Das herrliche Geschöpf Des Tockayer-Weins, in einem Hirten-Gedichte auf Gnädigstes Verlangen des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, HERRN Günthers, Fürsten zu Schwartzburg etc. etc. etc.
Unter dick belaubten Zweigen hoher Linden, schlancker Buchen, Ging Beraldo, kühle Schatten bey der schwülen Lufft zu suchen, Weil er fast den gantzen Morgen, der Geschöpfe Schmuck und Pracht, Auf den Hügeln, in den Thälern, zu betrachten zugebracht. Bald hatt' ihm ein heller Bach, der auf glatten Kieseln eilet, Bald ein schroff- und steiler Fels, bald ein angenehm Ge- büsche, Bald ein wallend Aehren-Meer, durch sein liebliches Ge- zische, Bald der leichten Vögel Zwitschern, eine sanfte Lust er- theilet.
Nah' an einer hohen Eichen, die des nahen Berges Gipfel Fast an Höh' zu trotzen schien, dessen Blätter-reicher Wipfel, So mit Eicheln, wie der Stamm mit des Moosses Sammet, pranget, War er, mit beschwitzter Stirn, schrittlings eben angelanget.
Eben
Das herrliche Geſchoͤpf
Das herrliche Geſchoͤpf Des Tockayer-Weins, in einem Hirten-Gedichte auf Gnaͤdigſtes Verlangen des Durchlauchtigſten Fuͤrſten und Herrn, HERRN Guͤnthers, Fuͤrſten zu Schwartzburg ꝛc. ꝛc. ꝛc.
Unter dick belaubten Zweigen hoher Linden, ſchlancker Buchen, Ging Beraldo, kuͤhle Schatten bey der ſchwuͤlen Lufft zu ſuchen, Weil er faſt den gantzen Morgen, der Geſchoͤpfe Schmuck und Pracht, Auf den Huͤgeln, in den Thaͤlern, zu betrachten zugebracht. Bald hatt’ ihm ein heller Bach, der auf glatten Kieſeln eilet, Bald ein ſchroff- und ſteiler Fels, bald ein angenehm Ge- buͤſche, Bald ein wallend Aehren-Meer, durch ſein liebliches Ge- ziſche, Bald der leichten Voͤgel Zwitſchern, eine ſanfte Luſt er- theilet.
Nah’ an einer hohen Eichen, die des nahen Berges Gipfel Faſt an Hoͤh’ zu trotzen ſchien, deſſen Blaͤtter-reicher Wipfel, So mit Eicheln, wie der Stamm mit des Mooſſes Sammet, pranget, War er, mit beſchwitzter Stirn, ſchrittlings eben angelanget.
Eben
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Das herrliche Geſchoͤpf
Das herrliche Geſchoͤpf
Des Tockayer-Weins,
in einem Hirten-Gedichte
auf
Gnaͤdigſtes Verlangen
des
Durchlauchtigſten Fuͤrſten und Herrn,
HERRN
Guͤnthers,
Fuͤrſten zu Schwartzburg
ꝛc. ꝛc. ꝛc.
Unter dick belaubten Zweigen hoher Linden, ſchlancker
Buchen,
Ging Beraldo, kuͤhle Schatten bey der ſchwuͤlen Lufft zu
ſuchen,
Weil er faſt den gantzen Morgen, der Geſchoͤpfe Schmuck
und Pracht,
Auf den Huͤgeln, in den Thaͤlern, zu betrachten zugebracht.
Bald hatt’ ihm ein heller Bach, der auf glatten Kieſeln eilet,
Bald ein ſchroff- und ſteiler Fels, bald ein angenehm Ge-
buͤſche,
Bald ein wallend Aehren-Meer, durch ſein liebliches Ge-
ziſche,
Bald der leichten Voͤgel Zwitſchern, eine ſanfte Luſt er-
theilet.
Nah’ an einer hohen Eichen, die des nahen Berges Gipfel
Faſt an Hoͤh’ zu trotzen ſchien, deſſen Blaͤtter-reicher Wipfel,
So mit Eicheln, wie der Stamm mit des Mooſſes Sammet,
pranget,
War er, mit beſchwitzter Stirn, ſchrittlings eben angelanget.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/370>, abgerufen am 16.02.2025.
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