Jüngst hört' ich abermahl, du Auszug weiser Geister, Der edlen Hammon-Stadt berühmter Bürgermeister, Du theurer Anderson, ein Wort von dir, So würdig, damit es beständig bleibe, Daß man's in festen Stahl, und harten Marmor schreibe.
Als iemand dich beschäfftigt fand, Durch ein Vergrössrungs-Glas ein Würmchen anzuseheu, Und, wie es Dein bedachtsamer Verstand Nach allen Theilen durchzugehen Sich viele Mühe nahm, gewahr ward, auch sogleich, Wie es doch möglich sey, ein so verächtlich Thier So mühsam zu besehn, mit ernstem Schertz, ja schier Mit halben Hohn-Gelächter, fragte; So hört' ich, wie Dein Mund ihm dieß zur Antwort sagte:
Es hielte GOTT der HERR, der Schöpfer aller Dinge Dieß kleine Thier nicht zu geringe: Das ew'ge Wort, die Quell der Himmel und der Erden Hielt' es der Schöpfung wehrt, und hieß dieß Würmchen werden: Und ich sollt es nicht wehrt, es zu betrachten, Ja nicht einmahl des Ansehns würdig, achten?
Ver-
K
Beſtraffung der Unachtſamkeit.
Sinn-reiche Beſtraffung der Un- achtſamkeit.
Juͤngſt hoͤrt’ ich abermahl, du Auszug weiſer Geiſter, Der edlen Hammon-Stadt beruͤhmter Buͤrgermeiſter, Du theurer Anderſon, ein Wort von dir, So wuͤrdig, damit es beſtaͤndig bleibe, Daß man’s in feſten Stahl, und harten Marmor ſchreibe.
Als iemand dich beſchaͤfftigt fand, Durch ein Vergroͤſſrungs-Glas ein Wuͤrmchen anzuſeheu, Und, wie es Dein bedachtſamer Verſtand Nach allen Theilen durchzugehen Sich viele Muͤhe nahm, gewahr ward, auch ſogleich, Wie es doch moͤglich ſey, ein ſo veraͤchtlich Thier So muͤhſam zu beſehn, mit ernſtem Schertz, ja ſchier Mit halben Hohn-Gelaͤchter, fragte; So hoͤrt’ ich, wie Dein Mund ihm dieß zur Antwort ſagte:
Es hielte GOTT der HERR, der Schoͤpfer aller Dinge Dieß kleine Thier nicht zu geringe: Das ew’ge Wort, die Quell der Himmel und der Erden Hielt’ es der Schoͤpfung wehrt, und hieß dieß Wuͤrmchen werden: Und ich ſollt es nicht wehrt, es zu betrachten, Ja nicht einmahl des Anſehns wuͤrdig, achten?
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Beſtraffung der Unachtſamkeit.
Sinn-reiche Beſtraffung der Un-
achtſamkeit.
Juͤngſt hoͤrt’ ich abermahl, du Auszug weiſer Geiſter,
Der edlen Hammon-Stadt beruͤhmter Buͤrgermeiſter,
Du theurer Anderſon, ein Wort von dir,
So wuͤrdig, damit es beſtaͤndig bleibe,
Daß man’s in feſten Stahl, und harten Marmor ſchreibe.
Als iemand dich beſchaͤfftigt fand,
Durch ein Vergroͤſſrungs-Glas ein Wuͤrmchen anzuſeheu,
Und, wie es Dein bedachtſamer Verſtand
Nach allen Theilen durchzugehen
Sich viele Muͤhe nahm, gewahr ward, auch ſogleich,
Wie es doch moͤglich ſey, ein ſo veraͤchtlich Thier
So muͤhſam zu beſehn, mit ernſtem Schertz, ja ſchier
Mit halben Hohn-Gelaͤchter, fragte;
So hoͤrt’ ich, wie Dein Mund ihm dieß zur Antwort ſagte:
Es hielte GOTT der HERR, der Schoͤpfer aller Dinge
Dieß kleine Thier nicht zu geringe:
Das ew’ge Wort, die Quell der Himmel und der Erden
Hielt’ es der Schoͤpfung wehrt, und hieß dieß Wuͤrmchen
werden:
Und ich ſollt es nicht wehrt, es zu betrachten,
Ja nicht einmahl des Anſehns wuͤrdig, achten?
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/177>, abgerufen am 23.07.2024.
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