Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
Geranium.
Geranium.
Die verschiedlich rothe Gluth, das Rubinen-gleiche
funckeln

Von den Tulpen, von den Rosen, Malva, Nelcken, Mah,
Ranunckeln,

Hab' ich mit vergnügter Seelen, offt erstaunet angeblickt,
Offt zu GOTTES Ruhm betrachtet, offt Den, Der sie so
geschmückt,

Jnniglich gerührt besungen. Jetzt erblick ich abermahl
Eine neue rothe Schönheit, einen Flammen-reichen Strahl,
Der mir, wie ein schneller Blitz, durch das Aug' ins Her-
tze flieget,

Meiner Andacht Gluth entzündet, mich recht inniglich ver-
gnüget,

Ja für Lust mich fast verwirret. Für Verwundrung ward
ich stumm,

Als ich jüngst dein Feur erblickte, funckelndes Geranium.
Deine lieblich helle Röthe, ob sie gleich ein wenig blaß,
Jst dennoch von solcher Krafft, daß sie dem Rubin-Balaß
Nicht nur gleicht; ihn übertrifft. Wie es lässt, so strahlt,
so bricht

Aus desselben glatten Blättern keine Farb', ein röthlich
Licht,

Und dringt durch das Aug' ins Hertze, weckt den einge-
schlaffnen Sinn

Vom Gewohnheits-Schlummer auf, facht der Andacht Flam-
men an,

Lenckt der Seelen rege Krafft, durch die Lust, zum Schöpfer
hin;

Dessen Allmacht, Weisheit, Liebe man am besten ehren kann,
Durch
O
Geranium.
Geranium.
Die verſchiedlich rothe Gluth, das Rubinen-gleiche
funckeln

Von den Tulpen, von den Roſen, Malva, Nelcken, Mah,
Ranunckeln,

Hab’ ich mit vergnuͤgter Seelen, offt erſtaunet angeblickt,
Offt zu GOTTES Ruhm betrachtet, offt Den, Der ſie ſo
geſchmuͤckt,

Jnniglich geruͤhrt beſungen. Jetzt erblick ich abermahl
Eine neue rothe Schoͤnheit, einen Flammen-reichen Strahl,
Der mir, wie ein ſchneller Blitz, durch das Aug’ ins Her-
tze flieget,

Meiner Andacht Gluth entzuͤndet, mich recht inniglich ver-
gnuͤget,

Ja fuͤr Luſt mich faſt verwirret. Fuͤr Verwundrung ward
ich ſtumm,

Als ich juͤngſt dein Feur erblickte, funckelndes Geranium.
Deine lieblich helle Roͤthe, ob ſie gleich ein wenig blaß,
Jſt dennoch von ſolcher Krafft, daß ſie dem Rubin-Balaß
Nicht nur gleicht; ihn uͤbertrifft. Wie es laͤſſt, ſo ſtrahlt,
ſo bricht

Aus deſſelben glatten Blaͤttern keine Farb’, ein roͤthlich
Licht,

Und dringt durch das Aug’ ins Hertze, weckt den einge-
ſchlaffnen Sinn

Vom Gewohnheits-Schlummer auf, facht der Andacht Flam-
men an,

Lenckt der Seelen rege Krafft, durch die Luſt, zum Schoͤpfer
hin;

Deſſen Allmacht, Weisheit, Liebe man am beſten ehren kann,
Durch
O
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0241" n="209"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Geranium.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#aq">Geranium.</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>ie ver&#x017F;chiedlich rothe Gluth, das Rubinen-gleiche<lb/><hi rendition="#et">funckeln</hi></l><lb/>
              <l>Von den Tulpen, von den Ro&#x017F;en, Malva, Nelcken, Mah,<lb/><hi rendition="#et">Ranunckeln,</hi></l><lb/>
              <l>Hab&#x2019; ich mit vergnu&#x0364;gter Seelen, offt er&#x017F;taunet angeblickt,</l><lb/>
              <l>Offt zu GOTTES Ruhm betrachtet, offt Den, Der &#x017F;ie &#x017F;o<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt,</hi></l><lb/>
              <l>Jnniglich geru&#x0364;hrt be&#x017F;ungen. Jetzt erblick ich abermahl</l><lb/>
              <l>Eine neue rothe Scho&#x0364;nheit, einen Flammen-reichen Strahl,</l><lb/>
              <l>Der mir, wie ein &#x017F;chneller Blitz, durch das Aug&#x2019; ins Her-<lb/><hi rendition="#et">tze flieget,</hi></l><lb/>
              <l>Meiner Andacht Gluth entzu&#x0364;ndet, mich recht inniglich ver-<lb/><hi rendition="#et">gnu&#x0364;get,</hi></l><lb/>
              <l>Ja fu&#x0364;r Lu&#x017F;t mich fa&#x017F;t verwirret. Fu&#x0364;r Verwundrung ward<lb/><hi rendition="#et">ich &#x017F;tumm,</hi></l><lb/>
              <l>Als ich ju&#x0364;ng&#x017F;t dein Feur erblickte, funckelndes <hi rendition="#aq">Geranium.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Deine lieblich helle Ro&#x0364;the, ob &#x017F;ie gleich ein wenig blaß,</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t dennoch von &#x017F;olcher Krafft, daß &#x017F;ie dem Rubin-Balaß</l><lb/>
              <l>Nicht nur gleicht; ihn u&#x0364;bertrifft. Wie es la&#x0364;&#x017F;&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;trahlt,<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;o bricht</hi></l><lb/>
              <l>Aus de&#x017F;&#x017F;elben glatten Bla&#x0364;ttern keine Farb&#x2019;, ein ro&#x0364;thlich<lb/><hi rendition="#et">Licht,</hi></l><lb/>
              <l>Und dringt durch das Aug&#x2019; ins Hertze, weckt den einge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chlaffnen Sinn</hi></l><lb/>
              <l>Vom Gewohnheits-Schlummer auf, facht der Andacht Flam-<lb/><hi rendition="#et">men an,</hi></l><lb/>
              <l>Lenckt der Seelen rege Krafft, durch die Lu&#x017F;t, zum Scho&#x0364;pfer<lb/><hi rendition="#et">hin;</hi></l><lb/>
              <l>De&#x017F;&#x017F;en Allmacht, Weisheit, Liebe man am be&#x017F;ten ehren kann,</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">O</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Durch</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0241] Geranium. Geranium. Die verſchiedlich rothe Gluth, das Rubinen-gleiche funckeln Von den Tulpen, von den Roſen, Malva, Nelcken, Mah, Ranunckeln, Hab’ ich mit vergnuͤgter Seelen, offt erſtaunet angeblickt, Offt zu GOTTES Ruhm betrachtet, offt Den, Der ſie ſo geſchmuͤckt, Jnniglich geruͤhrt beſungen. Jetzt erblick ich abermahl Eine neue rothe Schoͤnheit, einen Flammen-reichen Strahl, Der mir, wie ein ſchneller Blitz, durch das Aug’ ins Her- tze flieget, Meiner Andacht Gluth entzuͤndet, mich recht inniglich ver- gnuͤget, Ja fuͤr Luſt mich faſt verwirret. Fuͤr Verwundrung ward ich ſtumm, Als ich juͤngſt dein Feur erblickte, funckelndes Geranium. Deine lieblich helle Roͤthe, ob ſie gleich ein wenig blaß, Jſt dennoch von ſolcher Krafft, daß ſie dem Rubin-Balaß Nicht nur gleicht; ihn uͤbertrifft. Wie es laͤſſt, ſo ſtrahlt, ſo bricht Aus deſſelben glatten Blaͤttern keine Farb’, ein roͤthlich Licht, Und dringt durch das Aug’ ins Hertze, weckt den einge- ſchlaffnen Sinn Vom Gewohnheits-Schlummer auf, facht der Andacht Flam- men an, Lenckt der Seelen rege Krafft, durch die Luſt, zum Schoͤpfer hin; Deſſen Allmacht, Weisheit, Liebe man am beſten ehren kann, Durch O

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/241
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/241>, abgerufen am 27.04.2024.