Es, wie ein ödes Feld, wo alles ümgekehrt, Die Häuser abgedeckt, die reiffe Saat versehrt, Die Bäum' entlaubt, der Gärten Pracht verheert, Jn seinen Grentzen schaut. Da es den Schaden offt Mit Neu zu bessern hofft: Der aber mehrentheils unüberwindlich bleibet.
Ach lasst uns denn mit Ernst dahin uns doch bestreben, Daß grobe Dünste sich doch nicht zu starck erheben:
Damit
Der Verſtand.
Durch die Materie den Durchgang nicht zu finden Vermag noch faͤhig iſt; wird unſer Weſen gleich Verdunckelt, und dadurch in ſolchen Stand geſetzt, Daß ihn, was viehiſch iſt, allein ergetzt. Ja wie ſich in der Luͤffte Neich Offt Schwefel-Duͤfft’ in ſich ſo feſt verbinden, Daß ſie ſo gar in Blitz und Donner ſich entzuͤnden, Und ſehr gefaͤhrlich ſind; ſo raſet die Begier, Wenn ſie zu ſehr gehaͤufft, mit ſolcher wilden Wuht: Als wie kaum in der Lufft, Blitz, Sturm und Donner thut.
Wie mancher Erd-Strich auch moraſtig, ſchweflicht iſt, Und folglich Dunſt in groſſer Menge Vor vielen andern zeugt; ſo trifft man Coͤrper an, Wo Leidenſchaften offt ſich recht als im Gedraͤnge Erzeugen und erhoͤhn: Das Licht der Seele kann Den dicken Schwall nicht trennen: bis zu ſpat, Wenn es geſtuͤrmt, geblitzt, gedonnert hat, Es, wie ein oͤdes Feld, wo alles uͤmgekehrt, Die Haͤuſer abgedeckt, die reiffe Saat verſehrt, Die Baͤum’ entlaubt, der Gaͤrten Pracht verheert, Jn ſeinen Grentzen ſchaut. Da es den Schaden offt Mit Neu zu beſſern hofft: Der aber mehrentheils unuͤberwindlich bleibet.
Ach laſſt uns denn mit Ernſt dahin uns doch beſtreben, Daß grobe Duͤnſte ſich doch nicht zu ſtarck erheben:
Damit
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Der Verſtand.
Durch die Materie den Durchgang nicht zu finden
Vermag noch faͤhig iſt; wird unſer Weſen gleich
Verdunckelt, und dadurch in ſolchen Stand geſetzt,
Daß ihn, was viehiſch iſt, allein ergetzt.
Ja wie ſich in der Luͤffte Neich
Offt Schwefel-Duͤfft’ in ſich ſo feſt verbinden,
Daß ſie ſo gar in Blitz und Donner ſich entzuͤnden,
Und ſehr gefaͤhrlich ſind; ſo raſet die Begier,
Wenn ſie zu ſehr gehaͤufft, mit ſolcher wilden Wuht:
Als wie kaum in der Lufft, Blitz, Sturm und Donner
thut.
Wie mancher Erd-Strich auch moraſtig, ſchweflicht iſt,
Und folglich Dunſt in groſſer Menge
Vor vielen andern zeugt; ſo trifft man Coͤrper an,
Wo Leidenſchaften offt ſich recht als im Gedraͤnge
Erzeugen und erhoͤhn: Das Licht der Seele kann
Den dicken Schwall nicht trennen: bis zu ſpat,
Wenn es geſtuͤrmt, geblitzt, gedonnert hat,
Es, wie ein oͤdes Feld, wo alles uͤmgekehrt,
Die Haͤuſer abgedeckt, die reiffe Saat verſehrt,
Die Baͤum’ entlaubt, der Gaͤrten Pracht verheert,
Jn ſeinen Grentzen ſchaut. Da es den Schaden offt
Mit Neu zu beſſern hofft:
Der aber mehrentheils unuͤberwindlich bleibet.
Ach laſſt uns denn mit Ernſt dahin uns doch beſtreben,
Daß grobe Duͤnſte ſich doch nicht zu ſtarck erheben:
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/397>, abgerufen am 23.07.2024.
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