So offt sein Blick der Sonnen Strahl gesehn, Rieff seine Seel' in ihm: GOtt Lob, daß er so schön! So offt der Nachtigall durchdringender Gesang Sein Ohr durchdrang, erschallt': wie rein ist dieser Klang! GOtt Lob! daß er so rein! GOtt Lob! daß wir in dieser Welt So vieler Anmuth fähig seyn!
Wann der gelinde West die Haut ihm sanfte streichelt, Und ihm sein kühler Hauch mit linden Blasen schmeichelt, So dacht er bey sich selbst, vergnüget durchs Gefühl: GOtt Lob, daß er so sanft! GOtt Lob, daß er so kühl! Wann reiffer Früchte Safft ihm in die Zunge dringet, Und durch ihr säurlich süß ihm Lust und Aumuth bringet; So rufft die Zung' erfreut: GOtt Lob, daß es so schmeckt! GOtt Lob, daß solche Lust in Zung' und Früchten steckt! Ach röche, sähe, fühlt' und hörte, GOtt zum Preise, Jch und ein ieder Mensch doch offt auf solche Weise!
Wir-
Vergnuͤgte Sinnen.
So offt ſein Blick der Sonnen Strahl geſehn, Rieff ſeine Seel’ in ihm: GOtt Lob, daß er ſo ſchoͤn! So offt der Nachtigall durchdringender Geſang Sein Ohr durchdrang, erſchallt’: wie rein iſt dieſer Klang! GOtt Lob! daß er ſo rein! GOtt Lob! daß wir in dieſer Welt So vieler Anmuth faͤhig ſeyn!
Wann der gelinde Weſt die Haut ihm ſanfte ſtreichelt, Und ihm ſein kuͤhler Hauch mit linden Blaſen ſchmeichelt, So dacht er bey ſich ſelbſt, vergnuͤget durchs Gefuͤhl: GOtt Lob, daß er ſo ſanft! GOtt Lob, daß er ſo kuͤhl! Wann reiffer Fruͤchte Safft ihm in die Zunge dringet, Und durch ihr ſaͤurlich ſuͤß ihm Luſt und Aumuth bringet; So rufft die Zung’ erfreut: GOtt Lob, daß es ſo ſchmeckt! GOtt Lob, daß ſolche Luſt in Zung’ und Fruͤchten ſteckt! Ach roͤche, ſaͤhe, fuͤhlt’ und hoͤrte, GOtt zum Preiſe, Jch und ein ieder Menſch doch offt auf ſolche Weiſe!
Wir-
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Vergnuͤgte Sinnen.
So offt ſein Blick der Sonnen Strahl geſehn,
Rieff ſeine Seel’ in ihm: GOtt Lob, daß er ſo ſchoͤn!
So offt der Nachtigall durchdringender Geſang
Sein Ohr durchdrang, erſchallt’: wie rein iſt dieſer
Klang!
GOtt Lob! daß er ſo rein!
GOtt Lob! daß wir in dieſer Welt
So vieler Anmuth faͤhig ſeyn!
Wann der gelinde Weſt die Haut ihm ſanfte ſtreichelt,
Und ihm ſein kuͤhler Hauch mit linden Blaſen ſchmeichelt,
So dacht er bey ſich ſelbſt, vergnuͤget durchs Gefuͤhl:
GOtt Lob, daß er ſo ſanft! GOtt Lob, daß er ſo kuͤhl!
Wann reiffer Fruͤchte Safft ihm in die Zunge dringet,
Und durch ihr ſaͤurlich ſuͤß ihm Luſt und Aumuth bringet;
So rufft die Zung’ erfreut: GOtt Lob, daß es ſo ſchmeckt!
GOtt Lob, daß ſolche Luſt in Zung’ und Fruͤchten ſteckt!
Ach roͤche, ſaͤhe, fuͤhlt’ und hoͤrte, GOtt zum Preiſe,
Jch und ein ieder Menſch doch offt auf ſolche Weiſe!
Wir-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/141>, abgerufen am 16.02.2025.
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