Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitung.

Zusammt dem Silber-reinen Glantz
Der Schatten-Sonne, wann sie gantz;
Und hört' ein zwitscherndes Getümmel
Der Singe-Vögel, und den Schall
Der angenehmen Nachtigall,
Jn Lust- und Schatten-reichen Büschen,
Sich mit dem sanften Rauschen mischen,
Und hört', auf rauh- und glatten Kieseln,
Geschwinde Bäche murmelnd rieseln;
Und schmeckte tausend süsse Früchte,
Und schmeckte vielerley Gerichte,
Die Wasser, Lufft und Erde geben;
Und schmeckte, voller Geist und Krafft,
Den säurlich-süssen Tranck und Safft
Der lieblichen Tockayer-Reben;
Und röche Bluhmen mancher Arten,
Jn Feldern, Wäldern und im Garten;
Und röch' auf Bergen und im Thal
Gesunde Kräuter ohne Zahl;
Und röche balsamirte Düffte;
Und fühlte sanfte laue Lüffte,
Und fühlte Wunder-süsse Triebe
Von einer zugelaßnen Liebe;
Und fühlte mit vergnügter Brust,
Des süssen Schlaffes sanfte Lust;
Und fühlte, wann der Schlaff vorbey,
Daß er dadurch gestärcket sey,
Um alles, was so Wunder-schön,
Aufs neue wiederum zu sehn.

Auf

Einleitung.

Zuſammt dem Silber-reinen Glantz
Der Schatten-Sonne, wann ſie gantz;
Und hoͤrt’ ein zwitſcherndes Getuͤmmel
Der Singe-Voͤgel, und den Schall
Der angenehmen Nachtigall,
Jn Luſt- und Schatten-reichen Buͤſchen,
Sich mit dem ſanften Rauſchen miſchen,
Und hoͤrt’, auf rauh- und glatten Kieſeln,
Geſchwinde Baͤche murmelnd rieſeln;
Und ſchmeckte tauſend ſuͤſſe Fruͤchte,
Und ſchmeckte vielerley Gerichte,
Die Waſſer, Lufft und Erde geben;
Und ſchmeckte, voller Geiſt und Krafft,
Den ſaͤurlich-ſuͤſſen Tranck und Safft
Der lieblichen Tockayer-Reben;
Und roͤche Bluhmen mancher Arten,
Jn Feldern, Waͤldern und im Garten;
Und roͤch’ auf Bergen und im Thal
Geſunde Kraͤuter ohne Zahl;
Und roͤche balſamirte Duͤffte;
Und fuͤhlte ſanfte laue Luͤffte,
Und fuͤhlte Wunder-ſuͤſſe Triebe
Von einer zugelaßnen Liebe;
Und fuͤhlte mit vergnuͤgter Bruſt,
Des ſuͤſſen Schlaffes ſanfte Luſt;
Und fuͤhlte, wann der Schlaff vorbey,
Daß er dadurch geſtaͤrcket ſey,
Um alles, was ſo Wunder-ſchoͤn,
Aufs neue wiederum zu ſehn.

Auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>
                <pb facs="#f0036" n="4"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Einleitung.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Zu&#x017F;ammt dem Silber-reinen Glantz</l><lb/>
              <l>Der Schatten-Sonne, wann &#x017F;ie gantz;</l><lb/>
              <l>Und <hi rendition="#fr">ho&#x0364;rt&#x2019;</hi> ein zwit&#x017F;cherndes Getu&#x0364;mmel</l><lb/>
              <l>Der Singe-Vo&#x0364;gel, und den Schall</l><lb/>
              <l>Der angenehmen Nachtigall,</l><lb/>
              <l>Jn Lu&#x017F;t- und Schatten-reichen Bu&#x0364;&#x017F;chen,</l><lb/>
              <l>Sich mit dem &#x017F;anften Rau&#x017F;chen mi&#x017F;chen,</l><lb/>
              <l>Und ho&#x0364;rt&#x2019;, auf rauh- und glatten Kie&#x017F;eln,</l><lb/>
              <l>Ge&#x017F;chwinde Ba&#x0364;che murmelnd rie&#x017F;eln;</l><lb/>
              <l>Und <hi rendition="#fr">&#x017F;chmeckte</hi> tau&#x017F;end &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Fru&#x0364;chte,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;chmeckte vielerley Gerichte,</l><lb/>
              <l>Die Wa&#x017F;&#x017F;er, Lufft und Erde geben;</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;chmeckte, voller Gei&#x017F;t und Krafft,</l><lb/>
              <l>Den &#x017F;a&#x0364;urlich-&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Tranck und Safft</l><lb/>
              <l>Der lieblichen Tockayer-Reben;</l><lb/>
              <l>Und <hi rendition="#fr">ro&#x0364;che</hi> Bluhmen mancher Arten,</l><lb/>
              <l>Jn Feldern, Wa&#x0364;ldern und im Garten;</l><lb/>
              <l>Und ro&#x0364;ch&#x2019; auf Bergen und im Thal</l><lb/>
              <l>Ge&#x017F;unde Kra&#x0364;uter ohne Zahl;</l><lb/>
              <l>Und ro&#x0364;che bal&#x017F;amirte Du&#x0364;ffte;</l><lb/>
              <l>Und <hi rendition="#fr">fu&#x0364;hlte</hi> &#x017F;anfte laue Lu&#x0364;ffte,</l><lb/>
              <l>Und fu&#x0364;hlte Wunder-&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Triebe</l><lb/>
              <l>Von einer zugelaßnen Liebe;</l><lb/>
              <l>Und fu&#x0364;hlte mit vergnu&#x0364;gter Bru&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Des &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Schlaffes &#x017F;anfte Lu&#x017F;t;</l><lb/>
              <l>Und fu&#x0364;hlte, wann der Schlaff vorbey,</l><lb/>
              <l>Daß er dadurch ge&#x017F;ta&#x0364;rcket &#x017F;ey,</l><lb/>
              <l>Um alles, was &#x017F;o Wunder-&#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
              <l>Aufs neue wiederum zu &#x017F;ehn.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Auf</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0036] Einleitung. Zuſammt dem Silber-reinen Glantz Der Schatten-Sonne, wann ſie gantz; Und hoͤrt’ ein zwitſcherndes Getuͤmmel Der Singe-Voͤgel, und den Schall Der angenehmen Nachtigall, Jn Luſt- und Schatten-reichen Buͤſchen, Sich mit dem ſanften Rauſchen miſchen, Und hoͤrt’, auf rauh- und glatten Kieſeln, Geſchwinde Baͤche murmelnd rieſeln; Und ſchmeckte tauſend ſuͤſſe Fruͤchte, Und ſchmeckte vielerley Gerichte, Die Waſſer, Lufft und Erde geben; Und ſchmeckte, voller Geiſt und Krafft, Den ſaͤurlich-ſuͤſſen Tranck und Safft Der lieblichen Tockayer-Reben; Und roͤche Bluhmen mancher Arten, Jn Feldern, Waͤldern und im Garten; Und roͤch’ auf Bergen und im Thal Geſunde Kraͤuter ohne Zahl; Und roͤche balſamirte Duͤffte; Und fuͤhlte ſanfte laue Luͤffte, Und fuͤhlte Wunder-ſuͤſſe Triebe Von einer zugelaßnen Liebe; Und fuͤhlte mit vergnuͤgter Bruſt, Des ſuͤſſen Schlaffes ſanfte Luſt; Und fuͤhlte, wann der Schlaff vorbey, Daß er dadurch geſtaͤrcket ſey, Um alles, was ſo Wunder-ſchoͤn, Aufs neue wiederum zu ſehn. Auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/36
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/36>, abgerufen am 24.11.2024.