Zusammt dem Silber-reinen Glantz Der Schatten-Sonne, wann sie gantz; Und hört' ein zwitscherndes Getümmel Der Singe-Vögel, und den Schall Der angenehmen Nachtigall, Jn Lust- und Schatten-reichen Büschen, Sich mit dem sanften Rauschen mischen, Und hört', auf rauh- und glatten Kieseln, Geschwinde Bäche murmelnd rieseln; Und schmeckte tausend süsse Früchte, Und schmeckte vielerley Gerichte, Die Wasser, Lufft und Erde geben; Und schmeckte, voller Geist und Krafft, Den säurlich-süssen Tranck und Safft Der lieblichen Tockayer-Reben; Und röche Bluhmen mancher Arten, Jn Feldern, Wäldern und im Garten; Und röch' auf Bergen und im Thal Gesunde Kräuter ohne Zahl; Und röche balsamirte Düffte; Und fühlte sanfte laue Lüffte, Und fühlte Wunder-süsse Triebe Von einer zugelaßnen Liebe; Und fühlte mit vergnügter Brust, Des süssen Schlaffes sanfte Lust; Und fühlte, wann der Schlaff vorbey, Daß er dadurch gestärcket sey, Um alles, was so Wunder-schön, Aufs neue wiederum zu sehn.
Auf
Einleitung.
Zuſammt dem Silber-reinen Glantz Der Schatten-Sonne, wann ſie gantz; Und hoͤrt’ ein zwitſcherndes Getuͤmmel Der Singe-Voͤgel, und den Schall Der angenehmen Nachtigall, Jn Luſt- und Schatten-reichen Buͤſchen, Sich mit dem ſanften Rauſchen miſchen, Und hoͤrt’, auf rauh- und glatten Kieſeln, Geſchwinde Baͤche murmelnd rieſeln; Und ſchmeckte tauſend ſuͤſſe Fruͤchte, Und ſchmeckte vielerley Gerichte, Die Waſſer, Lufft und Erde geben; Und ſchmeckte, voller Geiſt und Krafft, Den ſaͤurlich-ſuͤſſen Tranck und Safft Der lieblichen Tockayer-Reben; Und roͤche Bluhmen mancher Arten, Jn Feldern, Waͤldern und im Garten; Und roͤch’ auf Bergen und im Thal Geſunde Kraͤuter ohne Zahl; Und roͤche balſamirte Duͤffte; Und fuͤhlte ſanfte laue Luͤffte, Und fuͤhlte Wunder-ſuͤſſe Triebe Von einer zugelaßnen Liebe; Und fuͤhlte mit vergnuͤgter Bruſt, Des ſuͤſſen Schlaffes ſanfte Luſt; Und fuͤhlte, wann der Schlaff vorbey, Daß er dadurch geſtaͤrcket ſey, Um alles, was ſo Wunder-ſchoͤn, Aufs neue wiederum zu ſehn.
Auf
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Einleitung.
Zuſammt dem Silber-reinen Glantz
Der Schatten-Sonne, wann ſie gantz;
Und hoͤrt’ ein zwitſcherndes Getuͤmmel
Der Singe-Voͤgel, und den Schall
Der angenehmen Nachtigall,
Jn Luſt- und Schatten-reichen Buͤſchen,
Sich mit dem ſanften Rauſchen miſchen,
Und hoͤrt’, auf rauh- und glatten Kieſeln,
Geſchwinde Baͤche murmelnd rieſeln;
Und ſchmeckte tauſend ſuͤſſe Fruͤchte,
Und ſchmeckte vielerley Gerichte,
Die Waſſer, Lufft und Erde geben;
Und ſchmeckte, voller Geiſt und Krafft,
Den ſaͤurlich-ſuͤſſen Tranck und Safft
Der lieblichen Tockayer-Reben;
Und roͤche Bluhmen mancher Arten,
Jn Feldern, Waͤldern und im Garten;
Und roͤch’ auf Bergen und im Thal
Geſunde Kraͤuter ohne Zahl;
Und roͤche balſamirte Duͤffte;
Und fuͤhlte ſanfte laue Luͤffte,
Und fuͤhlte Wunder-ſuͤſſe Triebe
Von einer zugelaßnen Liebe;
Und fuͤhlte mit vergnuͤgter Bruſt,
Des ſuͤſſen Schlaffes ſanfte Luſt;
Und fuͤhlte, wann der Schlaff vorbey,
Daß er dadurch geſtaͤrcket ſey,
Um alles, was ſo Wunder-ſchoͤn,
Aufs neue wiederum zu ſehn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/36>, abgerufen am 24.11.2024.
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