Um mich, nach vollbrachter Arbeit, wieder etwas zu er- frischen, Setzt' ich mich zur Frühlings-Zeit jüngst bey blühnden Ro- sen-Büschen: Und es setzte Mops, mein Hund, sich von ungefehr zu mir. Jch ergetzte mich von Hertzen an der schönen Staude Zier, Brach von allen eine Rose, deren Farb' am schönsten spielte, Mit vergnügten Fingern ab. Wie ich nun von ungefehr Mops sie vor die Augen hielte, Und sie ihm zu riechen gab; Kehrt er Kopf und Schnautze weg. Ach! fiel mir hierü- ber ein: Handeltest du, lieber Mops, so mit Bluhmen doch allein! Aber so lässt mancher Mensch der Geschöpfe Schmuck und Pracht, Mit nicht minder schneller Abkehr seiner Sinnen aus der Acht; Wollt ihr denn, vernünftge Menschen, GOttes Wercke, die so schön, Anders nicht, als wie die Hunde, riechen, hören, schmecken, sehn?
Laue
F
Mops.
Mops.
Um mich, nach vollbrachter Arbeit, wieder etwas zu er- friſchen, Setzt’ ich mich zur Fruͤhlings-Zeit juͤngſt bey bluͤhnden Ro- ſen-Buͤſchen: Und es ſetzte Mops, mein Hund, ſich von ungefehr zu mir. Jch ergetzte mich von Hertzen an der ſchoͤnen Staude Zier, Brach von allen eine Roſe, deren Farb’ am ſchoͤnſten ſpielte, Mit vergnuͤgten Fingern ab. Wie ich nun von ungefehr Mops ſie vor die Augen hielte, Und ſie ihm zu riechen gab; Kehrt er Kopf und Schnautze weg. Ach! fiel mir hieruͤ- ber ein: Handelteſt du, lieber Mops, ſo mit Bluhmen doch allein! Aber ſo laͤſſt mancher Menſch der Geſchoͤpfe Schmuck und Pracht, Mit nicht minder ſchneller Abkehr ſeiner Sinnen aus der Acht; Wollt ihr denn, vernuͤnftge Menſchen, GOttes Wercke, die ſo ſchoͤn, Anders nicht, als wie die Hunde, riechen, hoͤren, ſchmecken, ſehn?
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Mops.
Mops.
Um mich, nach vollbrachter Arbeit, wieder etwas zu er-
friſchen,
Setzt’ ich mich zur Fruͤhlings-Zeit juͤngſt bey bluͤhnden Ro-
ſen-Buͤſchen:
Und es ſetzte Mops, mein Hund, ſich von ungefehr zu mir.
Jch ergetzte mich von Hertzen an der ſchoͤnen Staude Zier,
Brach von allen eine Roſe, deren Farb’ am ſchoͤnſten ſpielte,
Mit vergnuͤgten Fingern ab.
Wie ich nun von ungefehr Mops ſie vor die Augen hielte,
Und ſie ihm zu riechen gab;
Kehrt er Kopf und Schnautze weg. Ach! fiel mir hieruͤ-
ber ein:
Handelteſt du, lieber Mops, ſo mit Bluhmen doch allein!
Aber ſo laͤſſt mancher Menſch der Geſchoͤpfe Schmuck und
Pracht,
Mit nicht minder ſchneller Abkehr ſeiner Sinnen aus der
Acht;
Wollt ihr denn, vernuͤnftge Menſchen, GOttes Wercke, die
ſo ſchoͤn,
Anders nicht, als wie die Hunde, riechen, hoͤren, ſchmecken,
ſehn?
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/113>, abgerufen am 16.02.2025.
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