Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
Herbst-Cantata.
Warüm willst du, o Mensch, denn gegen GOTT dich
streuben?

Warüm verlangest du noch länger hier zu bleiben?
Ach! folge dem zwar sanft-doch nie gehemmten Fluß
Der eilenden Natur, die GOTTES Wille treibet,
Die immer wandelbar verbleibet,
Nach dem unwandelbaren Schluß.
Es rieff dir GOTT. Du kamst. Er rufft aufs neue:
gehe!

Gehorch' Jhm! geh', und sprich: Dein Will', o HERR,
geschehe!

So wird Er, weil du wollen können,
(Die Blätter aber nicht) indem du wol gewollt,

Aus Gnaden dir gantz einen andern Sold,
Und einen andern Stand, als wie den Blättern, gönnen.
Jn welcher Wunder-Pracht wirst du in Salems Höhen,
Zu GOTTES Ruhm und Lust, in ew'ger Blühte stehen!
Jn welchem fühlbar-rein- und selig-hellem Schein
Wirst du ein ew'ger Schmuck des Paradieses seyn!


Fer-
Herbſt-Cantata.
Waruͤm willſt du, o Menſch, denn gegen GOTT dich
ſtreuben?

Waruͤm verlangeſt du noch laͤnger hier zu bleiben?
Ach! folge dem zwar ſanft-doch nie gehemmten Fluß
Der eilenden Natur, die GOTTES Wille treibet,
Die immer wandelbar verbleibet,
Nach dem unwandelbaren Schluß.
Es rieff dir GOTT. Du kamſt. Er rufft aufs neue:
gehe!

Gehorch’ Jhm! geh’, und ſprich: Dein Will’, o HERR,
geſchehe!

So wird Er, weil du wollen koͤnnen,
(Die Blaͤtter aber nicht) indem du wol gewollt,

Aus Gnaden dir gantz einen andern Sold,
Und einen andern Stand, als wie den Blaͤttern, goͤnnen.
Jn welcher Wunder-Pracht wirſt du in Salems Hoͤhen,
Zu GOTTES Ruhm und Luſt, in ew’ger Bluͤhte ſtehen!
Jn welchem fuͤhlbar-rein- und ſelig-hellem Schein
Wirſt du ein ew’ger Schmuck des Paradieſes ſeyn!


Fer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0354" n="322"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Herb&#x017F;t-<hi rendition="#aq">Cantata.</hi></hi> </fw><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Waru&#x0364;m will&#x017F;t du, o Men&#x017F;ch, denn gegen GOTT dich<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;treuben?</hi></l><lb/>
              <l>Waru&#x0364;m verlange&#x017F;t du noch la&#x0364;nger hier zu bleiben?</l><lb/>
              <l>Ach! folge dem zwar &#x017F;anft-doch nie gehemmten Fluß</l><lb/>
              <l>Der eilenden Natur, die GOTTES Wille treibet,</l><lb/>
              <l>Die immer wandelbar verbleibet,</l><lb/>
              <l>Nach dem unwandelbaren Schluß.</l><lb/>
              <l>Es rieff dir GOTT. Du kam&#x017F;t. Er rufft aufs neue:<lb/><hi rendition="#et">gehe!</hi></l><lb/>
              <l>Gehorch&#x2019; Jhm! geh&#x2019;, und &#x017F;prich: Dein Will&#x2019;, o HERR,<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;chehe!</hi></l><lb/>
              <l>So wird Er, weil du wollen ko&#x0364;nnen,<lb/>
(Die Bla&#x0364;tter aber nicht) indem du wol gewollt,</l><lb/>
              <l>Aus Gnaden dir gantz einen andern Sold,</l><lb/>
              <l>Und einen andern Stand, als wie den Bla&#x0364;ttern, go&#x0364;nnen.</l><lb/>
              <l>Jn welcher Wunder-Pracht wir&#x017F;t du in Salems Ho&#x0364;hen,</l><lb/>
              <l>Zu GOTTES Ruhm und Lu&#x017F;t, in ew&#x2019;ger Blu&#x0364;hte &#x017F;tehen!</l><lb/>
              <l>Jn welchem fu&#x0364;hlbar-rein- und &#x017F;elig-hellem Schein</l><lb/>
              <l>Wir&#x017F;t du ein ew&#x2019;ger Schmuck des Paradie&#x017F;es &#x017F;eyn!</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Fer-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0354] Herbſt-Cantata. Waruͤm willſt du, o Menſch, denn gegen GOTT dich ſtreuben? Waruͤm verlangeſt du noch laͤnger hier zu bleiben? Ach! folge dem zwar ſanft-doch nie gehemmten Fluß Der eilenden Natur, die GOTTES Wille treibet, Die immer wandelbar verbleibet, Nach dem unwandelbaren Schluß. Es rieff dir GOTT. Du kamſt. Er rufft aufs neue: gehe! Gehorch’ Jhm! geh’, und ſprich: Dein Will’, o HERR, geſchehe! So wird Er, weil du wollen koͤnnen, (Die Blaͤtter aber nicht) indem du wol gewollt, Aus Gnaden dir gantz einen andern Sold, Und einen andern Stand, als wie den Blaͤttern, goͤnnen. Jn welcher Wunder-Pracht wirſt du in Salems Hoͤhen, Zu GOTTES Ruhm und Luſt, in ew’ger Bluͤhte ſtehen! Jn welchem fuͤhlbar-rein- und ſelig-hellem Schein Wirſt du ein ew’ger Schmuck des Paradieſes ſeyn! Fer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/354
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/354>, abgerufen am 21.11.2024.