Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Ergetz- und Bequemlichkeiten. Und fast auf ungezehlte Weise(Ach thäten wir es doch dem Geber stets zum Preise!) Den Nutzen und die Lust vermehren. Noch mehr: Wie mancherley Vergnüglichkeiten Vermag, nebst dem Gebrauch der uns geschenckten Sinnen, (Die so von aussen, als von innen, Uns ungezehlte Lust bereiten) Die Rede nur allein uns zu gewehren! Fürwahr man muß dafür den Schöpfer billig ehren Auf eine Art, die unsre Danckbarkeit Für solch ein würdiges Geschencke Jn froher Andacht zeigt. Denn, lieber Mensch, bedencke: Wenn alle Menschen stumm; würd' unsre Lebens-Zeit Nicht elend, unser Geist nicht brach, und ohn' Vergnügen, Jn viehischer Unwissenheit, Ja ärger fast, als viehisch, liegen? So aber hat uns GOTT in unserm Leben Nicht nur die Red', einander zu verstehn; Auch eine Fähigkeit, in Schriften zu ersehn Was eine Seele denckt, o Wunder-Gut! gegeben. Ach! lasst uns denn für so viel seltne Gaben, Die wir von GOTT allein empfangen haben, Nicht immer unempfindlich seyn! Erwegt, wenn alles dieß uns fehlen (Wie GOTT uns ja nichts schuldig ist) Wie? oder auch entnommen werden sollte; Wie man sodann sich finden wollte: Und, da man dennoch leben müst', Jn wie viel Wieder-Sinn und Unmuth unsre Seelen Die Q 2
Ergetz- und Bequemlichkeiten. Und faſt auf ungezehlte Weiſe(Ach thaͤten wir es doch dem Geber ſtets zum Preiſe!) Den Nutzen und die Luſt vermehren. Noch mehr: Wie mancherley Vergnuͤglichkeiten Vermag, nebſt dem Gebrauch der uns geſchenckten Sinnen, (Die ſo von auſſen, als von innen, Uns ungezehlte Luſt bereiten) Die Rede nur allein uns zu gewehren! Fuͤrwahr man muß dafuͤr den Schoͤpfer billig ehren Auf eine Art, die unſre Danckbarkeit Fuͤr ſolch ein wuͤrdiges Geſchencke Jn froher Andacht zeigt. Denn, lieber Menſch, bedencke: Wenn alle Menſchen ſtumm; wuͤrd’ unſre Lebens-Zeit Nicht elend, unſer Geiſt nicht brach, und ohn’ Vergnuͤgen, Jn viehiſcher Unwiſſenheit, Ja aͤrger faſt, als viehiſch, liegen? So aber hat uns GOTT in unſerm Leben Nicht nur die Red’, einander zu verſtehn; Auch eine Faͤhigkeit, in Schriften zu erſehn Was eine Seele denckt, o Wunder-Gut! gegeben. Ach! laſſt uns denn fuͤr ſo viel ſeltne Gaben, Die wir von GOTT allein empfangen haben, Nicht immer unempfindlich ſeyn! Erwegt, wenn alles dieß uns fehlen (Wie GOTT uns ja nichts ſchuldig iſt) Wie? oder auch entnommen werden ſollte; Wie man ſodann ſich finden wollte: Und, da man dennoch leben muͤſt’, Jn wie viel Wieder-Sinn und Unmuth unſre Seelen Die Q 2
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Ergetz- und Bequemlichkeiten.
Und faſt auf ungezehlte Weiſe
(Ach thaͤten wir es doch dem Geber ſtets zum Preiſe!)
Den Nutzen und die Luſt vermehren.
Noch mehr: Wie mancherley Vergnuͤglichkeiten
Vermag, nebſt dem Gebrauch der uns geſchenckten Sinnen,
(Die ſo von auſſen, als von innen,
Uns ungezehlte Luſt bereiten)
Die Rede nur allein uns zu gewehren!
Fuͤrwahr man muß dafuͤr den Schoͤpfer billig ehren
Auf eine Art, die unſre Danckbarkeit
Fuͤr ſolch ein wuͤrdiges Geſchencke
Jn froher Andacht zeigt. Denn, lieber Menſch, bedencke:
Wenn alle Menſchen ſtumm; wuͤrd’ unſre Lebens-Zeit
Nicht elend, unſer Geiſt nicht brach, und ohn’ Vergnuͤgen,
Jn viehiſcher Unwiſſenheit,
Ja aͤrger faſt, als viehiſch, liegen?
So aber hat uns GOTT in unſerm Leben
Nicht nur die Red’, einander zu verſtehn;
Auch eine Faͤhigkeit, in Schriften zu erſehn
Was eine Seele denckt, o Wunder-Gut! gegeben.
Ach! laſſt uns denn fuͤr ſo viel ſeltne Gaben,
Die wir von GOTT allein empfangen haben,
Nicht immer unempfindlich ſeyn!
Erwegt, wenn alles dieß uns fehlen
(Wie GOTT uns ja nichts ſchuldig iſt)
Wie? oder auch entnommen werden ſollte;
Wie man ſodann ſich finden wollte:
Und, da man dennoch leben muͤſt’,
Jn wie viel Wieder-Sinn und Unmuth unſre Seelen
Die
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