Jch fühle Muth und Krafft zum dencken, Jch sehe dich, du bist bemüht, Den Kelch, worin dein Nectar glüht, Mit reichen Strömen einzuschencken.
Allein, was lässest du mich hier, Holdsel'ge Schöne, doch erblicken? Was stellst du meinen Augen für? Wie? will mich gar dein Tranck entzücken? Jch sehe hier ein Paradieß, So, wie es sich einst dorten wies, Jch kann hier Berge, Feld und Auen, Der Sonnen Licht, der Sterne Pracht, Ohn' alle Dunckelheit und Nacht, Mit aufgeklärten Blicken, schauen.
Wer ist der Mann, der dorten steht, Den ein erhabner Glantz ümgeben? Den ein dreyfacher Schmuck erhöht, Um den die reinen Geister schweben? Er hält in seiner rechten Hand Ein Glas, mit dieser Schrift: Verstand. Er sieht dadurch die tieffsten Höhen, Sein Geist, der nur allein sich regt, Scheint, da der Leib sich nie bewegt, Selbst in die Gottheit einzugehen.
Kann ich hier Brocksens Bildniß nicht Jn diesem Angesichte finden? Der Strahl, so aus demselben bricht, Heisst allen Zweifel schon verschwinden;
Er
Jch fuͤhle Muth und Krafft zum dencken, Jch ſehe dich, du biſt bemuͤht, Den Kelch, worin dein Nectar gluͤht, Mit reichen Stroͤmen einzuſchencken.
Allein, was laͤſſeſt du mich hier, Holdſel’ge Schoͤne, doch erblicken? Was ſtellſt du meinen Augen fuͤr? Wie? will mich gar dein Tranck entzuͤcken? Jch ſehe hier ein Paradieß, So, wie es ſich einſt dorten wies, Jch kann hier Berge, Feld und Auen, Der Sonnen Licht, der Sterne Pracht, Ohn’ alle Dunckelheit und Nacht, Mit aufgeklaͤrten Blicken, ſchauen.
Wer iſt der Mann, der dorten ſteht, Den ein erhabner Glantz uͤmgeben? Den ein dreyfacher Schmuck erhoͤht, Um den die reinen Geiſter ſchweben? Er haͤlt in ſeiner rechten Hand Ein Glas, mit dieſer Schrift: Verſtand. Er ſieht dadurch die tieffſten Hoͤhen, Sein Geiſt, der nur allein ſich regt, Scheint, da der Leib ſich nie bewegt, Selbſt in die Gottheit einzugehen.
Kann ich hier Brockſens Bildniß nicht Jn dieſem Angeſichte finden? Der Strahl, ſo aus demſelben bricht, Heiſſt allen Zweifel ſchon verſchwinden;
Er
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Jch fuͤhle Muth und Krafft zum dencken,
Jch ſehe dich, du biſt bemuͤht,
Den Kelch, worin dein Nectar gluͤht,
Mit reichen Stroͤmen einzuſchencken.
Allein, was laͤſſeſt du mich hier,
Holdſel’ge Schoͤne, doch erblicken?
Was ſtellſt du meinen Augen fuͤr?
Wie? will mich gar dein Tranck entzuͤcken?
Jch ſehe hier ein Paradieß,
So, wie es ſich einſt dorten wies,
Jch kann hier Berge, Feld und Auen,
Der Sonnen Licht, der Sterne Pracht,
Ohn’ alle Dunckelheit und Nacht,
Mit aufgeklaͤrten Blicken, ſchauen.
Wer iſt der Mann, der dorten ſteht,
Den ein erhabner Glantz uͤmgeben?
Den ein dreyfacher Schmuck erhoͤht,
Um den die reinen Geiſter ſchweben?
Er haͤlt in ſeiner rechten Hand
Ein Glas, mit dieſer Schrift: Verſtand.
Er ſieht dadurch die tieffſten Hoͤhen,
Sein Geiſt, der nur allein ſich regt,
Scheint, da der Leib ſich nie bewegt,
Selbſt in die Gottheit einzugehen.
Kann ich hier Brockſens Bildniß nicht
Jn dieſem Angeſichte finden?
Der Strahl, ſo aus demſelben bricht,
Heiſſt allen Zweifel ſchon verſchwinden;
Er
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/30>, abgerufen am 03.07.2024.
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