Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Vergnügliche Betrachtung Und verwirret abwärts hangen;Da sie ietzt in stoltzer Breite, Ründ' und Höhe herrlich prangen, Und als grosse Garten-Lauben, nett geflochten, Wunder- schön, Besser, als die Hänge-Gärten Babels, in den Lüfften stehn. An das angestrahlte Haus siehet man bey heiterm Wetter, Um die Anmuth noch zu mehren, tausend, tausend Schatten- Blätter Durchs gehemmte Licht gebildet, an die rothe Mauer fallen, Und, zusammt den wircklichen, lieblich hin und wieder wallen. Da man nun für iedes Blat, Wenn man es genau betrachtet, GOtt zu dancken Ursach hat; Wie vielmehr soll unser Geist, wenn man auf der Bäume Cronen Jhrer so viel tausend sieht, ja so viele Millionen, Den, der sie zu unserm Nutzen, und zu unsrer Lust gemacht, Loben, preisen, und Jhm dancken, so am würdigsten geschieht, Wann man an den Schöpfer dencket, dann, wann mans Ge- schöpfe sieht. Auf denn! lasst uns künfftig hin im Vergnügen uns be- streben, Durch das dencken an den Geber, Jhm den besten Danck zu geben! So verlängern wir die Lust, so empfinden wir sie besser, So wird unsre Lieb' und Ehr-Furcht zu dem grossen Schöpf- fer grösser. Ja
Vergnuͤgliche Betrachtung Und verwirret abwaͤrts hangen;Da ſie ietzt in ſtoltzer Breite, Ruͤnd’ und Hoͤhe herrlich prangen, Und als groſſe Garten-Lauben, nett geflochten, Wunder- ſchoͤn, Beſſer, als die Haͤnge-Gaͤrten Babels, in den Luͤfften ſtehn. An das angeſtrahlte Haus ſiehet man bey heiterm Wetter, Um die Anmuth noch zu mehren, tauſend, tauſend Schatten- Blaͤtter Durchs gehemmte Licht gebildet, an die rothe Mauer fallen, Und, zuſammt den wircklichen, lieblich hin und wieder wallen. Da man nun fuͤr iedes Blat, Wenn man es genau betrachtet, GOtt zu dancken Urſach hat; Wie vielmehr ſoll unſer Geiſt, wenn man auf der Baͤume Cronen Jhrer ſo viel tauſend ſieht, ja ſo viele Millionen, Den, der ſie zu unſerm Nutzen, und zu unſrer Luſt gemacht, Loben, preiſen, und Jhm dancken, ſo am wuͤrdigſten geſchieht, Wann man an den Schoͤpfer dencket, dann, wann mans Ge- ſchoͤpfe ſieht. Auf denn! laſſt uns kuͤnfftig hin im Vergnuͤgen uns be- ſtreben, Durch das dencken an den Geber, Jhm den beſten Danck zu geben! So verlaͤngern wir die Luſt, ſo empfinden wir ſie beſſer, So wird unſre Lieb’ und Ehr-Furcht zu dem groſſen Schoͤpf- fer groͤſſer. Ja
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Vergnuͤgliche Betrachtung
Und verwirret abwaͤrts hangen;
Da ſie ietzt in ſtoltzer Breite, Ruͤnd’ und Hoͤhe herrlich
prangen,
Und als groſſe Garten-Lauben, nett geflochten, Wunder-
ſchoͤn,
Beſſer, als die Haͤnge-Gaͤrten Babels, in den Luͤfften ſtehn.
An das angeſtrahlte Haus ſiehet man bey heiterm
Wetter,
Um die Anmuth noch zu mehren, tauſend, tauſend Schatten-
Blaͤtter
Durchs gehemmte Licht gebildet, an die rothe Mauer fallen,
Und, zuſammt den wircklichen, lieblich hin und wieder
wallen.
Da man nun fuͤr iedes Blat,
Wenn man es genau betrachtet, GOtt zu dancken Urſach hat;
Wie vielmehr ſoll unſer Geiſt, wenn man auf der Baͤume
Cronen
Jhrer ſo viel tauſend ſieht, ja ſo viele Millionen,
Den, der ſie zu unſerm Nutzen, und zu unſrer Luſt gemacht,
Loben, preiſen, und Jhm dancken, ſo am wuͤrdigſten geſchieht,
Wann man an den Schoͤpfer dencket, dann, wann mans Ge-
ſchoͤpfe ſieht.
Auf denn! laſſt uns kuͤnfftig hin im Vergnuͤgen uns be-
ſtreben,
Durch das dencken an den Geber, Jhm den beſten Danck zu
geben!
So verlaͤngern wir die Luſt, ſo empfinden wir ſie beſſer,
So wird unſre Lieb’ und Ehr-Furcht zu dem groſſen Schoͤpf-
fer groͤſſer.
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