Was Augen, Zung, Geruch, Gefühl und Ohr gefällt, Was selbst den innern Kern, die Krafft der Seelen, rühret, Dieß zeigt das Schau-Gerüst der neu-entdeckten Welt, Von Deiner Wunder-Hand so lebhaft aufgeführet. Wann Orpheus Harpfen-Klang durch seltne Eigen- schaft, (Wie wol es Fabel-Spiel) die wilde Thiere zähmet; So wird, erregest Du der Elementen Krafft, Der Mensch, als Stein, bewegt, der klugen Witz be- schämet: Voraus, wann Telemann hiebey die Säyten regt, Und sich Sein Zauber-Thon in Deine Lieder menget; Wird alles, was Gehör und Regung hat, bewegt, Und gleichsam Lufft und Fluth, durch Schall und Fall gedrenget. Es ist das Buch der Welt mein stetes Augen-Merck, Seit dem Du, durchs Gehör, die Frühlings-Lust er- neuet. Jch fühle, daß zugleich Dein schönes Wasser-Werck Mich, vom Gewohnheits-Schlaff, durch Aug und Ohr befreyet. Darf ich Dir, Grosser Brocks, Apollo unsrer Zeit, Von meiner Lehr-Begier die Erstlinge entrichten; So nimm dieß, als ein Theil der Danck-Ergebenheit Von meinen zärtlich Dir verbundnen Neigungs- Pflichten.
Beym
Was Augen, Zung, Geruch, Gefuͤhl und Ohr gefaͤllt, Was ſelbſt den innern Kern, die Krafft der Seelen, ruͤhret, Dieß zeigt das Schau-Geruͤſt der neu-entdeckten Welt, Von Deiner Wunder-Hand ſo lebhaft aufgefuͤhret. Wann Orpheus Harpfen-Klang durch ſeltne Eigen- ſchaft, (Wie wol es Fabel-Spiel) die wilde Thiere zaͤhmet; So wird, erregeſt Du der Elementen Krafft, Der Menſch, als Stein, bewegt, der klugen Witz be- ſchaͤmet: Voraus, wann Telemann hiebey die Saͤyten regt, Und ſich Sein Zauber-Thon in Deine Lieder menget; Wird alles, was Gehoͤr und Regung hat, bewegt, Und gleichſam Lufft und Fluth, durch Schall und Fall gedrenget. Es iſt das Buch der Welt mein ſtetes Augen-Merck, Seit dem Du, durchs Gehoͤr, die Fruͤhlings-Luſt er- neuet. Jch fuͤhle, daß zugleich Dein ſchoͤnes Waſſer-Werck Mich, vom Gewohnheits-Schlaff, durch Aug und Ohr befreyet. Darf ich Dir, Groſſer Brocks, Apollo unſrer Zeit, Von meiner Lehr-Begier die Erſtlinge entrichten; So nimm dieß, als ein Theil der Danck-Ergebenheit Von meinen zaͤrtlich Dir verbundnen Neigungs- Pflichten.
Beym
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[0013]
Was Augen, Zung, Geruch, Gefuͤhl und Ohr gefaͤllt,
Was ſelbſt den innern Kern, die Krafft der Seelen,
ruͤhret,
Dieß zeigt das Schau-Geruͤſt der neu-entdeckten Welt,
Von Deiner Wunder-Hand ſo lebhaft aufgefuͤhret.
Wann Orpheus Harpfen-Klang durch ſeltne Eigen-
ſchaft,
(Wie wol es Fabel-Spiel) die wilde Thiere zaͤhmet;
So wird, erregeſt Du der Elementen Krafft,
Der Menſch, als Stein, bewegt, der klugen Witz be-
ſchaͤmet:
Voraus, wann Telemann hiebey die Saͤyten regt,
Und ſich Sein Zauber-Thon in Deine Lieder menget;
Wird alles, was Gehoͤr und Regung hat, bewegt,
Und gleichſam Lufft und Fluth, durch Schall und Fall
gedrenget.
Es iſt das Buch der Welt mein ſtetes Augen-Merck,
Seit dem Du, durchs Gehoͤr, die Fruͤhlings-Luſt er-
neuet.
Jch fuͤhle, daß zugleich Dein ſchoͤnes Waſſer-Werck
Mich, vom Gewohnheits-Schlaff, durch Aug und Ohr
befreyet.
Darf ich Dir, Groſſer Brocks, Apollo unſrer
Zeit,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/13>, abgerufen am 03.07.2024.
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